Wissenschaftlicher Sammelband, herausgegeben von Thomas Tinnefeld unter Mitarbeit von Ines-A. Busch-Lauer, Hans Giessen, Michael Langner, Adelheid Schumann. Saarbrücken: htw saar 2012. ISBN 978-3-942949-00-2.


Zur Vermittlung von technischen Fachsprachen des Englischen -
dargestellt am Beispiel des Studiengangs Informatik

Ines-A. Busch-Lauer (Zwickau)


Abstract (English)
The present paper gives a short introduction to the educational program of Westsäschsiche Hochschule Zwickau and describes the subject-related classes of English as a foreign language for students of engineering sciences. It then explains the examinations required for levels B2 and C1 of the Common European Framework of Reference for Languages (CEFR). The paper focuses on the field of informatics as, compared with other subjects, informatics is characterized by a strong growth of information, a dynamic development and a predominant use of English in global communication. Although the market for ESP-textbooks has significantly  developed over the past few years, there is a need for ES- teachers to constantly adapt their course structures to the changing professional demands of students with respect to technical and language knowledge, language skills and intercultural competence.
Key words:     ESP, engineering, informatics, ESP-teachers, technical knowledge, language knowledge, language skills, intercultural competence

Abstract (Deutsch)
Nach einer kurzen Vorstellung des Ausbildungsprofils der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) geht der Beitrag auf die Struktur und Inhalte der fachbezogenen Fremdsprachenausbildung Englisch für Studierende in den ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen ein und erläutert die zu erbringenden Prüfungsleistungen auf den Niveaustufen B2 und C1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (GER). Im Blickfeld steht das Fachgebiet Informatik. Gegenüber anderen Fächern ist die Informatik durch einen starken Informationszuwachs, schnelllebige Entwicklungen sowie von einer dominanten Nutzung der englischen Sprache in der globalen Kommunikation geprägt. Obwohl sich der Englisch-Lehrbuchmarkt für fachbezogene Sprachkurse in den vergangenen Jahren stark entwickelt hat, sind die Fachsprachenlehrer gefordert, die Kursstruktur den sich ändernden Berufsanforderungen der Studierenden in Bezug auf Fach- und Sprachwissen, sprachliche Fertigkeiten und interkulturelle Kompetenz fortlaufend anzupassen.
Stichwörter:    fachbezogene Fremdsprachenausbildung, Ingenieurwissenschaften, Informatik, Fachsprachenlehrer, Fachwissen- und Sprachwissen, sprachliche Fertigkeiten, interkulturelle Kompetenz




1 Ausbildungsprofil der Westsächsischen Hochschule Zwickau

Die Westsächsische Hochschule Zwickau mit ihren Standorten in Zwickau, Reichenbach und Schneeberg verfügt über eine langjährige Tradition als Ausbildungsstätte in den Technik- und Ingenieurwissenschaften, aber auch in den Bereichen Wirtschaft und Lebensqualität. Sie umfasst neun Fakultäten: Maschinenbau und Kraftfahrzeugtechnik, Automobilbau, Elektrotechnik, Physikalische Technik / Informatik, Wirtschaftswissenschaften, Angewandte Kunst Schneeberg, Architektur, Gesundheits- und Pflegewissenschaften sowie Sprachen. Derzeit sind mehr als 5000 Studierende in 36 Studiengängen immatrikuliert.
An der Fakultät Sprachen wird der Studiengang Languages and Business Administration mit den Spezialisierungen Wirtschaftsspanisch, Wirtschaftsfrankoromanistik und Wirtschaftssinologie erfolgreich angeboten. Die Absolventen des Studiengangs sind in der Wirtschaft national und international sehr begehrt.

Über die Fachgruppe Fachbezogene Sprachausbildung als Teil der Fakultät Sprachen werden fachbezogene Englischkurse für fast alle Studienrichtungen (außer Wirtschaftswissenschaften) sowie studienbegleitende Deutsch-, Russisch- und Französischkurse angeboten. Die Fachgruppe bereitet darüber hinaus auf verschiedenen Niveaustufen auf internationale Sprachtests nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen (GER) vor (u. a. TOEIC, TestDaF, telc) und ist Testzentrum für diese Sprachnachweise.


1.1  Fachlich-berufliche Anforderungen an Absolventen

Das Anforderungsprofil an Absolventen von Hochschulen und Universitäten hat sich in den vergangenen Jahren aufgrund der zunehmenden Globalisierung von Wirtschaftsprozessen und der Verstärkung des internationalen Wettbewerbs signifikant verändert. Mit dem Begriff Employability wird deshalb die Fähigkeit bezeichnet, den Anforderungen der Praxis und des Arbeitsmarktes besser zu entsprechen. Meist überzeugen die Absolventen durch sehr gute Fachkenntnisse, Innovationswillen und auch Teamgeist, jedoch werden die fremdsprachliche Kommunikationskompetenz und die interkulturelle Sensibilisierung der Studierenden in der Praxis oft noch bemängelt. Gerade wenn es um eine Tätigkeit im internationalen Umfeld geht, ist diesen Aspekten bereits im Studium mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

Bolten (2001: 3) hat die Komponenten internationaler Management-Kompetenz, die auch für Absolventen in technischen Disziplinen nachgefragt sind, wie folgt schematisch dargestellt (Abb. 1). Es wird deutlich, dass neben der Fachkompetenz insbesondere auch interkulturelle, soziale und strategische Kompetenz gefordert sind. Die Fähigkeit, Probleme mit der gebotenen Motivation und Entscheidungsfreude anzugehen, wird darüber hinaus als individuelle Kompetenz charakterisiert.

Zur Ausbildung dieser miteinander verwobenen Kompetenzstränge ist es daher bereits während des Studiums notwendig, die Studierenden für diese Praxisanforderungen zu sensibilisieren, Handlungsentscheidungen zu provozieren und über simulierte Projektarbeiten Kommunikationssituationen zu trainieren, die auf den Beruf vorbereiten. Dies gilt auch für die Arbeit im Fremdsprachenunterricht. Er trägt nicht nur signifikant zur Entwicklung der Kommunikationskompetenz in der Fremdsprache bei, sondern kann durch die interkulturelle Sensibilisierung auch die Mitarbeit in multikulturellen Teams vorbereiten.


Aufgabe des fachbezogenen Fremdsprachenunterrichts ist es daher, neben der Vermittlung von Fachkenntnissen in der Fremdsprache, auch kommunikative Fertigkeiten auszubilden und für die interkulturelle Praxis im In- und Ausland vorzubereiten. Dieser hohe Anspruch kann im zeitlich begrenzten Ausbildungszeitraum von einem oder zwei Semestern oft nicht optimal erfüllt werden. Erschwerend wirken außerdem die folgenden Faktoren:
  • Die Studierenden technisch-ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge kommen teilweise aus der beruflichen Praxis, d.h. ihre Fremdsprachenkenntnisse sind oft rudimentär. Andererseits haben einige Studierende über Auslandsaufenthalte bereits ein relativ hohes Sprachniveau erreicht, so dass es insgesamt zu großer Heterogenität in den Sprachgruppen kommt. Die strikte Modulorganisation im Bachelorstudium lässt eine Differenzierung in leistungsstarke und -schwächere Gruppen leider nicht zu.
  • Fremdsprachen gelten bei einigen Studierenden aufgrund ihrer schulischen Ausbildung gleichsam als notwendiges Übel, wodurch gewisse Vorbehalte gegenüber dem Fremdsprachentraining bestehen. Die Fremdsprachen wurden in der Schule häufig noch praxisfremd, stark grammatikorientiert und frontal unterrichtet. Es gibt deshalb zu Beginn eines Kurses häufig wenig Eigeninitiative der Studierenden, das Erlernte anzuwenden oder auszuprobieren. Die Konsequenz ist, dass die rezeptiven Vorkenntnisse der Studierenden auf Niveaustufe B1 recht gut sind, die produktiven Fertigkeiten hingegen sehr wenig entwickelt wirken.
Diese Hürden müssen durch eine interessante Ausbildungsstruktur und eine motivationsfördernde Gestaltung des Kurses sukzessive aufgelöst werden, was durchaus gelingt. Interessanterweise entscheiden sich viele Studierende nach dem Basiskurs und / oder nach Absolvierung eines Praktikums in einem internationalen Unternehmen häufig sogar zur Auffrischung bzw. Erweiterung der Fremdsprachenkenntnisse im Fortgeschrittenenkurs, da sie die Notwendigkeit anwendbarer Fremdsprachenkenntnisse im Unternehmen kennengelernt haben.


1.2  Ausbildungsstruktur der fachbezogenen Englischausbildung

Die fachbezogene Englischausbildung ist nach den Inhalten der Studiengänge modularisiert und umfasst 120 Stunden, davon sind 60 Stunden Präsenzunterricht und 60 Stunden Selbststudienzeit. Der Basiskurs führt von Niveau B1 auf B2 nach der Definition des GER. Aufgrund der starken Kursnachfrage wurde für die höheren Studienjahre in fast allen Studiengängen ein weiterführendes Modul Advanced Technical English erarbeitet, das auf Niveau B2+ aufbaut und zu Niveau C1 führen soll. Es umfasst ebenfalls ein Semester mit 120 Stunden (60 Stunden Präsenz und 60 Stunden Selbststudium).

Beide Kurstypen beinhalten eine mündliche Prüfung in Form einer fachbezogenen Präsentation (im Basismodul in Gruppen von zwei Studierenden und im Fortgeschrittenenkurs als Einzelvortrag) mit anschließender Diskussion in der Gruppe. Die Präsentation im Umfang von 10 bis 15 Minuten pro Person geht mit einer Gewichtung von 33 % in die Modulnote ein. Voraussetzung für die Absolvierung des Vortrags ist die Erarbeitung einer schriftlichen Textzusammenfassung (Abstract), da in den meisten Studiengängen im Rahmen der Bachelorarbeit später eine Posterpräsentation mit entsprechenden Kurzfassungen in Deutsch und Englisch anzufertigen ist und die Studierenden hierzu bereits im Basiskurs Formulierungshilfen erhalten. 

Die Abschlussklausur (90 Minuten) umfasst mit 60 Minuten (ohne Wörterbuch) Aufgabenstellungen zu Sprach- und Textstrukturen, zur Grammatik und fachbezogenen Lexik, zur Schreibfertigkeit sowie gegebenenfalls auch zum Hörverstehen und mit 30 Minuten einen Leseverstehenstest (mit Wörterbuch) zu einem Text aus dem Fachgebiet. Diese kommunikativ ausgerichteten Testaufgaben haben sich in den letzten Jahren in der Praxis in allen unterrichteten Studiengängen sehr gut bewährt. Die Durchfallquote der Studierenden ist fachgebietsübergreifend relativ niedrig.


2   Strukturierung der Ausbildung am Beispiel Englisch für Informatiker

2.1  Prämissen

Das Basismodul Englisch für Informatiker (Bachelor) ist mit 4 SWS in das 1. Semester integriert. Neben hochschul- und studienbezogenen Themen (z.B. Arten und Aufbau der Studiengänge an der WHZ, studienrelevante Terminologie) werden fachspezifische Themenkomplexe aus den Bereichen Computer, Hardware und Software, Operating Systems, Programming Languages, Software Applications, Virtual Reality, Artificial Intelligence, Mobile Computing and Security sowie Computer Problems und aktuelle Entwicklungen anhand von ausgewählten Texten behandelt. Gegenüber anderen Fächern zeichnet sich das Fach Informatik insbesondere durch einen rasanten Wissenszuwachs und schnelllebigen Wissenswandel aus. Lehrwerke für die fachbezogene Englischausbildung liegen zwar auch für dieses Fach vor, sie sind jedoch meist bereits veraltet, wenn das Buch auf dem Markt erscheint. Durch die Computer-Affinität der Studierenden und das besondere Interesse an neuesten Entwicklungen lässt sich die Motivation zum Sprachenlernen für diese Studierenden nur erreichen, wenn man diesen Faktoren bei der Konzipierung des Kurses Rechnung trägt. So werden sowohl Podcasts als auch Videos zu aktuellen Themen in den Kurs einbezogen, aber auch Webquests, Blogs und Foren. Dies setzt die beständige „Pirsch“ des Fachsprachenlehrers nach neuen Themen und ihrer Didaktisierung voraus - und auch das fachliche Interesse, denn teilweise sind die Themen für einen fachlichen Laien sehr spezifisch. 

Darüber hinaus fließt in das Basismodul auch das Fertigkeitstraining aus dem Bereich Business English (Telephoning, E-Mailing, Meetings) ein. In ausgewählten Kommunikationssituationen und Fallstudien werden außerdem grundlegende interkulturelle Konzepte (z.B. zum Zeit- und Raumverständnis) vermittelt. Förderlich dazu sind eigene persönliche Erfahrungen aus einer fünfjährigen Tätigkeit als Sprachtrainerin und Übersetzerin in einem global agierenden Software-Unternehmen.

Im Rahmen des Bachelorstudiums Informatik wird neben dem Basismodul auf Wunsch der Studierenden ein Wahlpflichtmodul zum Ausbau der Kenntnisse auf Niveau B2+ angeboten. In diesem Modul werden besonders die produktiven Fertigkeiten (Sprechen, Schreiben) gefördert. Zur Entwicklung der Sprechfertigkeiten werden Diskussionen und Pro- und Kontra-Argumentationen zu den von den Studierenden vorgeschlagenen Fachthemen durchgeführt. Jeder Student hat außerdem die Aufgabe, einen Fachartikel im Umfang von bis zu acht Druckseiten vorzubereiten, der abschließend benotet wird. Der Schreibfortschritt wird im Kurs im Rahmen von Statusberichten (Meilensteinanalyse) diskutiert, wobei der Schwerpunkt der Auswertung neben sprachlichen Aspekten auch auf der inhaltlich-logischen Aufbereitung des Themas liegt. In einem abschließenden Panel wird schließlich das von jedem Studenten gewählte Thema des Fachartikels in einer Art Studentenkonferenz mit Moderation verteidigt und benotet. Auf diese Weise fließen die von den Studierenden erworbenen Fachkenntnisse bzw. durchgeführten Projekte in eine simulierte Fachdiskussion ein, so wie sie auch in Unternehmen geführt wird. Die auf die Lernerautonomie gestützte Ausbildung in diesem Wahlpflichtmodul hat sich als sehr effizient erwiesen, was durch die studentische Evaluation am Ende des Kurses bestätigt wurde.

Im Masterstudium ist ein Modul unter dem Titel Global Business and Project Communication in English integriert. Die Ausbildungsinhalte konzentrieren sich hier vordergründig auf die Textsorten und Kommunikations-Sachverhalte in einem Unternehmen bzw. in Projekten. Je nach Anzahl der Teilnehmer beginnt der Kurs mit der Formierung von kleinen IT-Unternehmen mit jeweils 5-6 Mitarbeitern. Jeder Studierende erhält innerhalb dieses „fiktiven“ Unternehmens eine wirtschaftsbezogene Funktion (z.B. Vorstandsvorsitzender, Projektleiter). Die Unternehmen entscheiden sich für ein fachliches Aufgabengebiet (z.B. Sicherheitssysteme, Roboterprogrammierung). In den Gruppen wird die Entwicklung dieses gewählten Fachthemas im Semesterverlauf anhand des Portfolios und der Kennzahlen realer IT-Unternehmen verfolgt. Im Kurs werden dazu auch regelmäßig Kurzbeiträge von etwa fünf Minuten Länge abgefordert, in denen die mündliche Kommunikationsfähigkeit trainiert und Anlass für weiterführende Diskussionen (z.B. Entwicklungen im Green IT-Sektor) geboten wird. So wird eine Verknüpfung von IT-Fachkenntnissen und Wirtschaftsthemen erreicht, die durch Falldiskussionen zu interkulturellen Fragestellungen komplettiert werden. Die Unternehmen durchlaufen simulierte Kommunikationssituationen (z.B. Rekrutierung neuer (internationaler) Mitarbeiter, Bewerbungsgespräche, Evaluation von Wettbewerbern, Projektmanagement oder auch Konferenz- und Messeteilnahme).

Als mündliche Prüfung wird ein etwa 20-minütiger Einzelvortrag mit anschließender Diskussion gefordert. Dieser wird auf Wunsch auf Video aufgezeichnet, so dass der Vortragende seine Leistung auch selbst kritisch einschätzen kann. Die Studierenden stellen in diesem Zusammenhang häufig die Themen bzw. Ergebnisse ihrer Bachelorarbeiten oder anderer Projektarbeiten vor. Die Vorträge zeichnen sich durch eine starke Spezialisierung aus und liegen thematisch oft in den Bereichen Software Engineering bzw. Biomedizininformatik. Die Bewertung der Vortragsleistung erfolgt durch die Lehrkraft und gesondert - in anonymisierter Form über kleine Notizzettel - auch durch die Kursteilnehmer als potentielles Fachpublikum. Der Vortragende erhält diese Bewertungen und Hinweise zu seinem Beitrag unmittelbar. So wird öffentliche Kritik bzw. Lobpreisung vermieden und dennoch kann jeder aus den durchweg ehrlichen Antworten Rückschlüsse auf die Qualität seines Beitrags und der Präsentation ziehen. Im Anschluss an den Vortrag wird die thematische Versiertheit des Referenten  durch Fragen und eine Diskussion ausgelotet.

Die Abschlussklausur zu diesem Modul umfasst 90 Minuten und wird von den Studierenden am Computer bearbeitet. Details zu dieser Prüfungsform werden in Abschnitt 3 des vorliegenden Beitrages vorgestellt.


2.2  Entwicklung einer Kursstruktur

Welche Möglichkeiten ergeben sich angesichts der oben beschriebenen Prämissen für die Erarbeitung einer Kursstruktur für den Bereich Informatik, um die Ausbildung interessant, motivierend und dennoch lerneffizient zu gestalten? Es lassen sich hier sicherlich verschiedene Wege beschreiten, wobei auf ein ausgewogenes Verhältnis von Inhalt und Fertigkeitsentwicklung zu achten ist (content vs. skill-based teaching). Außerdem sollte von den Vorkenntnissen der Studierenden ausgegangen werden; ihre Motivation und ihr Interesse für die Fremdsprache sind zu wecken, ohne die Ziele des Kurses aus dem Auge zu verlieren.

Zunächst ist es ratsam, sich mit der Fachgebiets-Systematik zu beschäftigen und sich mit dem Studienprogramm und den Schwerpunktthemen vertraut zu machen. In einem Folgeschritt sollte die für einzelne Themen bzw. Fachbereiche relevante Struktur von Fachtexten anhand aktueller Fachtexte betrachtet werden: Für Informatikstudenten ist nichts unattraktiver als veraltete Informationen! Dem unterschiedlichen Charakter der Texte sollte dann in der Kursstruktur Rechnung getragen werden: In der Informatik werden neben sachinformierenden Texten (Beispiel 1 – aus einem deutschen Fachtext) vielfach auch instruierende Texte (Beispiel 2 – aus einem deutschen Fachtext) verwendet. Teilweise enthalten diese auch Sequenzen in einer Programmiersprache. (Beispiel 3 – Programmieranweisung). Ihre Kommentierung wird von den Studierenden gern übernommen, so dass der Fachsprachenlehrer entlastet wird, der oft genug nicht Experte im zu vermittelnden Fach ist.

   Beispiele:
(1) Javascript: Eine Skriptsprache, die von den Firmen ... entwickelt wurde und mit Java in Beziehung steht. Javascript ist jedoch keine echte objektorientierte Sprache und hat zudem eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit im Vergleich zu Java, weil sie nicht kompiliert wird. Online-Grundanwendungen und Funktionen können Web-Seiten mit JavaScript zwar hinzugefügt werden, Anzahl und Komplexität der verfügbaren Funktionen für die Schnittstelle der Anwendungsprogrammierung (API) sind jedoch nicht so hoch wie bei Java. Es ist allgemein anerkannt, dass JavaScript-Code, der in eine Web-Seite mit dem HTML-Code einbezogen wird, leichter zu schreiben ist als Java-Code ...(Computer-Lexikon (www.ks-computerservice.de/GlossarJ.html,  29.10.2012))
(2) So arbeiten Sie mit JavaScript. Im Folgenden zeigen wir Ihnen, wie Sie ein JavaScript in Ihr HTML-Dokument einbinden können. Unser Beispiel-Script zeigt einen Countdown an; nach Ablauf der Zeit wird der Nutzer automatisch auf eine andere Seite weitergeleitet.
1. Öffnen Sie den Windows-Editor mit „Start/Programme/ Zubehör/Editor“ und öffnen Sie mit „Datei/Öffnen“ die HTML-Datei, in die Sie das Script einbinden möchten. Nun müssen Sie als Metatag zunächst festlegen, nach wie vielen Sekunden der Nutzer weitergeleitet werden soll. Schreiben Sie dafür in den Bereich zwischen <head> und </head> folgende Zeile: (...)
Der Parameter „content“ enthält hierbei durch ein Semikolon abgetrennt zunächst die Anzahl der Sekunden bis zur Weiterleitung und anschließend die URL, zu der weitergeleitet werden soll. (PC Welt 2009/10 (www.pcwelt.de; 29.10.2012 ))
(3) <meta http-equi= refresh content=6;
URL=http://www.pcpraxis.de>
<scriptlanguage=JavaScript type=text/javascript>
<!-
<varZeit= 5;
function doTin e()
{
document.formular.count.value = Zeit-;
aktiv= setTin eout(´doTin e ()`,1000);
}
else
clearTin eout(aktiv);
}
//->
</script>
(PC Welt 2009/10 (www.pcwelt.de; 29.10.2012))


Besonders bei der Bearbeitung sehr spezifischer Texte sollten die Lernerautonomie der Studierenden und ihre fachliche Expertise eingefordert werden.

Neben fachlichen Themen werden auch die Kommunikationsprozesse im IT-Unternehmen betrachtet. Die firmeninterne und -externe Kommunikation ist durch einen hohen Grad an Technisierung und - durch die Verwendung von E-Mails und Internet - Entpersonifizierung gekennzeichnet. In der firmenexternen Kommunikation werden als Textsorten neben den Webseiten vor allem auch die technische Dokumentation (Pflichtenhefte, Spezifikationen, Benutzerdokumentationen, Präsentationen), White Paper und Marketing-Material sowie Projektdokumente genutzt. In der firmeninternen Kommunikation werden neben konventionellen Kommunikationswegen (z.B. Telefon) vor allem das Intranet und E-Mails verwendet. Die Kommunikation folgt meist analog einer Problemlösungs-Strategie (z.B. einem Programmablauf) oder dem Ablauf von Projekten (vom Projektauftrag bis hin zum  Projektende). Zu den projektrelevanten Texten gehören zum Beispiel Lasten- und Pflichtenhefte, Vertragsunterlagen, Übernahme- und Übergabeprotokolle, Meeting-Protokolle und die produktbegleitende Dokumentation (u.a. Software-Manuals, Systembeschreibungen und Bedienungsanleitungen). 
Aus der Betrachtung der Fachgebietsstruktur, der Kommunikationsprozesse im Fach, des fachlichen und beruflichen Anforderungsprofils und der Analyse der Ausgangsparameter der Studierenden ergeben sich die für die Gestaltung eines Kurses maßgeblichen Ziele, Fertigkeitsanforderungen und schließlich eine inhaltliche Grobstruktur, die durch entsprechendes Textmaterial untermauert werden kann und so das Grundgerüst für das Modul bildet. Im Verlauf des Semesters erfolgt dann die Feinanpassung. Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass der Vorbereitungsprozess zwar sehr zeitaufwändig ist, die ständige Aktualisierung des Programmes sich jedoch als sehr hilfreich für die Qualität des Sprachkurses ausgewirkt hat und sich als motivierend für die Nutzung der Fremdsprache in diversen Kontexten erwiesen hat (Busch-Lauer 2012).


2.3  Lehrinhalte und Kursmaterial

Das Basismodul beinhaltet die folgenden Lehrinhalte:

Behandlung hochschul- und studienbezogener Themen
(z. B. Studium und Studieninhalte an der Westsächsischen Hochschule in Zwickau)

Fachspezifische Themenkomplexe:
Computer Hardware and Software, Operating Systems, Programming Languages, Software Applications, Virtual Reality, Artificial Intelligence, Information Management Mobile Computing and Perspectives, Communication Systems, Networks, Internet, Current Problems in Computer Science (e.g. Viruses), Multimedia

Behandlung von Themen aus dem Kommunikationsbereich IT – Wirtschaft:
Letter and E-mail Writing, Telephoning, Job Applications, Job Interviews, Presentation of a project, Abstract Writing

Ausbildung interkultureller Kompetenz:
Vermittlung von Basiskonzepten

       Das Mastermodul beinhaltet die folgenden Lehrinhalte:
·         Working in a global business environment
·         State-of-the-art in domestic and global computer science
·         Major organization patterns and developments (R&D, QA, PS)
·         Development of the project- and product life-cycle, project work and management
·         Customer care (acquisition, communication, project development and follow-up)
·         Human resources (staff recruitment, relocation, assignments, outsourcing)
·         Preparing for a stay abroad (application, interview)
·         Developing cultural awareness, cultural values at work and in society (body language and management of time and space in global project settings, hotspots and critical incidents (project case studies on various cultures))
·         Practising oral and written academic and technical genres,
·         Academic genres (conference abstract, executive summary)
·         Business-related genres (business plan, business correspondence)
·         Technical genres (e.g. data sheets, requirements specifications)
·         Legal documents (e.g. contracts, service-level agreements, licensing agreements).

Um die Aktualität im Kurs und für das Selbststudium zu gewährleisten, bietet es sich an, u.a. auf die Informationen der folgenden Websites zu verweisen:How Stuff Works (Textmaterial, Videos, Podcast[1], How it Works (Magazin und Website[2]); Scientific American, (Zeitschrift, Textmaterial und Podcasts[3]); IT Conversations (Textmaterial und Podcasts[4]) sowie BBC Click (Videos und Textmaterial[5]).Darüber hinaus wird im Masterkurs auf das Online-Programm von e-Xplore Technical English der HTWK Leipzig für das Selbststudium hingewiesen sowie auf das über die Hochschulbibliothek zur Ausleihe verfügbare Material von Digital Publishing (Business English).


3   Prüfungsanforderungen und -gestaltung

Beispielhaft für die kommunikativ ausgerichteten Prüfungen soll im Folgenden das Material für die Klausur im Modul Global Business and Project Communication in English aus dem Sommersemester 2010 zur Diskussion gestellt werden. Die verwendeten Testaufgaben bilden die im Modul behandelten Themen und das Fertigkeitstraining ab. Sie sollen evaluieren, inwieweit die Studierenden kommunikative Aufgabenstellungen, die ihnen in der Berufspraxis mit Sicherheit begegnen, auch mit der nötigen Schnelligkeit und Souveränität lösen können. Die Aufgaben wurden von den Studierenden am PC (eigenes Notebook) unter Nutzung von definierten elektronischen Wörterbuchseiten in 90 Minuten bewältigt. Die Prüfungsdokumente wurden im pdf-Format gespeichert und der Lehrkraft über ein Speichermedium übergeben. Somit wird auch in der Prüfung die reale Welt nachgestellt.

Die Klausur bestand aus den folgenden vier Aufgaben.

Aufgabe 1: Zunächst wurden die Studierenden aufgefordert, sich bei einer international agierenden IT-Firma zu bewerben und dazu einen Motivationsbrief (150-200 Wörter) zu verfassen, der bestimmte Themen einschließen sollte. Im Unterricht hatten die Studierenden bereits eine ähnliche Aufgabe (Vorbereitung ihrer Bewerbungsunterlagen in Englisch) erarbeitet. Sie waren folglich sowohl mit der Textsorte als auch mit den zu verwendenden sprachlichen Mitteln vertraut.

Task 1: As a potential candidate for a project leader position in Europe, Hello World Inc., the leading global provider of online payment systems, headquartered in New York, requires you to submit a letter of motivation (approx. 150-200 words) in which you explain

·         why you have applied for the job and what your greatest strengths are,
·         what subject you have studied and why you opted for the University of Applied
                   Sciences Zwickau for further qualification,
·         what your practical experience in this field is,
·         what cultural standards you consider particularly relevant for Hello World Inc.
                      when expanding business to Germany (3 items to be mentioned),
·         where you see yourself in five years’ time.


Aufgabe 2: In der zweiten Aufgabe wurden die Studierenden aufgefordert, ein interkulturelles Problem zu lösen. Zu diesem Zweck erhielten sie eine E-Mail, die das Hilfeersuchen eines Mitarbeiters zu einer Fallstudie (critical incident) beinhaltet. Sie wurden aufgefordert, ihre Kenntnisse über das Formulieren von E-Mails (80-100 Wörter) mit ihren erlernten interkulturellen Kenntnissen zu kombinieren. Es wurden folglich Textsortenkenntnisse, Schreibfertigkeiten und Problemlösungsstrategien abgefragt. Dieser Aufgabentyp wurde im Kurs durch die E-Mail-Kommunikation zwischen den einzelnen fiktiven IT-Unternehmen trainiert und in der Klausur von den meisten Studierenden souverän gelöst.

Task 2: As a potential employee of Hello World Inc., you are required to solve critical communication situations. Read the following case. What do you suggest for solving the problem? Make a written (e-mail) proposal to Martin, offering at least three options to assure that he feels more comfortable with his work and that the project will be a success.
Martin, aged 28, German, is a very talented senior programmer with splendid ideas and project management skills. This is why management decided to relocate him to India to build up a new subsidiary there. Martin has been staying in India for about two months but both private and business relationships there develop fairly slowly. The Indian employees are very friendly, always smile, they try to work hard, however, the project has not yielded positive results yet. Several deadlines were missed and prompted a delay of ten man days. Martin is frustrated because the American management expects results and the German partners want the project to run as smoothly as possible in order to not lose customers. Although Martin knows English well, it is hard for him to communicate with the Indians. It seems as if they do not understand his language, time consciousness and directness. Write an e-mail to Martin on how to solve the problem.

Aufgabe 3: In ihrer späteren Tätigkeit sind die Studierenden als Projektmanager auch aufgefordert, Statusberichte vorzubereiten, Evaluationen von/ für Firmen vorzunehmen und dazu auch Datenmaterial aus einer oder mehreren Quellen auszuwerten. Die Interpretation graphischer Informationsmittel ist daher wichtiger Bestandteil der Ausbildung. In der Prüfung wurde den Studierenden die Aufgabe gestellt, die Bilanzdaten eines Unternehmens aufgabenbezogen auszuwerten. Dazu erhielten die Studierenden vier PowerPoint-Folien eines realen IT-Unternehmens mit relevanten Daten beispielsweise zu Portfolio, Jahresumsatz und Aktienkurs. Sie sollten diese Daten in Bezug auf die Tragfähigkeit einer Kooperation mit dem eigenen Unternehmen auswerten. Diese Aufgabe (ca. 150 Wörter) ermöglichte neben der Überprüfung des vermittelten wirtschaftsbezogenen Vokabulars auch die Anwendung der erlernten Kenntnisse zu der Textsorte Statusbericht.

Task 3: Study the slides 3 to 8, 13 and 19 of W AG (see separate pdf, or Investor Presentation, web link).
Write an analysis (150 words) of the company’s economic situation and evaluate if this company could be a partner of Hello World Inc. in the field of payment transactions and services. Give reasons for your assessment.

Aufgabe 4: Diese Aufgabe war auf die Überprüfung der Lesekompetenz der Studierenden anhand eines aktuellen Fachtextes (What Could Google Do With the Data It Has Collected?, 22 June 2010, ca. 5700 Zeichen) und ihre Fähigkeit ausgerichtet, Fachinhalte zusammenzufassen bzw. zu kommentieren. Komplexe Aufgaben dieser Art wurden im Kurs trainiert. Deshalb wurde dieser Aufgabentyp von der Mehrzahl der Studierenden gut gemeistert.

Task 4: Read the text below and the comment on it. Then complete the following tasks: Briefly summarize the text in English (50-100 words) but do NOT simply copy sentences. Add a comment (50-100 words) to be sent to the editor stating your opinion on the topic of privacy and manipulation.

Insgesamt waren die Klausurergebnisse der Master-Studierenden sehr zufriedenstellend. Eine Evaluation der Prüfung durch die Teilnehmer ergab, dass die Aufgaben als sehr anspruchsvoll eingeschätzt wurden, aber sowohl der Praxis als auch dem Naturell der Studierenden, Informationen schnell erfassen und verarbeiten zu müssen, sehr gut entsprachen. Der Wechsel von der Papierversion der Prüfung auf die computergestützte Version wurde von allen Studierenden als positiv eingeschätzt. Die Möglichkeit, bei Bedarf vorab definierte Internet-Wörterbücher nutzen zu können, motivierte zusätzlich. Damit kommt auch die Prüfungsklausur realen Kommunikationssituationen im Beruf relativ nah.


4   Fazit

Über die Modularisierung der fachbezogenen Fremdsprachenausbildung in enger Kooperation mit den Fakultäten und über den Abgleich mit Erfahrungen aus der Berufspraxis konnten die Kursinhalte präzisiert und bedarfsgerecht angepasst werden. Dies resultierte in einer besseren Motivation der Studierenden zur Anwendung der erworbenen Kenntnisse und förderte auch die Weiterentwicklung der Lernerautonomie. Die Integration von Fremdsprache, kommunikativen Fertigkeiten, Präsenz- und Selbstlernphasen sowie interkulturellem Training verlieh der Kursstruktur Authentizität und Aktualität. Durch den verstärkten Medieneinsatz wurde besonders der Computeraffinität der Informatik-Studierenden Rechnung getragen. Über die dargestellte modularisierte Ausbildung wird dabei eine bessere Vorbereitung der Studierenden auf die fremdsprachige Kommunikationspraxis im Beruf erreicht. Die Studierenden können so ihre Arbeitsmarkt- und Karrierechancen deutlich verbessern.


Bibliographie


Bolten, Jürgen (2001). Interkulturelles Coaching, Mediation, Training und Consulting als Aufgaben des Personalmanagements internationaler Unternehmen. In: Clermont, Alois / Schmeisser, Wilhelm & Krimphove, Dieter (Hrsg.) (2001). Strategisches Personalmanagement in Globalen Unternehmen. München: Vahlen, 909-926. 
(www2.uni-jena.de/philosophie/iwk/.../coaching.pdf; 18.12.2011).

Busch-Lauer, Ines-A. (2012). Mittler zwischen Fach, Fremdsprache und Bedarfsgruppe – Was einen guten Fachsprachenlehrer auszeichnen sollte. (Vortrag zur 27. Jahrestagung des AKS, Mannheim, 1.3.-3.3.2012; im Druck).




[1]     www.howstuffworks.com; 29.10.2012.
[2]     www.howitworksdaily.com; 29.10.2012.
[3]     www.sciam.com; 29.10.-2012.
[4]     www.itc.conversationsnetwork.com; 29.10.2012.
[5]     news.bbc.co.uk; 29.10.2012.