Wissenschaftlicher Sammelband, herausgegeben von Thomas Tinnefeld unter Mitarbeit von Ines-A. Busch-Lauer, Hans Giessen, Michael Langner, Adelheid Schumann. Saarbrücken: htw saar 2012. ISBN 978-3-942949-00-2.


Fachfremdsprachenunterricht in den Ingenieurwissenschaften
Maschinenbau und Mechatronik an (Fach)Hochschulen:
Konzepte, Methodik und Lernziele

Marion Werthebach (Bochum)


Abstract (English)
The present paper deals with one fundamental question: what is the contribution LSP-teaching can or should make so as to prepare young engineers for international job markets? Apart from the expectations of students and companies for LSP-teaching, universities are confronted with the challenges of an increasing internationalisation in engineering sciences. The paper focuses on an exemplary ESP-course taught as an integral part of the curriculum in the Bachelor Program of Mechanical Engineering in the specialisations Construction and Production in the Mechatronics-and-Mechanical-Engineering Department of Bochum University of Applied Sciences.
Key words:     LSP-teaching, internationalisation, engineering sciences, mechanical enginering, mechatronics
.                               
                   
Abstract (Deutsch)
Welchen Beitrag kann bzw. soll der fachfremdsprachliche Unterricht leisten, den Ingenieurnachwuchs auf den internationalen Arbeitsmarkt vorzubereiten? Neben den Erwartungen von Studierenden und Unternehmen an den Fachfremdsprachenunterricht werden die Hochschulen ebenso mit den Herausforderungen der zunehmenden Internationalisierung in den Ingenieurwissenschaften konfrontiert. Im Blickpunkt des vorliegenden Beitrags steht exemplarisch eine fachfremdsprachliche Lehrveranstaltung, die im 5. Semester als fester Bestandteil des Curriculums im Bachelorstudiengang Maschinenbau in den Vertiefungsrichtungen Konstruktion und Produktion im Fachbereich Mechatronik und Maschinenbau an der Hochschule Bochum angeboten wird.
Stichwörter: Fachfremdsprachenunterricht, Internationalisierung, Ingenieurwissenschaften, Maschinenbau, Mechatronik



1   Fachfremdsprachliche Lehrveranstaltung

Die Lehrveranstaltung Technisches Englisch für Studierende des Maschinenbaus wird im 5. Semester des Bachelorstudiengangs Maschinenbau bzw. im 7. Semester des entsprechenden KIA-Studiengangs[1] im Fachbereich Mechatronik und Maschinenbau an der Hochschule Bochum angeboten. Im KIA-Bachelorstudiengang Maschinenbau absolvieren die Studierenden eine Facharbeiterausbildung parallel zu den beiden ersten Jahren des Basisstudiums.

Als fester Bestandteil des Curriculums hat die fachfremdsprachliche Veranstaltung einen Umfang von vier Semesterwochenstunden; sie schließt mit einer Fachprüfung in Form einer zweistündigen Klausur ab. Die Zielgruppe setzt sich aus Studierenden der Vertiefungsrichtungen Konstruktion und Produktion zusammen. Entsprechend ihren unterschiedlichen Studieninhalten werden die Studierenden der beiden Vertiefungsrichtungen im Fachsprachenunterricht in getrennten Gruppen unterrichtet.

Die Lehrinhalte umfassen in beiden Fällen folgende Themen:
Basics of Technical English, Technical English, Business English,
Applying for a Job Abroad, Giving a Presentation, Grammar, Academic Writing.
Die Kapitel Basics of Technical English und Technical English orientieren sich stark an den fachlichen Lehrinhalten, die in den jeweiligen Vertiefungsrichtungen Konstruktion und Produktion vermittelt werden. Das Unterrichtsmaterial besteht dabei im Wesentlichen aus authentischen Texten, beispielsweise aus Fachzeitschriften (z.B. Automotive Engineer, Engineering on Campus), die unter anderem auch von den Lehrenden der jeweiligen Fachwissenschaft zur Verfügung gestellt werden. Neben dem Unterrichtsskript kommt ebenso die webbasierte Lernplattform Moodle zum Einsatz.


2   Anforderungen und Erwartungen

Die generellen Erwartungen des Lerners im Fremdsprachenunterricht lassen sich laut Harden (2006) mit der Zielstellung, „die Sprache auch irgendwann zu ‚können’“ (Harden 2006: 34) beschreiben. Handelt es sich um fachsprachlichen Unterricht, ist es oftmals das Ziel der Lernenden, sich ein gewisses Maß an Fachvokabular anzueignen, um für den beruflichen Alltag als Ingenieur bzw. Ingenieurin gerüstet zu sein. Der (Fach)Fremdsprachenunterricht an Hochschulen geht natürlich deutlich über die Erlernung des Fachwortschatzes in der Fremdsprache hinaus.

Die Frage nach den Anforderungen und Erwartungen an den fachfremdsprachlichen Unterricht im Bachelorstudiengang Maschinenbau lässt sich aus drei unterschiedlichen Perspektiven beantworten.

Die Studierenden erwarten zum einen, sich gezielt auf die Fachprüfung in Form einer Klausur vorbereiten zu können, um diese so erfolgreich wie möglich zu bestehen. Zum anderen stellt der fachfremdsprachliche Unterricht eine erste sprachliche Vorbereitung auf den Ingenieuralltag dar, in dem Englisch als Lingua Franca ein fester Bestandteil ist.

Aus der Sicht der Lehrenden sowie der Hochschule sollen die Studierenden ihre sprachlichen Teilkompetenzen ausbauen bzw. verbessern. Aufgrund der zunehmenden Internationalisierung der Studiengänge in den Ingenieurwissenschaften wird den Studierenden verstärkt die Möglichkeit gegeben, internationale Erfahrungen während des Studiums zu sammeln. Dazu gehören beispielsweise integrierte studienbezogene Auslandsaufenthalte, etwa in Form eines Praktikums oder eines ein- oder zweisemestrigen Studiums an einer ausländischen Hochschule. In diesem Kontext gilt es nicht nur, die organisatorischen Voraussetzungen zu schaffen, die Anerkennung der Studienleistungen zu gewährleisten und die entsprechende Betreuung sicherzustellen, sondern auch, die Studierenden sprachlich (allgemein- und fachsprachlich) auf ihren Auslandsaufenthalt vorzubereiten.

Für die Unternehmen als zukünftige Arbeitgeber des Ingenieurnachwuchses ist die Beherrschung einer oder mehrerer (Fach)Fremdsprachen ein erster Nachweis von Internationalität.


3   Die HIS-Absolventenbefragung

Unternehmen sind bei der Einstellung von Hochschulabsolventinnen und -absolventen auf der Suche nach „fertigen Endprodukten“ und „Ingenieur-Persönlichkeiten“, erklärte der Unternehmensberater Heiko Mell in einem Bericht der VDI Nachrichten vom 25.09.2009 (Schlingmann 2009). Dabei, so Mell, verfügen Ingenieur-Persönlichkeiten „über hinreichende Englischkenntnisse, internationale Kompetenz, Teamfähigkeit und Kommunikationsvermögen.“

Laut einer HIS-Absolventenstudie aus dem Jahr 2005 sind 77 % der befragten Bachelorabsolventinnen und -absolventen (FH und Universität) der Studienfächer Maschinenbau und Elektrotechnik der Meinung, dass die Kenntnisse von Fremdsprachen für ihre berufliche Tätigkeit wichtig seien. Dagegen verfügten 46 % (FH) bzw. 48 % (Universität) der Befragten bei Studienabschluss nach eigenen Angaben tatsächlich „in hohem Maße“ über Fremdsprachenkenntnisse. Angesichts der großen Bedeutung der Fremdsprachen im beruflichen Alltag spricht die Studie von einem „eher zu niedrigen Wert“.


4   Befragung der Lernenden

4.1 Ausrichtung der Befragung

Zur Ermittlung der konkreten Lernziele und der Unterrichtsinhalte empfehlen Buhlmann / Fearns (2000) eine Bedarfsanalyse, die den sprachlichen und fachlichen Ausgangszustand der Lerner feststellen soll. Anhand der Ergebnisse der Bedarfsanalyse wählt der Lehrer das Fachsprachenlehrwerk aus, dessen Sprachmaterial und fachlicher Inhalt angemessen sein müssen (Buhlmann / Fearns 2000: 138f). Funk / Kuhn (2010) unterstreichen die Bedeutung der Bedarfsanalyse in berufsorientierten Fremdsprachenkursen und bezeichnen sie „als empirische Verfahren zur Identifizierung berufsbezogener Sprachverwendungssituationen und der zu ihrer Bewältigung notwendigen fremdsprachlichen und interkulturellen Qualifikationen“ (Funk / Kuhn 2010: 318), da sie die Grundlage für die Kursplanung  und Kursgestaltung bilden. Hilfsmittel sind dabei „Checklisten, Fragebögen, strukturierte Interviews, Tests, Beobachtungen“ oder auch eine Kombination daraus (Funk / Kuhn 2012: 318).

Welche Spezifika zeichnen nun die Maschinenbaustudentinnen und -studenten als Lernende im Fachsprachenunterricht aus? Wie sind ihre Lernvoraussetzungen, inwieweit verfügen sie über Kenntnisse weiterer Fremdsprachen? Welche konkreten Erwartungen haben sie an die fachfremdsprachliche Lehrveranstaltung? Wie formulieren sie ihre Lernziele?

Zur Beantwortung dieser und weiterer Fragen wurde zu Beginn des Wintersemesters 2011 / 2012 eine Fragebogenaktion unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der  Lehrveranstaltung Technisches Englisch für Studierende des Maschinenbaus durchgeführt. Insgesamt nahmen 65 Studierende der Vertiefungsrichtungen Konstruktion und Produktion des 5. bzw. 7. Fachsemesters des Bachelorstudiengangs Maschinenbau an der Befragung in Form eines electric paper teil. Der Katalog mit offenen und geschlossenen Fragen umfasste folgende Aspekte:
1.       Allgemeines (Studienfach, Alter, Geschlecht)
2.       Schulbildung
3.       Berufliche Ausbildung
4.       Schulenglisch
5.       Sonstige Fremdsprachenkenntnisse
6.       Kenntnisse Fachenglisch
7.       Anwendung der Englischkenntnisse im Ingenieuralltag
8.       Erwartungen an die Lehrveranstaltung und Lernziele
9.       Auslandsaufenthalt/-e
10.   Praxisphase im Ausland

Die Ergebnisse der Befragung wurden automatisiert ausgewertet, wobei die wichtigsten nun nachfolgend in gerundeten Prozentwerten aufgeführt werden.


4.2 Allgemeine Informationen

Von den 65 befragten Maschinenbaustudentinnen (13 %) und -studenten (87 %) waren 52 % in der Vertiefungsrichtung Konstruktion bzw. 48 % in der Vertiefungsrichtung Produktion eingeschrieben. Etwa drei Viertel der Studierenden waren zum Zeitpunkt der Befragung zwischen 22 und 25 Jahre alt. 86 % gaben Deutsch als Muttersprache an, wobei Mehrfachnennungen ebenso möglich waren. Als weitere Muttersprachen wurden Russisch, Polnisch, Französisch, Türkisch und Arabisch angegeben.


4.3  Schulbildung

55 % der Studierenden besuchten das Gymnasium, insgesamt schlossen 58 % der Befragten die Schulausbildung mit dem Abitur, 42% mit der Fachhochschulreife ab.


4.4  Berufliche Ausbildung

Mit 71 % der Befragten absolvierte ein relativ hoher Anteil der Zielgruppe vor dem Studium bzw. in den beiden ersten Studienjahren des KIA-Studiengangs Maschinenbau eine berufliche Ausbildung. Bei der Angabe der Berufsbezeichnung liegt der Beruf Industriemechaniker weit vorn, dicht gefolgt vom Kfz-Mechatroniker und dem technischen Zeichner. Fachfremde Ausbildungsberufe, wie zum Beispiel Versicherungskauffrau und musikalisch-technischer Assistent, wurden ebenso genannt.


4.5  Schulenglisch

81 % der Studierenden gaben an, während der Schulzeit (Realschule, Gymnasium bzw. Berufskolleg) mindestens sechs bis neun Jahre lang Englisch gelernt zu haben. Der Anteil der Studierenden, die über weitaus weniger Erfahrung verfügen, war entsprechend geringer (1 – 3 Jahre: 8 %  bzw. 4 – 6 Jahre: 11 %).


4.6  Sonstige Fremdsprachenkenntnisse

Ein Drittel der befragten Maschinenbaustudentinnen und –studenten verfügten über Französischkenntnisse. Als weitere Fremdsprachen wurden Latein, Deutsch und Spanisch genannt. Bei der Beantwortung der Frage, welche Fremdsprache(n) die Studierenden noch gern erlernen würden, lag Spanisch weit vorn, gefolgt von Französisch und Chinesisch. Die Frage, ob zum Selbstlernen Medien verwendet werden, beantworteten 64 % der Studierenden positiv die meisten gaben dabei das Internet, ausländische Fernsehprogramme und Bücher an. Mehr als 80 % der Befragten gaben an, Online-Wörterbücher zu nutzen.


4.7  Kenntnisse des englischen Fachsprache

Nur ein Fünftel der Studierenden hat bereits vor dem Studium fachsprachliche Englischkenntnisse (meist Fachrichtung Maschinenbau) erworben. Diese wurden vor allem am Berufskolleg erworben.


4.8  Anwendung der Englischkenntnisse im Ingenieuralltag

Auf die Frage, in welchen beruflichen Situationen Englischkenntnisse im Ingenieuralltag erforderlich seien, waren die von den Studierenden am häufigsten genannten Antworten:
·         im Umgang mit internationalen Kunden
·         bei Konferenzen globaler Unternehmen
·         betriebsinterne Kommunikation
·         Anleitungen und Handbücher lesen und verstehen
·         Verständnis fremdsprachlicher Fachliteratur
·         im Umgang mit PC-Programmen
·         Englischkenntnisse öffnen einem den Arbeitsmarkt  auf der ganzen Welt
·         „In welchen denn nicht?


4.9  Erwartungen an die Lehrveranstaltung und Lernziele

Bei der Beantwortung der Frage nach den Erwartungen an die Lehrveranstaltung waren Mehrfachnennungen möglich. Die am häufigsten gegebenen Antworten waren die folgenden:
·         Fachvokabular erlernen (85 %)
·         auf die Klausur vorbereitet werden (75 %)
·         die Schreibkompetenz verbessern (57  %)
·         Grammatik wiederholen (58  %)
·         möglichst viel sprechen (40 %)

Als die wichtigsten Lernziele wurden genannt (nur Einfachnennungen möglich):
·         flüssiger Sprechen (71 %)
·         Fachtexte verstehen (16 %)
·         Das Hörverständnis verbessern (10 %)
·         besser schreiben können (0 %)
·         Sonstiges (3 %)


4.10  Auslandsaufenthalt(e) und Praxisphase im Ausland

Fast ein Drittel der Studierenden verfügte bereits über Auslandserfahrungen, die sie auf einer Auslandsexkursion oder auch im Rahmen eines Schüleraustausches oder eines Praktikums im Ausland erworben hatten. Die bevorzugten Länder waren Großbritannien, Frankreich, Australien, die USA oder China.

In den Bachelorstudiengängen Maschinenbau und Mechatronik haben die Studierenden die Möglichkeit, eine mehrwöchige Praxisphase zu absolvieren und/oder die Bachelorarbeit in einem Unternehmen im Ausland zu schreiben. 26 % der Maschinenbaustudentinnen und -studenten möchten 2012 diese Gelegenheit nutzen. Besonders gefragt sind hier die USA, gefolgt von Europa und Asien. Fast die Hälfte der Studierenden bevorzugt ein Unternehmen in Deutschland. 26 % waren zum Zeitpunkt der Befragung noch unschlüssig.


4.11  Fazit der Befragung

Die Ergebnisse der Fragebogenaktion liefern aufschlussreiche Informationen über die Lernvoraussetzungen bei den Studierenden. Unerwartet hoch waren insbesondere die Angaben zu den Schulenglischkenntnissen, was jedoch auch darauf zurückzuführen ist, dass fast 60 % der Befragten über das Abitur verfügen. Der ebenso recht hohe Anteil an Studierenden mit Berufserfahrung aufgrund einer betrieblichen Ausbildung kann im fachsprachlichen Unterricht als Vorteil angesehen werden, da der Lehrende hier auf das bereits vorhandene Fachwissen der Studierenden zurückgreifen kann.

Im Hinblick auf die Relevanz der Englischkenntnisse schätzten die Studierenden die (mündlichen und schriftlichen) Sprachverwendungssituationen im Ingenieuralltag sehr realistisch ein. Bei der Frage nach den Erwartungen an den fachsprachlichen Unterricht lagen erwartungsgemäß die Erlernung von Fachvokabular und die Vorbereitung auf die Klausur auf den beiden ersten Plätzen. Als wichtigstes Lernziel stand für die meisten Studierende jedoch das flüssigere Sprechen an oberster Stelle.


5   Lernziele, Konzepte und Methodik

Mit ihrem Handbuch des Fachsprachenunterrichts möchten Buhlmann / Fearns (2000) dem Fachsprachenlehrer eine Orientierungshilfe bei der Planung und Durchführung seines Fachsprachenunterrichts geben, zumal der Bedarf in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Dabei sehen die Autoren die Fachsprache eng mit den Fachleuten, den Denkelementen und Denkstrukturen des Fachs und den im Fach üblichen Mitteilungsstrukturen verbunden (Buhlmann / Fearns 2000: 13). Ziel des Fachsprachenunterrichts ist es dann, „den Lerner in seinem Fach sprachlich handlungsfähig zu machen“ (Buhlmann / Fearns 2000: 9). Je homogener das Fachwissen der Lernergruppe ist, desto einfacher ist die Realisierung dieses Vorhabens. In der Praxis trifft man jedoch auf eher sprachlich und fachlich heterogene Lernergruppen. Tönshoff stellt fest, dass die Zusammensetzung homogener Lernergruppen weder „realistisch noch wünschenswert sein dürfte“ und empfiehlt, den Unterricht methodisch so zu gestalten, „dass möglichst alle Lerner (mit ihren unterschiedlichen Lernstilen) davon profitieren“ (Tönshoff 2010: 197). Buhlmann / Fearns (2000: 118f) beobachten im Fachsprachenunterricht „die Verschiebung eines Konzepts von der Lehrerzentriertheit zur Lernerzentriertheit“ und sehen in ihr auch eine Notwendigkeit.

Ziel der eingangs vorgestellten Lehrveranstaltung Technisches Englisch für Studierende des Maschinenbaus ist es, die Lerner in ihrem Fach sprachlich handlungsfähig werden zu lassen.

Die Verbesserung der sprachlichen Teilkompetenzen Hörverstehen, Leseverstehen, Schreibfertigkeit, Sprechfertigkeit und Sprachmittlung wird in den einzelnen Lerneinheiten unterschiedlich gewichtet. In der Lerneinheit 1 Basics of Technical English stehen die Teilkompetenzen Hörverstehen, Sprechfertigkeit und Sprachmittlung im Vordergrund. In der Lerneinheit 2 Technical English geht es dagegen eher um authentische Themen und Texte aus der Fachwissenschaft. Hier sollen vor allem die Teilkompetenzen Leseverstehen, Schreibfertigkeit und Sprachmittlung verbessert werden.

Da die meisten Studierenden bei der autonomen Erlernung von Fremdsprachen vorzugsweise Medien wie das Internet, Fernsehen oder auch Bücher verwenden, sollte sich der Lehrende im fachfremdsprachlichen Unterricht an den entsprechenden Lernstilen und -gewohnheiten der Lernerinnen und Lerner orientieren.


6   Herausforderungen für die Lehrenden

Eine der größten Herausforderungen für die Lehrenden im Fachsprachenunterricht sind die sprachlich heterogenen Lernerguppen in den ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen. Fachlich können die Lerner und Lernerinnen insbesondere in den höheren Semestern als weitgehend homogen beschrieben werden, was bei der Auswahl der Lehrmaterialien von Vorteil ist. Insgesamt gilt es daher, die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und Lernstile der Studierenden zu ermitteln und entsprechend zu berücksichtigen.

In einem Positionspapier (2008) zur „Integration der Fremdsprachenausbildung in das Hochschulcurriculum“ fordert der Arbeitskreis der Sprachenzentren, Sprachlehrinstitute und Fremdspracheninstitute (AKS) eine verstärkte Integration und Anerkennung der Fremdsprachenausbildung in Bachelor- und Masterstudiengängen. Voraussetzung sei dabei „ein hohes Maß an Professionalität“ aller Beteiligten und auch die Orientierung „an den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Spracherwerbsforschung, der Sprachlehrforschung und der Lernpsychologie“ (AKS 2008: 6). Die Sprachenzentren werden „als Laboratorien für die mehrsprachige Gesellschaft der Zukunft“ (AKS 2008: 6) bezeichnet, die bei den Lehrkräften ein großes didaktisches Interesse, Kreativität und auch interkulturelle Sensibilität voraussetzen. Darüber hinaus sieht der AKS im Fachsprachenunterricht eine besondere Herausforderung für die Lehrenden, da von ihnen eine Einarbeitung in eine neue Fachwissenschaft erwartet wird (AKS 2008: 7).

Die Einbindung der Fachwissenschaft in den Fachsprachenunterricht ist eine weitere Herausforderung für den Lehrenden. Dabei spielen die Vertreterinnen und Vertreter des entsprechenden Fachs eine große Rolle, da sie authentische Unterrichtsmaterialien zur Verfügung stellen können. Aufgrund ihres Fachwissens, das sie sich in den beruflichen Ausbildungen und im Studium erworben haben, können die Studierenden – wenn auch in eingeschränktem Maße - ebenso als Vertreter ihres Fachs angesehen werden.


7   Ausblick

Die Ergebnisse unserer Studierenden-Befragung haben gezeigt, dass die meisten zukünftigen Ingenieurinnen und Ingenieure die Relevanz des Englischen im beruflichen Alltag sehr realistisch einschätzen und darüber hinaus großes Interesse daran zeigen, bereits vorhandene Fremdsprachenkenntnisse auszuweiten bzw. weitere Fremdsprachen zu erlernen. Der fachfremdsprachliche Unterricht kann dabei als Motivation angesehen werden.

Im Hinblick auf die Internationalisierung der ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge fällt dem fachfremdsprachlichen Unterricht eine besondere Rolle zu, da er zum einen aktuelle Themen aufgreifen kann (z.B. sustainability und product life cycle assessment) und zum anderen als erste Vorbereitung auf einen studienbezogenen Auslandsaufenthalt dient.

Im Bewerbungsprozess können zudem die während des Studiums erworbenen Fachenglischkenntnisse als ein erster Nachweis von Internationalität angesehen werden, auch wenn aus der unter in Kap. 3 erwähnten HIS-Studie hervorgeht, dass nur fast die Hälfte der Ingenieurabsolventinnen und -absolventen nach eigenen Angaben bei Studienabschluss „in hohem Maße“  über Fremdsprachenkenntnisse verfügt. Eine der wichtigsten Aufgaben des fachfremdsprachlichen Unterrichts ist es nun, diesen Wert zu verbessern und die angehenden Ingenieurinnen und Ingenieure (fach)sprachlich für die internationale Arbeitswelt fit zu machen.


Bibliographie


AKS - Arbeitskreis der Sprachenzentren, Sprachlehrinstitute und Fremdspracheninstitute (2008). Positionspapier Wege zur Mehrsprachigkeit an deutschen Hochschulen – Die Integration der Fremdsprachenausbildung in das Hochschulcurriculum. Passau 2008, 6-7.

Buhlmann, Rosemarie / Fearns, Anneliese (2000). Handbuch des Fachsprachenunterrichts. Unter besonderer Berücksichtigung naturwissenschaftlich-technischer Fachsprachen. 6., überarb. u. erw. Aufl. Tübingen: Narr.

Funk, Hermann / Kuhn, Christina (2010). Berufsorientierter Fremdsprachenunterricht. In: Hallet, Wolfgang / Königs, Frank G. (Hrsg.) (2010). Handbuch Fremdsprachendidaktik. Seelze: Klett Kallmeyer, 316-321.

Harden, Theo (2006). Angewandte Linguistik und Fremdsprachendidaktik. Tübingen: Narr.

HIS-Absolventenbefragung. Gesamtdokument zur Bachelorauswertung. (www.vdi.de/41312.0.html,www.vdi.de/index.php?id=7783&tx_vdihisabsolv_pi1[showUID]=83)

Hufeisen, Britta (2007): Fremdsprachenunterricht in deutschsprachigen Ländern. In: Bausch, Karl-Richard / Christ, Herbert /  Krumm, Hans-Jürgen (Hrsg.) (2007). Handbuch Fremdsprachenunterricht, 5. Auflage. Tübingen / Basel: UTB, 92-96.

Schlingmann, Julia (2009). Hochschulexperten auf der Suche nach neuen Wegen in der Lehre. In: VDI Nachrichten  (http://www.ingenieur.de/Arbeit-Beruf/Ausbildung-Studium/Hochschulexperten-Suche-neuen-Wegen-in-Lehre, 25.09.2009)

Tönshoff, Wolfgang (2010): Lernkompetenz, Lernstrategien und Lern(er)typen. In: Hallet, Wolfgang / Königs, Frank G. (Hrsg.) (2010). Handbuch Fremdsprachendidaktik. Seelze: Klett Kallmeyer, 195-199.




[1]     Die Abkürzung KIA steht für Kooperative Ingenieurausbildung