Wissenschaftlicher Sammelband, herausgegeben von Thomas Tinnefeld unter Mitarbeit von Ines-A. Busch-Lauer, Hans Giessen, Michael Langner, Adelheid Schumann. Saarbrücken: htw saar 2012. ISBN 978-3-942949-00-2.



EMILE im deutschen Hochschulkontext –
Juristische Fachvorlesungen in französischer Sprache


Cornelia Gerhardt (Saarbrücken) / Sybille Neumann (Saarbrücken)



Abstract (English)
This paper describes an EMILE project, i.e. L’Enseignement d’une Matière Intégrée à une Langue Etrangère, carried out at a German university of applied sciences. In this case, French language lectures on international law were given in the framework of economic studies. So Context and Language Integrated Learning (CLIL) was applied outside of the usual school context. Student evaluations were highly positive. Students considered the German summaries, the comparatively slower pace of the lecture as well as the support through transparencies and PowerPoint as positive assets. In the main, the learners wished for more EMILE projects. These findings suggest that more non-English foreign language lectures be offered at university level, in particular in international study programmes. 
Key words: CLIL, Context and Language Integrated Learning, French as the target language


Abstract (Deutsch)
Gegenstand dieses Beitrags ist ein EMILE-Projekt (L’Enseignement d’une Matière Intégrée à une Langue Etrangère) im deutschen Hochschulkontext. Konkret geht es um französischsprachige - und nicht, wie gemeinhin üblich, um englischsprachige - Vorlesungen auf dem Gebiet des Internationalen Vertragsrechts für angehende Betriebswirte. Das integrierte Fremdsprachen- und Sachfachlernen, das international oft unter dem Kürzel CLIL (Context and Language Integrated Learning) firmiert, wurde hier außerhalb des üblichen schulischen Kontexts durchgeführt. Die Studierendenbefragungen zu diesem Projekt fielen außerordentlich positiv aus. Die auf Deutsch formulierten Zusammenfassungen, das im Vergleich langsamere Sprechtempo sowie der Medieneinsatz (Folienpräsentation; PowerPoint) wurden von den Studierenden sehr gut angenommen. Insgesamt wünschen sich die Studierenden ein breiteres Angebot an solchen EMILE-Projekten. Aus diesen Ergebnissen kann geschlossen werden, dass vor allem in international ausgerichteten Studiengängen mehr nicht-englischsprachige Vorlesungen angeboten werden sollten.
Stichwörter: EMILE / CLIL, integriertes Fremdsprachen- und Sachfachlernen, Zielsprache Französisch



1   Einleitung

Im vorliegenden Artikel[1] wird ein an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW) durchgeführtes EMILE-Projekt (L’Enseignement d’une Matière Intégrée à une Langue Etrangère) beschrieben. Seit einigen Semestern können die Studierenden der Studiengänge Internationale Betriebswirtschaft und Internationales Tourismus-Management die Vorlesungen Grundlagen der Bilanzierung und Internationales Vertragsrecht auf Französisch hören. Da sowohl Studien im tertiären Bildungssektor als auch Publikationen über andere Zielsprachen als Englisch innerhalb der Forschung zum integrierten Sprachen- und Inhaltslernen rar sind, soll der vorliegende Artikel dazu beitragen, eine Forschungslücke zu schließen. Zudem hat sich bei Studierendenbefragungen gezeigt, dass dieses Projekt von einer deutlichen Mehrheit der teilnehmenden Studierenden begrüßt wird und dass die Studierenden sich mehr Fachvorlesungen auf Französisch wünschen. In dem vorliegenden Aufsatz sollen das Projekt und seine Begleitumstände vorgestellt werden, um die Vermittlung von Sachinhalten in einer anderen Fremdsprache als dem Englischen an deutschen Hochschulen auch außerhalb der Philologien in noch weiterem Umfang als bisher anzuregen.
Nach einer Beschreibung des Hintergrundes des an der HTW des Saarlandes durchgeführten Projekts folgt eine didaktisch-sprachwissenschaftliche Einbettung durch die Vorstellung des Konzepts des integrierten Fremdsprachen- und Sachfachlernens. Im Anschluss daran wird kurz auf die Situation des Französischen im Saarland eingegangen, um das Umfeld dieses Projekts näher zu beleuchten. Schließlich wird das Projekt vor dem Hintergrund verschiedener Qualitätsmerkmale bewertet. Der Artikel schließt mit den Evaluierungen der Studierenden. 

2   Hintergrund des Projekts

Die Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW) verfügt neben den deutsch-französischen Studiengängen am DFHI (Deutsch-Französisches Hochschul-Institut) unter anderem über zwei internationale Bachelor-Studiengänge: den Studiengang Internationale Betriebswirtschaft und den Studiengang Internationales Tourismus-Management. Die Studierenden der Studiengänge Internationale Betriebswirtschaft und Internationales Tourismus-Management müssen als Zulassungsvoraussetzung zum Studium über gute fremdsprachliche Kenntnisse in Englisch / Französisch bzw. Englisch / Spanisch verfügen; erste Fremdsprache kann hierbei sowohl Englisch als auch Französisch sein. Das Niveau dieser Einstufungstests entspricht dem Niveau B2 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens[2].

Studierende, die sich für die Studiengänge Internationale Betriebswirtschaft und Internationales Tourismus-Management interessieren, sind typischerweise sprachenaffin und haben sich gerade wegen der Verbindung von Fremdsprachen und Betriebswirtschaftslehre für einen solchen Studiengang entschieden. Diese Einschätzung bestätigt sich regelmäßig sowohl durch Erstsemesterbefragungen als auch durch zahlreiche persönliche Gespräche mit den Studierenden.

Auf Grund dessen und wegen der Einbettung der HTW im Großraum Saar/Lor/Lux mit all seinen Begleiterscheinungen (s.u.) lag es auf der Hand, nicht nur englischsprachige, sondern auch französischsprachige Fachveranstaltungen anzubieten. Glücklicherweise haben an der HTW des Saarlandes einige Kollegen einen deutsch-französischen Hintergrund und sprechen fließend Französisch, so dass es möglich war, ab dem Sommersemester 2009 für die Studiengänge Internationale Betriebswirtschaft und Internationales Tourismus-Management die Veranstaltungen Internationales Vertragsrecht (Prof. Dr. Neumann) und Grundlagen der Bilanzierung (Prof. Dr. Pochmann) in französischer Sprache anzubieten[3].

Ziel war hierbei, den Studierenden sowohl Fachwissen als auch sprachliche Kompetenz zu vermitteln. Hierzu sind nicht alle Fächer geeignet: So wird sich eine Veranstaltung zum deutschen Zivilrecht nicht dazu eignen, in einer Fremdsprache abgehalten zu werden. Dagegen ist eine Vorlesung wie das Internationale Vertragsrecht geradezu prädestiniert, in englischer oder französischer Sprache gelesen zu werden; zumal viele Originaltexte, wie z.B. das CISG (UN-Kaufrecht), nicht in deutscher Sprache vorliegen.

Zu Beginn einer solchen Veranstaltung stellt sich stets die Frage, inwiefern man eine solche Vorlesung anders gestalten sollte als eine Vorlesung in der Muttersprache der Studierenden. Die Lehrenden nahmen sich deshalb vor, folgende Punkte beim Unterrichten zu beachten:

·         Die Sprechgeschwindigkeit sollte auf jeden Fall reduziert werden. Bei den Studierenden sollte regelmäßig nachgefragt werden, ob sie mit dem derzeitigen Sprechtempo zurechtkommen.

·  Die Studierenden sollten aufgefordert werden, sich bei Nichtverstehen einer Vokabel oder gar eines ganzen Satzes sofort zu melden. Die Vokabel sollte dann möglichst in der Fremdsprache erläutert werden.
· Wichtig ist gerade bei fremdsprachigen Fachvorlesungen, dass die Studierenden eine schriftliche Unterstützung in Form von Folien oder Skript erhalten.

Die Studierendenevaluationen, auf die weiter unten im Detail eingegangen wird, zeigen, dass die Studierenden diese Faktoren wahrnehmen und begrüßen.


3   Didaktisch–sprachwissenschaftliche Einbettung

Französischsprachige Fachvorlesungen zum internationalen Vertragsrecht bzw. zur Bilanzierung sind aus der Perspektive der Fremdsprachendidaktik bzw. der angewandten Sprachwissenschaft dem Enseignement d'une matière par l'intégration d'une langue étrangère (EMILE) zuzuordnen, das international oft unter dem englischen Akronym CLIL (Content and Language Integrated Learning) firmiert[4]. Dieses Konzept soll im Weiteren kurz vorgestellt werden. Da aus linguistischer Sicht die Sprachensituation in der lokalen Sprachgemeinschaft bei einem solchen Projekt von großer Bedeutung ist, soll ferner die Situation des Französischen im Saarland kurz vorgestellt werden.


3.1  EMILE - Enseignement d'une matière par l'intégration d'une langue étrangère

Während nicht-muttersprachlicher Unterricht im Mittelalter durch den Gebrauch von Latein ein dominantes Unterrichtsmodel darstellte, ist die Entwicklung der modernen Nationalstaaten untrennbar mit schulischer bzw. universitärer Bildung in den jeweiligen Nationalsprachen verknüpft. Im Zuge der Internationalisierung und Globalisierung gibt es nun wiederum seit den frühen 1990er Jahren in vielen Ländern den Trend, vor allem das Englische - aber auch andere prestigeträchtige Sprachen - als Unterrichtssprachen einzusetzen. Diverse Projekte der Europäischen Union bzw. ihrer Vorgängerorganisationen haben zu einer Zunahme dieser Lehr-/Lernform geführt[5]. Somit findet sich EMILE mittlerweile vom Kindergarten an bis hinein in den tertiären Bildungssektor sowohl für einzelne Fächer bzw. Module als auch für gesamte Curricula:

CLIL and EMILE refer to any dual-focused educational context in which an additional language, thus not usually the first language of the learners involved, is used as a medium in the teaching and learning of nonlanguage content. (Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2002: 2)

Diese Definition trifft auch auf die hier zu beschreibenden französischsprachigen Fachvorlesungen an einer deutschen Fachhochschule zu. Bei den von Coyle et al. beschriebenen Typen von EMILE im tertiären Bildungssektor fällt dieses Projekt unter das Niveau C1, d.h. plurilingual education[6]:
  • Students are expected to master content and the ability to be sufficiently skilled in more than one language prior to entering working life or further studies.
  • Closely linked to prestigious forms of higher education where internationalization is viewed a key part of institutional strategy so as to attract and retain high-performing students from different countries. (Coyle et al. 2010: 25)
CLIL ist logischer Abschluss einer Entwicklung in der Fremdsprachendidaktik, die von der Einsicht getragen wird, dass Sprache von Menschen benutzt wird, um etwas mitzuteilen und um mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Und damit es im fremdsprachlichen Unterricht wirklich etwas mitzuteilen gibt (mehr als etwa Äußerungen wie Arthur est un perroquet), ist es sinnvoll, gleichzeitig ein Sachthema zu behandeln.

Aufgrund der weltweit dominanten Rolle des Englischen und der Konzentration didaktischer Literatur im Schulunterricht auf diese Sprache beschäftigen sich die weitaus meisten Publikationen zum fremdsprachigen Sachlehren mit der Integration des Englischen an Schulen[7]. Eine Publikation, die sich insbesondere mit dem Französischen in Deutschland beschäftigt, liegt für den schulischen Kontext vor (Mentz et al. 2007). Während auch eine Fülle von Veröffentlichungen zum Gebrauch des Englischen im universitären Kontext existiert[8], hat die Arbeit mit anderen Fremdsprachen und ihre spezifischen Begleiterscheinungen[9] vor allem außerhalb der Schule weniger Aufmerksamkeit erhalten[10]. Die Arbeit zu dem sich in dieser Forschungssituation ergebenden Desiderat soll mit dem hier vorliegenden Erfahrungsbericht in Angriff genommen werden. 

Offensichtliche Ziele von EMILE sind die gleichzeitige Verwendung einer Fremdsprache und die Erlernung eines bestimmten Inhaltes. Bei diesem gleichzeitigen Lernen kommt es zu Synergien, so dass Ressourcen (Lehrstunden / Geld) gespart oder curriculare Freiräume geschaffen werden, die für andere Lernziele genutzt werden können[11]. Gleichzeitig hat EMILE auch den Anspruch, sozio-ökonomische und sozio-kulturelle Zwecke zu verfolgen. So sollen auf der einen Seite Berufschancen verbessert und auf der anderen Seite Respekt und Toleranz gelehrt werden (Eurydice 2006: 22). Wir werden sehen, dass die Verbesserung der Berufs-Chancen von einem Großteil der Studierenden als wichtig angesehen wird. Schließlich ist auch eine Verbesserung der kognitiven Leistungen explizit Teil von EMILE: So zeigen Studien, dass die besonderen Herausforderungen von EMILE in dieser Hinsicht positive Effekte aufzeigen (Coyle et al. 2010: 10f; Coyle 2002: 28). Angesichts der Tatsache, dass durch EMILE die Auseinandersetzung mit der Fremdsprache direkt mit einer Anwendung verbunden ist, spricht dieser methodologische Ansatz auch eher die Denkmuster der computer- und internetgeprägten Generationen an (vgl. immediacy of purpose, Coyle et al. 2010: 9f). Weiterhin muss noch betont werden, dass gerade Lerner, die im klassischen Fremdsprachenunterricht Defizite aufzeigen, von EMILE profitieren. Ihnen scheint dieser direkte Schritt in die Anwendung - mehr Objektsprache und weniger Metasprache - entgegenzukommen (Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2002: 10). Schließlich nimmt die Motivation der Lernenden - ein Schlüsselfaktor in Lehr-Lern-Prozessen - durch EMILE deutlich zu (Coyle et al. 2010: 11).

Innerhalb von EMILE sind die hier zu beschreibenden Vorlesungen eher den Projekten zuzuordnen, die einen deutlich inhaltlichen (im Gegensatz zu einem sprachlichen) Fokus haben (vgl. Dalton-Puffer 2007 und Genesee 2004), d.h. die Studierenden werden am Semesterende im Fach Internationales Vertragsrecht geprüft, und es wird keine irgendwie geartete Sprachklausur abgenommen. Grundsätzlich findet eine (fremdsprachliche) Fachvorlesung statt, die von Semantisierungsarbeit und translanguaging (Garcia 2009; Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2002: 134) begleitet wird. Dies wird ad hoc und in situ in der Interaktion mit den Studierenden entwickelt.


3.2  Die Situation des Französischen im Saarland

Da ein großer Teil der Studierenden der HTW aus dem Saarland selbst stammt und das Projekt im Saarland angesiedelt ist, soll nun kurz auf die besondere linguistische Situation des Bundeslandes eingegangen werden, um das Projekt Fremdsprachige Fachvorlesungen in seinen weiteren linguistischen Kontext einzubetten.

Das Saarland ist dadurch geprägt, dass es immer wieder zwischen deutschem und französischem Hoheitsgebiet gewechselt hat, im 20. Jahrhundert fünfmal. Die letzte Eingliederung in die Bundesrepublik Deutschland erfolgte nach zehnjähriger begrenzter Autonomie im Jahre 1957 nach einer Volksabstimmung. Somit hat das Französische im Saarland eine weitaus größere Bedeutung als in allen anderen Bundesländern, auch in den sonstigen, an der germanisch-romanischen Sprachengrenze liegenden Bundesländern Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Einige dieser Besonderheiten sollen nun kurz umrissen werden.

Französische Staatsbürger[12] haben einen deutlichen Anteil an den im Saarland lebenden Ausländern und stellen nach italienischen und türkischen Staatsangehörigen die größte Gruppe dar, die im Jahre 2009 fast 12 % der Ausländer im Saarland ausmachte (Saarland Statistisches Amt 2009). Weiterhin pendeln fast 20.000 in Frankreich bzw. Luxemburg lebende Menschen mit sozialversicherungspflichtigen Anstellungen ins Saarland (Saarland Statistisches Landesamt 2010)[13]. Bezieht man nun noch diejenigen Franzosen mit ein, die geschäftlich, zum Einkaufen oder zum Ausgehen aus den nahe gelegenen französischen Gemeinden ins Saarland kommen, steigt der Anteil derjenigen Franzosen, die sich zu einem gegebenen Zeitpunkt im Saarland aufhalten, noch einmal deutlich. So stellt gesprochenes Französisch im Saarland sicherlich eine Alltäglichkeit dar.

Weiterhin ist das Saarland im Sinne einer „Sprachlandschaft“ (paysage linguistique, vgl. Bouhis et al. 1997) deutlich französisch geprägt. Öffentliche Ausschilderungen, die nicht einsprachig sind, sind meist im Sprachenpaar Deutsch-Französisch vorhanden. Tafeln, auf denen Gebäude oder andere Sehenswürdigkeiten erläutert werden, sind eher auf Französisch als auf Englisch vorzufinden. Selbst große Einzelhändler haben vor ihren Läden rein französischsprachige Aufsteller, die auf die besonderen Bedürfnisse der französischen Kunden (etwa bei der Abwicklung von Krediten) eingehen. Auch Verkäufer - etwa in Bäckereien - tragen kleine Anstecker, auf denen Je parle français steht. Natürlich hat auch das Englische durch die McDonaldisation (Heller 2003: 474) der Globalisierung einen großen Platz in der Sprachlandschaft des Saarlandes. Je lokaler der Hintergrund jedoch, desto mehr hat das Französische vor dem Englischen die Überhand. 

Linguistisch, im Sinne der muttersprachlichen Mundart der ansässigen Bevölkerung, ist das Saarland immer germanisch gewesen: Die Grenze zwischen Moselfränkisch (gesprochen zwischen Siegen und Thionville) und Rheinfränkisch (angesiedelt zwischen Kassel und dem französischen Saarburg) verläuft mitten im Saarland (Will 1979, Wiesinger 1982), so dass linguistisch nicht von einem homogenen Saarländisch gesprochen werden kann[14]. Sowohl durch die räumliche Nähe zum romanischen Sprachzweig (Sprachkontakt) als auch durch die Phasen politischer Zugehörigkeit zu Frankreich sind in den lokalen Dialekten deutliche Einflüsse des Französischen erkennbar. So sagt man im Saarland z.B. Ich habe kalt (vgl. frz. J’ai froid), oder das Federbett wird umgangssprachlich zum Plümmo (vgl. frz. Plumeau).

Obwohl also keinesfalls von einer natürlichen Zweisprachigkeit im Saarland gesprochen werden kann, wird das Französische als Sprache des Nachbarn zudem traditionell in der Bildungspolitik besonders gefördert. Französisch wird aus diesem Grund in den Veröffentlichungen des Bildungsministeriums nicht selten als Partnersprache bezeichnet.

Bereits 1961  wurde in Saarbrücken, der Hauptstadt des Saarlandes, das Deutsch-Französische Gymnasium / Lycée franco-allemand gegründet, eine (von drei) genuin binationalen Schulen, an denen eine auf die Grenzlage zurückführbare, binationale Schüler- und Lehrerschaft eine nicht immer einfache Bikulturalität im schulischen Alltag lebt. Die Schüler legen ein deutsch-französisches Abitur ab, das durch ein Abkommen durch die Parlamente der beiden Länder ratifiziert wurde (Wittenbrock 2007)[15]. Eine weitere solche Schule existiert noch in Freiburg, das ja in einer ähnlichen Grenzlage angesiedelt ist, und eine französische Partnerschule ist in Buc (bei Versailles) angesiedelt. Ansonsten handelt es sich um eine Besonderheit innerhalb des saarländischen Bildungssektors[16]. Das erst im Jahre 2007 gegründete Deutsch-Luxemburgische Schengen-Lyzeum in der saarländischen Gemeinde Perl ist eine grenzüberschreitende Schule, die luxemburgische und deutsche Bildungstraditionen zu einen versucht. Diese erfolgreiche Neugründung zeigt, wie hoch das Interesse an zweisprachiger Bildung mit Französisch in der Grenzregion weiterhin ist.

Die besondere Bedeutung des Französischen und des Französischunterrichts wurde auch durch das neue Sprachenkonzept des Ministeriums für Bildung im Saarland (Saarland 2010) noch einmal untermauert:

Die Rückmeldungen aus der Konsultationsphase belegen unter anderem, dass es im Saarland einen großen Konsens bezüglich des gewählten Grundmodells der Mehrsprachigkeit – Deutsch + Französisch + Englisch und ggf. weitere Sprachen – gibt. (…) Der Französischunterricht nimmt in diesem Konzept einen deutlich größeren Raum ein als der Englischunterricht, obwohl natürlich beide Sprachen gleichermaßen gelernt werden sollen. (…) Für das Französische sind jedoch ein größerer Begründungsaufwand, größere Anstrengungen und mehr Motivationsarbeit vonnöten. (...) Damit junge Menschen im Saarland durch eine Mehrsprachigkeit, die in jedem Fall Englisch und Französisch beinhaltet, möglicherweise einen Wettbewerbsvorteil vor anderen haben können, muss vor allem für das Französische geworben werden. (Sprachenkonzept Saarland 2010: 5)

So wird bereits im Vorschulalter an vielen Kindergärten spielerisch das Französische - und eben nicht, wie in anderen Bundesländern, das Englische - eingeführt. An einigen Grundschulen beginnt der Französischunterricht in der ersten Klasse, und flächendeckend wird ab der dritten Klasse Französisch an Grundschulen gelehrt.  Schließlich gibt es eine Reihe von Grundschulen, erweiterten Realschulen, Gesamtschulen und Gymnasien mit bilingualen Zweigen.

Das hier vorgestellte EMILE-Projekt fügt sich somit in die lokalen kulturellen, historischen und politischen Gegebenheiten ein. Es baut auf den Besonderheiten der saarländischen Schullandschaft auf und vervollständigt das saarländische Sprachenkonzept, da die Herausstellung des Französischen sich durch dieses Angebot bis in den tertiären Bildungssektor fortsetzt.

Die Europäische Kommission schreibt:

The ideal is to have educational tracks in which bilingual, and preferably multilingual tracks are offered from early primary to tertiary education. (De Bot 2002: 32).

Eben dies wird durch das hier vorgestellte EMILE- Projekt erreicht.


4   Das EMILE-Projekt an der HTW des Saarlandes

Im Folgenden soll nun das EMILE-Projekt an der HTW des Saarlandes ausgewertet werden. Dazu werden zunächst einige Qualitätsmerkmale einer gelungenen Integration von Fremdsprachenunterricht und inhaltlichem Lernen aufgeführt und in Bezug zu dem hier vorgestellten Projekt gesetzt. Nach dieser  Beurteilung anhand objektiver Kriterien werden in einem zweiten Schritt die in diesem Zusammenhang durchgeführten Evaluationen der Studierenden vorgestellt.

4.1  Qualitätsmerkmale gelungener EMILE-Projekte

Inhaltlich haben sich bisher bereits einige Qualitätsmerkmale für gelungene EMILE-Projekte herauskristallisiert, auf die in Bezug auf das HTW-Projekt eingegangen werden soll[17]. Einige davon sind unveränderbare Rahmenbedingungen, auf die die Lehrenden keinen Einfluss haben; andere wiederum können gesteuert werden, so dass der Unterricht durch EMILE positiv beeinflusst werden kann. 

Ein wichtiger Aspekt erfolgreicher EMILE-Projekte ist deren Einbettung in die örtlichen kulturellen Gegebenheiten. So sollte neben dem Englischen, das global relevant ist, z.B. in Schleswig-Holstein das Dänische gefördert werden, während sich in den östlichen Bundesländern die jeweiligen slawischen Sprachen anbieten. Hier erscheint das vorliegende Projekt vorbildlich, da französische Vorlesungen gerade in der deutsch-französischen Grenzregion im Saarland aus vielerlei politischen, historischen und kulturellen Gründen (vgl. 2.2) einen natürlichen Platz finden. So ist die kulturelle Relevanz in diesem Fall gegeben, d.h. der Grund, warum die Sprache X am Ort Y als Medium gewählt wurde, ist für sämtlichen Akteure klar erkennbar[18].

Ein weiterer beachtenswerter Punkt ist die Bedeutung, die der Internationalität allgemein in dem jeweiligen Curriculum zugeschrieben wird. So ist eine Verzahnung mit Auslandsaufenthalten sinnvoll. EMILE-Veranstaltungen fügen sich in diesem Fall mit dem für die Internationalen Bachelorstudiengänge obligatorischen Auslandspraktikum bzw. Auslandsstudium gut zusammen. Die Veranstaltungen stehen somit nicht kontextlos da, sondern werden durch einen Aufenthalt in der anderen Kultur ergänzt, oder sie bereiten einen Aufenthalt an einer Universität im französischsprachigen Raum vor. Weiterhin haben die Studierenden in ihren Studiengängen ebenfalls klassischen Sprachunterricht, in dem die EMILE-Veranstaltungen noch einmal kontextualisiert werden, ohne dass hier jedoch auf eine direkte Zusammenarbeit abgezielt wird. Im Sinne von EMILE – wie auch aus der Sicht der Fremdsprachenvermittlung - wäre hier eine stärkere Zusammenarbeit sinnvoll:

Language teachers and subject teachers need to work together much more than is the case now. (De Bot 2002: 31)

So wäre z.B. eine von einem Fremdsprachenlehrer abgehaltene Sprachlehrveranstaltung denkbar, in der die fremdsprachliche Kompetenz der Studierenden im Zusammenhang mit der Vorlesung gefestigt und vertieft wird. 

Ferner muss an dieser Stelle auf die Qualifikation der Lehrenden eingegangen werden, die eine große Bedeutung für das Gelingen des Unterrichts hat. Sie stellt einen der Hauptgründe dafür dar, dass EMILE nicht in größerem Maße stattfindet (Eurydice 2006: 51). Die Unterrichtenden müssen für erfolgreiche EMILE-Projekte sowohl fachlich als auch sprachlich hervorragend qualifiziert sein (Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2002: 79f). Ein etwaiges Manko auf einem Feld könnte allerdings auch z.B. durch Teamteaching (Dudley-Evans et al. 1981) oder andere kooperative Unterrichtsformen ausgeglichen werden. Im vorliegenden Fall sind die Kriterien in beiden Feldern erfüllt. Auf der einen Seite besteht mit dem Sprachenpaar Deutsch und Französisch eine natürliche Zweisprachigkeit, die sowohl durch Studienaufenthalte in Lausanne und Straßburg als auch durch eine mehrjährige berufliche Tätigkeit als avocate (Rechtsanwältin) in Frankreich in beiden Sprachen auf dem notwendigen registertypischen Niveau vorliegt. Auf der anderen Seite ist die Lehrende eine in Deutschland promovierte Juristin mit langjähriger Erfahrung im Unterrichten. Dass die eigentliche Qualifikation im „Sachfach“ vorliegt, ist durchaus der Normalfall bei EMILE (vgl. Eurydice 2006: 41).

Ein weiterer wichtiger Punkt für gelungenen EMILE-Unterricht ist die Wahl des Unterrichtsmaterials. Einerseits sollte es authentisch sein, d.h. unabhängig vom Tun der Lehrperson in der anderen Kultur bereits existieren und auch zu einem gewissen Grad typisch für das zu erarbeitende Thema bzw. die jeweilige Kultur sein. Auf der anderen Seite muss die jeweilige Sprachkompetenz der Lernenden berücksichtigt werden, insbesondere um eine Überforderung der Studierenden zu verhindern. Die richtige Textauswahl stellt in diesem Rahmen also eine Schlüsselfrage und eine beachtliche Herausforderung für Lehrende dar, die beschließen, EMILE als Methode einzusetzen. Im Rahmen der hier vorgestellten juristischen Fachvorlesungen waren die Texte exogen vorgegeben, da das Curriculum des Studiengangs eben eine Beschäftigung mit dem Internationalen Vertragsrecht vorsieht. Dass diese Gesetzestexte im Original teilweise sehr wohl auf Französisch vorliegen (aber nicht im Original auf Deutsch), war einer der Gründe, diese Vorlesung als EMILE-Veranstaltung zu halten. Sprachlich sollte die Textauswahl auch durch das jeweilige von den Studierenden zu erwerbende Register mitbestimmt werden. Gerade das Jurastudium besteht - auch in der Muttersprache - zu einem großen Teil aus dem Erwerb der korrekten Termini und ihrer Bedeutungen, die sich zum Teil deutlich vom gemeinsprachlichen Gebrauch unterscheiden. Ein Beispiel hierfür ist das Nomen disposition. Während disposition im alltäglichen Sprachgebrauch ‚Anordnung‘ (z.B. eines Textes) oder auch ‚die Bereitschaft, jemandem behilflich zu sein‘ (je suis à votre disposition) ausdrücken kann, so hat disposition im juristischen Sinne die Bedeutung ‚vertragliche oder gesetzliche Bestimmung‘. Der korrekte juristische Gebrauch der Fachausdrücke ist in den jeweiligen Gesetzen normativ verankert. Somit stellen die Gesetztestexte selbst eine hervorragende Gelegenheit dar, sich ein registertypisches Fachvokabular und die damit einhergehenden kognitiven Muster anzueignen. Somit wird der spezifische Kompetenzzuwachs in der Fremdsprache wahrscheinlich eher in der juristischen Fachsprache zu erwarten sein als in der Gemeinsprache (vgl. Tinnefeld 2003), wobei natürlich jeder Kontakt mit der Fremdsprache mindestens bereits erlernte Muster verfestigt.

Durch die Wahl der Vorlesung als Hort für EMILE können Features sowohl der mündlichen als auch der Schriftsprache abgehandelt werden[19]. Das Zwitterwesen  Vorlesung - als Genre per definitionem angesiedelt zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit - stellt in dieser Hinsicht sicherlich einen Vorteil dar: so werden einerseits die Charakteristika der formellen juristischen Schriftsprache mit ihren besonderen Kollokationen und Syntagmen verwendet, andererseits werden sie mündlich umgesetzt. Allerdings ermöglichen Vorlesungen weder eine wirkliche Lehrer-Lerner- noch eine veritable Lerner-Lerner-Kommunikation oder gar kooperatives Lernen - Umstände, die im Rahmen von EMILE als sinnvoll für die Festigung des Stoffes erachtet werden. Es zeigte sich jedoch im Laufe der hier beschriebenen Arbeit eines Semesters, dass die Studierenden ihre anfängliche Scheu, in der Fremdsprache nachzufragen ablegten, so dass im kleinen Rahmen durchaus interaktionale Praktiken eingeübt werden konnten[20]. Eben solche Kommunikationseinheiten zeigen auf, dass das Lernen in einer Fremdsprache nicht nur für den Spracherwerb vorteilhaft ist, sondern auch von einer tiefer gehenden Auseinandersetzung und einer aktiven Aneignung des Inhaltes begleitet werden (Muñoz 2002: 35). Um die Lerner noch weiter einzubeziehen, könnte in der Zukunft z.B. über ein klassenzimmerexogenes, kooperatives Lernen nachgedacht werden (Bildung von Arbeitsgruppen). Auch kürzere aktivierende Elemente wie Bienenkorb oder Lernstopp könnten Anwendung finden[21]. Größere aktivierende Elemente sind allerdings in diesem Kontext kaum zu integrieren, da das Inhaltslernen deutlich im Vordergrund steht bzw. der universitäre Kontext gewisse Rahmenbedingungen vorgibt. Generell muss in der gegebenen Unterrichtsform durchgängig auf die besonderen kognitiven Herausforderungen für die Studierenden Rücksicht genommen werden.

Abschließend soll kurz darauf eingegangen werden, dass die hier vorgestellten französischsprachigen Vorlesungen nur einen geringen Teil des Curriculums ausmachen, da sie nur zwei- bzw. vierstündig (pro Woche) angeboten werden. Dies kann man für deutlich zu wenig halten, um einen fremdsprachlich relevanten Effekt zu erzielen. Die Qualität des Unterrichtens scheint jedoch nach neuesten Forschungserkenntnissen von prioritärer Bedeutung zu sein:  

Research suggests that the intensity and timing of exposure (qualitative) may be more important than high exposure (quantitative), particularly with certain types of learners. Small-scale long-term exposure is therefore being viewed positively. (Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2002: 10)

Aus dieser Erkenntnis ergibt sich also eher die Forderung, dass in jedem Semester eine EMILE-Veranstaltung angeboten werden sollte, als dass die Unterrichtszeit zu gering sei. Weiterhin sind auch, wie oben beschrieben, Sprachlehrveranstaltungen und ein Auslandsaufenthalt in das Curriculum integriert. Maßnahmen, die in ihrer Gesamtheit den Sprachkontakt deutlich erhöhen. Schließlich weisen die unten angeführten Studierenden-Evaluationen in dieselbe Richtung: Trotz der relativ kurzen Einheiten kann von einem Kompetenzgewinn in der fachbezogenen Fremdsprachenbeherrschung ausgegangen werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass an der HTW des Saarlandes im Rahmen der juristischen Fachvorlesungen somit zahlreiche Merkmale erfolgreichen integrierten Fremdsprachen- und Inhaltsunterrichts erfüllt werden. Eine adäquate Qualifikation der Lehrenden und eine Kontextualisierung durch das weitere soziale und curriculare Umfeld sind gegeben. Die Textauswahl ist zwar einerseits vorgegeben, entspricht andererseits aber gerade dadurch auf natürliche Weise dem Idealbild von Unterrichtsmaterial. Die Vorlesung als Hort von EMILE stellt eine Besonderheit dar, auf die durch die Lehrenden mit Hilfe einer unterstützenden Folienpräsentation, der regelmäßigen Verwendung muttersprachlicher Zusammenfassungen zur Verständnissicherung und der Verlangsamung des Sprechtempos reagiert wurde. Weiterhin wird den Studierenden vergleichsweise viel Raum für Nachfragen eingeräumt, was nicht zuletzt eine gewisse Semantisierungsarbeit einschließt.


4.2  Evaluation der Veranstaltung durch die Studierenden

Im Sommersemester 2011 wurde die Vorlesung Internationales Vertragsrecht zum dritten Mal in französischer Sprache gehalten. Die meisten Studierenden kamen sehr gut mit der Veranstaltung zurecht. Verstanden sie etwas nicht, meldeten sie sich, und Unklarheiten oder Unsicherheiten wurden beseitigt; einige Studierende legten ein Vokabelheft an.

In der Folge eigneten sich die Studierenden nicht nur die vorlesungsrelevante französische Rechtsterminologie an, sondern erweiterten zudem gleichzeitig ihren gemeinsprachlichen französischen Wortschatz. Auch wurde ihr Sprachfluss im Laufe des Semesters besser, und anfängliche Hemmungen, sich in einer fremden Sprache zu äußern, wurden nach und nach abgebaut.

Um die Erfahrungen der Studierenden mit einer Fachvorlesung in französischer Sprache besser einschätzen zu können, wurde den Studierenden im Sommersemester 2010 ein Fragebogen vorgelegt (s. Anhang). An dieser Evaluation nahmen insgesamt 17 Studierende teil.

Die wesentlichen Erkenntnisse aus der Befragung waren die folgenden:
  • Auf die Frage, warum die Studierenden sich für einen internationalen Studiengang entschieden haben, antwortete der weitaus größte Teil (84,62 %), dass sie ihre Fremdsprachenkenntnisse vertiefen wollten. Im Einklang mit einem der Hauptziele von EMILE - der sozio-ökonomischen Zielstellung - (Eurydice 2006: 22) möchte eine Mehrheit der Studierenden (53,84 %) ebenfalls ihre Berufs-Chancen durch die Wahl eines internationalen Studiengangs verbessern. Keiner der Studierenden gab an, dass er oder sie sich Fremdsprachenkenntnisse aneignen wollte. Dies spiegelt die gegebene Situation wider, in der die Studierenden ja bereits Fremdsprachenkenntnisse haben und somit ihre Sprachkenntnisse nur vertiefen oder ausbauen können. Die hier beschriebenen EMILE-Vorlesungen stehen somit im Einklang mit den generellen Zielen der Studierenden.
  • Keiner der Studierenden war der Meinung, dass seine bisherigen Fremdsprachenkenntnisse nicht ausreichten, um der Veranstaltung Internationales Vertragsrecht in französischer Sprache folgen zu können. Gerade dieses Ergebnis ist herauszustreichen, da es deutlich aufzeigt, dass fremdsprachliche Vorlesungen in einer anderen Sprache als Englisch möglich sind. Die Sprachkompetenz ist bei den Studierenden also durchaus vorhanden. Es liegt an den Universitäten, diese Kompetenzen - in diesem Falle in Französisch, in anderen Fällen gegebenenfalls in einer anderen Sprache -  aufzugreifen und zu fördern. Fast zwei Drittel (61,54 %) glaubten, ihre Sprachkenntnisse reichten gerade so aus, und mehr als ein Drittel (38,46 %) war der Meinung, sie reichten völlig aus. Daraus kann geschlossen werden, dass für die Mehrheit der Studierenden eine auf die Situation zugeschnittene Didaktisierung - etwa durch translanguaging oder auch durch Semantisierung in der Fremdsprache - notwendig ist.
EMILE bedeutet somit nicht, dass eine Vorlesung einfach in einer anderen Sprache abgehalten werden kann. Ein bestimmter Teil der Zeit muss für das Eingehen auf die Fremdsprache aufgewandt werden. Dieser augenscheinliche Nachteil wird aber durch die aktivere Auseinandersetzung der Studierenden mit den Inhalten ausgeglichen. Weiterhin kann aus der Erkenntnis, dass bei fast zwei Dritteln der Studierenden die Sprachkenntnisse gerade so ausreichten, geschlossen werden, dass die sprachlichen Anforderungen der Vorlesung genau an der richtigen Stelle ansetzten: Es handelte sich um eine Herausforderung, die aber bewältigt wurde. Die meisten Studierenden wurden also an ihrer oberen Leistungsgrenze abgeholt und mit einem neuen Niveau konfrontiert.

Die Freude der Studierenden über die gemeisterte Herausforderung, ihre daraus resultierende Motivation und ihr Engagement zeigt sich vor allem in diesem Ergebnis: Deutlich mehr als zwei Drittel (69,23 %) der Studierenden gaben an, dass sie gern noch weitere Fachvorlesungen in französischer Sprache hören würden. Sie schlugen eine Reihe verschiedener Themen aus ihrem Studienfach vor: Produktion und Logistik, Marktforschung, Marketing, Betriebswirtschaftslehre, Makroökonomie, Culture, Tourismusmanagement und Tourismusrecht. Interessant ist, dass diese Themen inhaltlich nicht unbedingt mit dem Französischen verknüpft sind. Dies zeigt, dass aus Studierendensicht keine Verbindung zwischen Unterrichtssprache und fachlichem Inhalt gegeben sein muss und auch allgemein eine hohe Bereitschaft besteht, sich der Herausforderung EMILE zu stellen. Nur ein kleiner Teil war mit dem derzeit bestehenden Angebot an französischsprachigen und anderen fremdsprachlichen Vorlesungen zufrieden (15,38 %). In Bezug auf Fremdsprachen allgemein sind allerdings sogar 84,62 % der Studierenden der Meinung, dass das Angebot an in einer Fremdsprache gehaltenen Vorlesungen nicht ausreiche. Gern würden sie auch andere Fächer in einer Fremdsprache hören. Vorgeschlagen wurde Makroökonomie, Tourismusrecht, Betriebswirtschaftslehre, Marketing, Personal und Organisation, Produktion und Logistik, Marktforschung sowie Investition und Finanzierung. Da allerdings nur rund 8 % der Studierenden anregten, eine andere Sprache - das Spanische - als Unterrichtssprache zu verwenden, ist davon auszugehen, dass sich der Wunsch der Studierenden auf das Englische bezog. Auch diese Erkenntnis ist jedoch bemerkenswert und zu begrüßen. So ist hier anzumerken, dass die Universitäten und Hochschulen den Lernwillen der Studierenden durch entsprechende englischsprachige Angebote möglichst aufgreifen sollten.

Gefallen hat den Studierenden an der Vorlesung Internationales Vertragsrecht insbesondere, dass – zusätzlich zu der klaren Strukturierung der Vorlesung und der Folienpräsentation - langsam vorgetragen und auf Fragen eingegangen wurde. Zudem wurden kurze Zusammenfassungen auf Deutsch gegeben. Dies unterstreicht abermals die Wichtigkeit der didaktischen Aufbereitung der Inhalte für die Studierenden.

Interessanterweise wurde von einigen Studierenden für die Zukunft angeregt, ihnen  Vokabellisten - gemeint sind wohl zweisprachige - mit wichtigen Fachbegriffen zur Verfügung zu stellen. Dies deutet implizit darauf hin, dass einige Studierende die Erlernung von Fremdsprachen intuitiv mit einer Art Grammatik-Übersetzungsmethode verbinden, also nur dann das Gefühl haben, einen Satz verstanden zu haben, wenn sie ihn auch ins Deutsche übersetzen können. Es ist also in Zukunft zu überlegen, wie dem Wunsch der Studierenden nach mehr Unterstützung nachgekommen werden kann, ohne sie in dieser zweifelhaften Methode der Zweitsprachvermittlung zu bestätigen. Eine solche Unterstützung könnte etwa mit Hilfe einer sogenannten Infothek geschehen. Eine Infothek sollte im 21. Jahrhundert hypermedial angelegt sein und möglichst zusammen mit den Studierenden entwickelt werden. So wäre im Hinblick auf den oben genannten Wunsch nach einer Vokabelliste z.B. die gemeinsame Erarbeitung eines e-Glossars vorstellbar, d.h. die Studierenden bekommen beispielsweise den Arbeitsauftrag, für sie schwierige Vokabeln mit eigenen Worten zu erläutern und die Anwendung mit einem typischen Beispielssatz, den sie aus dem Internet als natürlichsprachigem Korpus (Diemer 2008) entnehmen können, zu illustrieren. Auch deutsche Entsprechungen könnten darin angeführt werden. In der Infothek würden die Studierenden dann die erarbeiteten Vokabeln in das e-Glossar einstellen.

Als kurze Zusammenfassung der Studierenden-Evaluationen lässt sich festhalten, dass dieser Teil der Studierenden an der HTW die französischsprachigen Vorlesungen begrüßt und sich eine Vergrößerung fremdsprachlicher Angebote in den Fachvorlesungen wünscht. Dieser besondere Leistungswille und die hohe Motivation sollte von den Hochschulen möglichst aufgenommen werden. 


5   Abschließende Bemerkungen
Zusammenfassend kann das Experiment französischsprachiger Fachvorlesungen an der HTW des Saarlandes als geglückt bezeichnet werden. Es passt in die kulturellen Gegebenheiten des Saarlandes und führt das saarländische Sprachenkonzept im tertiären Bildungssektor fort. Weiterhin entspricht es der Forderung der Europäischen Kommission nach einer Förderung der Sprachenvielfalt in Europa. In der Umsetzung wären zusätzliche didaktische Angebote - wie z.B. kurze Einheiten kooperativen Lernens oder eine hypermediale Anbindung - in Zukunft förderlich. Auch eine Verschränkung mit den sprachpraktischen Modulen der Studiengänge wäre im Sinne von EMILE. Besonders herauszustreichen ist, dass durch dieses Experiment eine bestimmte Gruppe Studierender angesprochen wurde, deren Potential ohne dieses Angebot wahrscheinlich nicht erkannt worden wäre. Gerade das subjektive Gefühl der Studierenden, eine für sie schwierige Lehr- / Lernsituation erfolgreich absolviert zu haben, ist für die zukünftige Motivation und Leistungsbereitschaft dieser Gruppe von großer Bedeutung. Der Wunsch der Studierenden nach einem Ausbau dieses Angebotes - auch in Bezug auf das Englische - sollte aus diesem Grunde in Zukunft bei Studiengangsentwicklung und Veranstaltungsplanung Beachtung finden.

Im Sinne einer empirischen Bildungsforschung bzw. Fachdidaktik wäre es sinnvoll, die fremdsprachliche Kompetenz im Französischen mit Hilfe von Sprachtests vor und nach dem Besuch der Vorlesung zu überprüfen. Da dies in diesem Fall aber aus organisatorischen Gründen nicht zu leisten war, mussten in diesem Bericht die subjektiven Eindrücke der Lehrenden und Studierenden als Grundlage dienen.

Bezüglich einer Übernahme dieses Projekt an anderen Universitäten muss folgendes betont werden: Das größte Hindernis bei der Umsetzung ist es, qualifizierte Dozenten zu finden, die der doppelten Rolle gewachsen sind. Dies betrifft bei gegebener fachlicher Qualifikation vor allem die didaktische Kompetenz und die notwendige registertypische Sicherheit in der Fremdsprache. Dass ein typisches Ausgangsschulniveau - B2 bzw. C1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens - für die Unterrichtenden nicht ausreicht, liegt auf der Hand. So werden selbst in Deutschland aufgewachsene und ausgebildete Muttersprachler (der Fremdsprache) nicht automatisch fachsprachliche Besonderheiten beherrschen. Wie oben bereits erwähnt, könnte team teaching, d.h. der gemeinsame Unterricht durch einem Fachdozenten und einem Sprachdozenten, trotz dieser Hürde eine Möglichkeit darstellen, EMILE an Hochschulen anzubieten. Auch könnten Module des fremdsprachlichen Studienanteils in höheren Semestern in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Fachwissenschaften unterrichtet werden.

Ein weiterer Punkt, der hier deutlich wurde, ist das oft nicht erkannte Potential bei den Studierenden: Hätte es diesen Versuch nicht gegeben, wäre es auch an der HTW nicht deutlich geworden, dass es eine Gruppe von Studierenden gibt, die bereit ist, freiwillig eine erhebliche Mehrarbeit zu leisten, um ihre Sprachkompetenz zu verbessern. Abhängig von der Zusammensetzung der lokalen Studierendenschaft ist davon auszugehen, dass es Ähnliches auch an anderen Standorten gibt und dass dieses Potential dort nicht in entsprechendem Maße und auf entsprechendem Niveau gefördert wird. Neben den eingangs erwähnten Universitäten in Grenzlage, an denen ebenfalls Gruppen von Studierenden mit guten Kompetenzen in der Nachbarsprache vermutet werden können, gilt dies in ganz Deutschland sicherlich für das Englische. Es stellt sich die Frage, warum nicht grundsätzlich fremdsprachlicher Fachunterricht - in welcher Form auch immer - Teil eines deutschen Studienabschlusses ist. Auf der einen Seite befriedigt dies die Erwartungen der Globalisierung und den Ruf der EU (und ebenso der Wirtschaft) nach Mehrsprachigkeit. Auf der anderen Seite entspricht dies auch dem Wunsch vieler Studierender.

Dieses Ergebnis zeigt auch, dass es durchaus sinnvoll und im Interesse der Studierenden ist, in internationalen Studiengängen zwei Sprachen als Pflichtbestandteil in das Curriculum aufzunehmen. Hierbei sollte bei der Wahl der Sprachen der Standort der Hochschule berücksichtigt werden. Hierdurch werden nicht zuletzt die Regionen in ihrer Identität gestärkt.

Im Hinblick auf die geographische Lage des Saarlandes und der Betonung des Französischen in der schulischen Bildung ist im Saarland dem Französischen eine besondere Rolle zuzuschreiben. Das Angebot englischsprachiger Vorlesungen ist freilich überall in Deutschland möglich und wünschenswert, auch im Saarland. Die saarländischen Hochschulen allerdings haben die besondere Gelegenheit, sich selbst und ihre (internationalen) Studiengänge zu profilieren (Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2002: 67, Coyle et al. 2010: 26), indem sie das Französische als Chance begreifen und EMILE-Einheiten anbieten. 


Anhang

Fragebogen zur Zufriedenheit der Studierenden
bezüglich der Vorlesungen, die in einer Fremdsprache gehalten werden

1.       Warum haben Sie sich für einen internationalen Studiengang entschieden?
□ Um mir Fremdsprachenkenntnisse anzueignen                                   (0 %)
□ Um meine Fremdsprachenkenntnisse zu vertiefen                      (84,62 %)
□ Weil ich somit später bessere Berufschancen habe                    (53,84 %)

2.       Sind sie zufrieden mit der Anzahl an Vorlesungen, die in einer Fremdsprache angeboten werden?
            □ Sehr zufrieden. Das Angebot reicht vollkommen aus       (15,38 %)                      
□ Eher unzufrieden. Es sollten mehr Vorlesungen in einer
   Fremdsprache angeboten werden                                                  (84,62 %)

3.       Welche Vorlesungen bzw. Module halten Sie des Weiteren für geeignet,  dass sie in einer Fremdsprache angeboten werden?
Makro, Tourismusrecht, BWL, Tourismusmanagement, Marketing, Personal & Organisation, Produktion & Logistik, Marktforschung, Investition & Finanzierung         

4.       Wünschen Sie sich noch weitere Vorlesungen auf Französisch und wenn ja, welche zum Beispiel?
□ ja                                                                                                          (69,23 %)
   Produktion & Logistik, Marktforschung, Marketing, BWL, Makroökonomie, Culture, Tourismusmanagement, Tourismusrecht
            □ nein                                                                                          (15,38 %)

5.       Wünschen Sie sich neben Englisch und Französisch noch weitere Sprachen, in denen ein Modul gelesen werden soll?
            Spanisch                                                                                      (7,69 %)

6.       Sind Sie der Meinung, dass Ihre bisherigen Sprachkenntnisse ausreichen, um den Vorlesungen folgen zu können?
   □ Reichen nicht aus                                                                                   (0 %)
   □ Reichen gerade so aus                                                                  (61,54 %)
   □ Reichen völlig aus                                                                           (38,46 %)

7.       Reichen Ihre Sprachkenntnisse aus, um der Vorlesung „Int. Vertragsrecht“ folgen zu können?
   □ Reichen nicht aus                                                                                    (0 %)
   □ Reichen gerade so aus                                                                   (61,54 %)
   □ Reichen völlig aus                                                                            (38,46 %)


8.       Reichen Ihre Sprachkenntnisse aus, um der Vorlesung „Bilanzierung“ folgen zu können?
            □ Reichen nicht aus                                                                       (7,69 %)
            □ Reichen gerade so aus                                                           (15,38 %)
            □ Reichen völlig aus                                                                    (53,85 %)

9.       Entsprechen die Professoren generell den Anforderungen, die eine Vorlesung in einer Fremdsprache birgt?
            □ Sie entsprechen den Anforderungen vollkommen               (61,54 %)
□ Sie entsprechen den Anforderungen                                          (38,46 %)
            □ Sie entsprechen eher nicht den Anforderungen                          (0 %)


10.   Entspricht der Professor/die Professorin den Anforderungen in „Int. Vertragsrecht“?
            □ Er/Sie entspricht den Anforderungen vollkommen                    (100 %)
            □ Er/Sie entspricht den Anforderungen eher nicht                         (0 %)
            □ Ich halte ihn/sie für ungeeignet, die Vorlesung in einer
                Fremdsprache zu halten                                                                (0 %)

11.   Was gefällt Ihnen an dieser Vorlesung „Int. Vertragsrecht“ am besten?
- Frau N. gibt sich viel Mühe, schwierige Dinge auch extra auf Deutsch zu erklären J
  Hilft sehr!:)
- Frau N. macht das insgesamt sehr gut
- Folien, Tempo, Erklärungen auf Deutsch
- Zusammenfassungen, Wiederholungen auf Deutsch
- Die Sprache, Stimmung
- Tempo in Ordnung, Klären aller Fragen
- Klare Struktur
- Interessant, nette Professorin, praktischer Bezug ist gut sichtbar!
- Dass Frau N. Wert darauf legt, dass alle Teilnehmer die Sachverhalte verstanden  
   haben und
- vieles wiederholt
- Scheint einfach zu sein
- Dass es langsam voran geht


12.   Was gefällt Ihnen gar nicht?
- Recht an sich ist nicht mein Ding
- Ich bräuchte ein detailliertes Skript über alle Inhalte
- Bisher kein Überblick (jetzt Plan vorhanden), mehr Übungen
- Manchmal fehlen mir Beispiele / praktische Anwendungsfälle
- Ich weiß nicht genau, was man für die Klausur lernen soll à kaum Übungen/ Fälle
- Dass wir wenig Übungsaufgaben gemacht haben und die Klausur schwer
  einschätzen können


13.   Wie könnte man die Vorlesung, das sprachliche Verständnis betreffend, angenehmer bzw. einfacher gestalten?
- Ist super, so wie die Vorlesung gehalten wird
- Vokabelliste aufstellen
- noch etwas langsamer sprechen
- Vokabelliste mit wichtigen Wörtern
- evtl. Vokabelliste anfertigen
- Vokabelliste vorher aushändigen

14.   Hier haben Sie noch Platz, um weitere Angaben zu machen:
Man könnte viele Vorlesungen in einer Fremdsprache halten, dafür müsste aber erst der Sprachunterricht erweitert werden, damit das sprachliche Niveau für ein Modul ausreicht.




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[1]  Für einen englischsprachigen Artikel zum selben Project, siehe Gerhardt/Neumann 2012
[2] Ab WS 2012/13 werden in dem Studiengang Internationale Betriebswirtschaft nur noch gute Kenntnisse der englischen Sprache als Zulassungsvoraussetzung verlangt.
[3] Der Artikel wird sich in erster Linie mit der Veranstaltung zum Internationalen Vertragsrecht befassen.
[4]  Im Deutschen ist im schulischen Kontext der Terminus Bilingualer (Sachfach-)Unterricht (BiLi) (Doff 2010, Caspari et al. 2009, Mentz et al. 2007, Breidbach 2007) gebräuchlich. In Bezug auf das Englische wird auch von Englisch als Arbeitssprache (EAA) (Abuja et al. 1993) gesprochen. Auch die Akronyme CBI (content based (second language) instruction) (vgl. Stryker et al. 1997) oder (F)LAC ((Foreign) languages across the curriculum) (Sudermann et al. 1992) sind gebräuchlich. Weiterhin wird auch der Terminus immersion in diesem Zusammenhang benutzt, vor allem im Zusammenhang mit Kanada (Eurydice 2006: 7). Im Folgenden wird das französische Akronym EMILE gebraucht, auch um die Rolle des Französischen in diesem Feld zu stärken (für eine genaue Diskussion der verschiedenen Termini vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaften (2002: 57)).
[5] Vgl. den Aktionsplan 2004-2006 der EU zur Förderung der Mehrsprachigkeit in Europa (Kommission 2003), in dem auch das integrierte Inhalts- und Sprachlernen explizit erwähnt wird.
[6]  Allerdings müsste es für eine wirkliche ‚plurilingual education‘ eine Ausweitung von EMILE auf andere Kurse oder Module geben.
[7]  Vgl. etwa Coyle et al. 2010, Ruiz de Zarobe et al. 2009, Mehisto et al. 2008, Marsh et al. 2007, Dalton-Puffer 2007 und ebenso das International CLIL Research Journal
[8] Unter der Überschrift CLIL vgl. Costa et al. 2010, Marsh et al. 2009, Dafouz et al. 2008, Wilkinson et al. 2008; unter dem Stichwort English as an academic language vgl. auch Ammon et al. 2002 und Coleman 2006. Vgl. ebenso die großen Felder ESP (English for special / specific purposes) und EFL / ESL (English as a foreign / second language), TEFL / TESL (Teaching English as a foreign / second language) oder auch TESOL (Teaching English to speakers of other languages) und ELF (English as lingua franca).
[9] Vgl. die Diskussion über die Rolle des Englischen (Kommission der Europäischen Gemeinschaften 2002: 70f).
[10] Stryker et al. (1997) beschreiben modellhaft eine Reihe von Modulen oder Kursen in der Erwachsenenbildung, bei denen andere Sprachen als Englisch gelehrt werden. Allerdings ist hier der Zweitsprachenerwerb deutlich im Fokus und das inhaltliche Lernen wird mehr als didaktisches Werkzeug eingesetzt.
[11] An dieser Stelle muss auf das generelle Ziel einer europäischen Mehrsprachigkeit hingewiesen werden, in dessen Umfeld EMILE meist angesiedelt ist. Diese Aussage darf also keinesfalls in der Weise verstanden werden, dass auf eine Reduzierung von Fremdsprachenunterricht abgezielt wird. Es geht eher darum, der Erlernung von Fremdsprachen unter endlichen Bedingungen (bei Curriculumgestaltung und Bildungsfinanzierung) ein größeres Gewicht zu geben, ohne in einen Verdrängungswettbewerb mit anderen Lerninhalten zu treten.
[12] Wir wählen im vorliegenden Artikel zwar die maskulinen Formen, Vertreterinnen der jeweiligen Gruppen sind jedoch immer mitgemeint.
[13] Unter diesen 20.000 Menschen ist allerdings ein Drittel Deutsche zu finden; diese wohnen oft auf Grund der niedrigeren Grundstückspreise oder aus steuerlichen Gründen in Frankreich.
[14] Wir danken Daniel Pauly und Christian Ramelli von der Fachrichtung Germanistik der Universität des Saarlandes für ihre Hinweise.
[15] Dies ist nicht zu verwechseln mit dem Abi-Bac, bei dem es sich um eine Erweiterung des nationalen Abiturs um eine Zusatzprüfung in der Partnersprache handelt.
[16] Auch die deutsch-französische Hochschule (DFH), zu der die Studierenden der HTW im Normalfall jedoch keine Verbindung haben, ist in Saarbrücken angesiedelt. Weiterhin ist auch die Universität des Saarlandes eine französische Gründung und war anfangs zweisprachig. 
[17] Die Faktoren wurden teilweise der sehr empfehlenswerten französisch- und englischsprachigen EMILE Matrix entlehnt (http://archive.ecml.at/mtp2/CLILmatrix/EN/qMain.html; 10.06.2011)
[18] Der interkulturelle Vergleich, eine weitere Komponente erfolgreicher EMILE-Projekte, findet in diesem Rahmen im engeren Sinn nicht statt; das Fach Internationales Vertragsrecht ist ja selbst durch Transnationalität gekennzeichnet.
[19] Sicherlich ist davon auszugehen, dass es in verschiedenen Sprachen und Registervarietäten Unterschiede gibt in Bezug auf den ‚Vorlesungsstil‘ (Dudley-Evans et al. 1981) oder den Aufbau (Young 1994). Solche sprachlichen oder kulturellen Unterscheidungen zwischen deutschsprachigen und französischsprachigen Vorlesungen können im Rahmen dieses Artikels aus Platzgründen weder im Hinblick auf deren Auswirkungen auf die Studierenden und ihren Verständnisprozess noch im Zusammenhang mit der Qualifikation der Lehrenden behandelt werden.
[20]  Coulthard et al. weisen auch auf folgendes hin:
Even without speaker change and even where both lecturer and student understand the purpose of the lecture in terms of ‘information transfer’, its discourse is in fact interactively designed; the discourse is ‘shaped’ or ‘structured’ with interactive purpose in mind. (Coulthard et al. 1981: 33)
[21] Mit dem Begriff Bienenkorb - oft auch buzz groups genannt - bezeichnet man kurze Einheiten im Anschluss an Informationsphasen, in denen sich die Lernenden mit ihren Nachbarn austauschen, um Unsicherheiten auszuräumen. Danach schließt sich oft eine Phase mit Anmerkungen und Fragen der einzelnen Gruppen an den Dozenten an.
Ein Lernstopp kann z.B. in Form eines Bienenkorbes durchgeführt werden. Aber auch andere Unterbrechungen des Lehrvortrags sind möglich, z.B. die Aufgabenstellung der Anfertigung einer Mindmap in Einzelarbeit.