Fachfremdsprachenunterricht
in den Ingenieurwissenschaften
Maschinenbau und Mechatronik an (Fach)Hochschulen:
Konzepte, Methodik und Lernziele
Marion Werthebach (Bochum)
Abstract (English)
The
present paper deals with one fundamental question: what is the contribution
LSP-teaching can or should make so as to prepare young engineers for
international job markets? Apart from the expectations of students and
companies for LSP-teaching, universities are confronted with the challenges of
an increasing internationalisation in engineering sciences. The paper focuses
on an exemplary ESP-course taught as an integral part of the curriculum in the
Bachelor Program of Mechanical Engineering in the specialisations Construction and Production in
the Mechatronics-and-Mechanical-Engineering Department of Bochum University of
Applied Sciences.
Key words: LSP-teaching,
internationalisation, engineering sciences, mechanical enginering, mechatronics
.
Abstract (Deutsch)
Welchen
Beitrag kann bzw. soll der fachfremdsprachliche Unterricht leisten, den
Ingenieurnachwuchs auf den internationalen Arbeitsmarkt vorzubereiten? Neben den Erwartungen von Studierenden und
Unternehmen an den Fachfremdsprachenunterricht werden die Hochschulen ebenso
mit den Herausforderungen der zunehmenden Internationalisierung in den
Ingenieurwissenschaften konfrontiert. Im Blickpunkt des vorliegenden Beitrags steht
exemplarisch eine fachfremdsprachliche Lehrveranstaltung, die im 5. Semester
als fester Bestandteil des Curriculums im Bachelorstudiengang Maschinenbau
in den Vertiefungsrichtungen Konstruktion und Produktion im
Fachbereich Mechatronik und Maschinenbau an der Hochschule Bochum
angeboten wird.
Stichwörter:
Fachfremdsprachenunterricht, Internationalisierung, Ingenieurwissenschaften,
Maschinenbau, Mechatronik
1 Fachfremdsprachliche Lehrveranstaltung
Die Lehrveranstaltung Technisches Englisch für
Studierende des Maschinenbaus wird im 5. Semester des Bachelorstudiengangs
Maschinenbau bzw. im 7. Semester des entsprechenden KIA-Studiengangs[1] im
Fachbereich Mechatronik und Maschinenbau an der Hochschule Bochum
angeboten. Im KIA-Bachelorstudiengang Maschinenbau absolvieren die
Studierenden eine Facharbeiterausbildung parallel zu den beiden ersten Jahren
des Basisstudiums.
Als fester Bestandteil des Curriculums hat die fachfremdsprachliche
Veranstaltung einen Umfang von vier Semesterwochenstunden; sie schließt mit
einer Fachprüfung in Form einer zweistündigen Klausur ab. Die Zielgruppe setzt
sich aus Studierenden der Vertiefungsrichtungen Konstruktion und Produktion
zusammen. Entsprechend ihren unterschiedlichen Studieninhalten werden die
Studierenden der beiden Vertiefungsrichtungen im Fachsprachenunterricht in
getrennten Gruppen unterrichtet.
Die Lehrinhalte umfassen in beiden Fällen folgende Themen:
Basics of Technical English, Technical English, Business English,
Applying for a Job Abroad, Giving a Presentation, Grammar, Academic Writing.Die Kapitel Basics of Technical English und Technical English orientieren sich stark an den fachlichen Lehrinhalten, die in den jeweiligen Vertiefungsrichtungen Konstruktion und Produktion vermittelt werden. Das Unterrichtsmaterial besteht dabei im Wesentlichen aus authentischen Texten, beispielsweise aus Fachzeitschriften (z.B. Automotive Engineer, Engineering on Campus), die unter anderem auch von den Lehrenden der jeweiligen Fachwissenschaft zur Verfügung gestellt werden. Neben dem Unterrichtsskript kommt ebenso die webbasierte Lernplattform Moodle zum Einsatz.
2 Anforderungen und Erwartungen
Die generellen Erwartungen des Lerners im Fremdsprachenunterricht
lassen sich laut Harden (2006) mit der Zielstellung, „die Sprache auch
irgendwann zu ‚können’“ (Harden 2006: 34) beschreiben. Handelt es sich um
fachsprachlichen Unterricht, ist es oftmals das Ziel der Lernenden, sich ein
gewisses Maß an Fachvokabular anzueignen, um für den beruflichen Alltag als
Ingenieur bzw. Ingenieurin gerüstet zu sein. Der (Fach)Fremdsprachenunterricht
an Hochschulen geht natürlich deutlich über die Erlernung des Fachwortschatzes
in der Fremdsprache hinaus.
Die Frage nach den Anforderungen und Erwartungen an den
fachfremdsprachlichen Unterricht im Bachelorstudiengang Maschinenbau
lässt sich aus drei unterschiedlichen Perspektiven beantworten.
Die Studierenden erwarten zum einen, sich gezielt auf die Fachprüfung
in Form einer Klausur vorbereiten zu können, um diese so erfolgreich wie
möglich zu bestehen. Zum anderen stellt der fachfremdsprachliche Unterricht
eine erste sprachliche Vorbereitung auf den Ingenieuralltag dar, in dem
Englisch als Lingua Franca ein fester
Bestandteil ist.
Aus der Sicht der Lehrenden sowie der Hochschule sollen die
Studierenden ihre sprachlichen Teilkompetenzen ausbauen bzw. verbessern.
Aufgrund der zunehmenden Internationalisierung der Studiengänge in den
Ingenieurwissenschaften wird den Studierenden verstärkt die Möglichkeit
gegeben, internationale Erfahrungen während des Studiums zu sammeln. Dazu
gehören beispielsweise integrierte studienbezogene Auslandsaufenthalte, etwa in
Form eines Praktikums oder eines ein- oder zweisemestrigen Studiums an einer
ausländischen Hochschule. In diesem Kontext gilt es nicht nur, die
organisatorischen Voraussetzungen zu schaffen, die Anerkennung der
Studienleistungen zu gewährleisten und die entsprechende Betreuung
sicherzustellen, sondern auch, die Studierenden sprachlich (allgemein- und
fachsprachlich) auf ihren Auslandsaufenthalt vorzubereiten.
Für die Unternehmen als zukünftige Arbeitgeber des Ingenieurnachwuchses
ist die Beherrschung einer oder mehrerer (Fach)Fremdsprachen ein erster
Nachweis von Internationalität.
3 Die HIS-Absolventenbefragung
Unternehmen sind bei der Einstellung von Hochschulabsolventinnen und
-absolventen auf der Suche nach „fertigen Endprodukten“ und
„Ingenieur-Persönlichkeiten“, erklärte der Unternehmensberater Heiko Mell in
einem Bericht der VDI Nachrichten vom 25.09.2009 (Schlingmann 2009). Dabei, so
Mell, verfügen Ingenieur-Persönlichkeiten „über hinreichende
Englischkenntnisse, internationale Kompetenz, Teamfähigkeit und
Kommunikationsvermögen.“
Laut einer HIS-Absolventenstudie aus dem Jahr 2005 sind 77 % der
befragten Bachelorabsolventinnen und -absolventen (FH und Universität) der
Studienfächer Maschinenbau und Elektrotechnik der Meinung, dass
die Kenntnisse von Fremdsprachen für ihre berufliche Tätigkeit wichtig seien.
Dagegen verfügten 46 % (FH) bzw. 48 % (Universität) der Befragten bei
Studienabschluss nach eigenen Angaben tatsächlich „in hohem Maße“ über
Fremdsprachenkenntnisse. Angesichts der großen Bedeutung der Fremdsprachen im
beruflichen Alltag spricht die Studie von einem „eher zu niedrigen Wert“.
4 Befragung der Lernenden
4.1
Ausrichtung der Befragung
Zur Ermittlung der konkreten Lernziele und der Unterrichtsinhalte
empfehlen Buhlmann / Fearns (2000) eine Bedarfsanalyse, die den
sprachlichen und fachlichen Ausgangszustand der Lerner feststellen soll. Anhand
der Ergebnisse der Bedarfsanalyse wählt der Lehrer das Fachsprachenlehrwerk
aus, dessen Sprachmaterial und fachlicher Inhalt angemessen sein müssen
(Buhlmann / Fearns 2000: 138f). Funk / Kuhn (2010) unterstreichen die
Bedeutung der Bedarfsanalyse in berufsorientierten Fremdsprachenkursen und
bezeichnen sie „als empirische Verfahren zur Identifizierung berufsbezogener Sprachverwendungssituationen
und der zu ihrer Bewältigung notwendigen fremdsprachlichen und interkulturellen
Qualifikationen“ (Funk / Kuhn 2010: 318), da sie die Grundlage für die
Kursplanung und Kursgestaltung bilden.
Hilfsmittel sind dabei „Checklisten, Fragebögen, strukturierte Interviews,
Tests, Beobachtungen“ oder auch eine Kombination daraus (Funk / Kuhn 2012:
318).
Welche Spezifika zeichnen nun die Maschinenbaustudentinnen und
-studenten als Lernende im Fachsprachenunterricht aus? Wie sind ihre
Lernvoraussetzungen, inwieweit verfügen sie über Kenntnisse weiterer
Fremdsprachen? Welche konkreten Erwartungen haben sie an die
fachfremdsprachliche Lehrveranstaltung? Wie formulieren sie ihre Lernziele?
Zur Beantwortung dieser und weiterer Fragen wurde zu Beginn des Wintersemesters
2011 / 2012 eine Fragebogenaktion unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern
der Lehrveranstaltung Technisches
Englisch für Studierende des Maschinenbaus durchgeführt. Insgesamt nahmen
65 Studierende der Vertiefungsrichtungen Konstruktion und Produktion des
5. bzw. 7. Fachsemesters des Bachelorstudiengangs Maschinenbau an der
Befragung in Form eines electric paper
teil. Der Katalog mit offenen und geschlossenen Fragen umfasste folgende
Aspekte:
1.
Allgemeines (Studienfach, Alter, Geschlecht)
2.
Schulbildung
3.
Berufliche Ausbildung
4.
Schulenglisch
5.
Sonstige Fremdsprachenkenntnisse
6.
Kenntnisse Fachenglisch
7.
Anwendung der Englischkenntnisse im Ingenieuralltag
8.
Erwartungen an die Lehrveranstaltung und Lernziele
9.
Auslandsaufenthalt/-e
10.
Praxisphase im Ausland
Die Ergebnisse der Befragung wurden automatisiert ausgewertet, wobei
die wichtigsten nun nachfolgend in gerundeten Prozentwerten aufgeführt werden.
4.2
Allgemeine Informationen
Von den 65 befragten Maschinenbaustudentinnen (13 %) und -studenten (87
%) waren 52 % in der Vertiefungsrichtung Konstruktion bzw. 48 % in der
Vertiefungsrichtung Produktion eingeschrieben. Etwa drei Viertel der
Studierenden waren zum Zeitpunkt der Befragung zwischen 22 und 25 Jahre alt. 86
% gaben Deutsch als Muttersprache an, wobei Mehrfachnennungen ebenso möglich
waren. Als weitere Muttersprachen wurden Russisch, Polnisch, Französisch,
Türkisch und Arabisch angegeben.
4.3 Schulbildung
55 % der Studierenden besuchten das Gymnasium, insgesamt schlossen 58 %
der Befragten die Schulausbildung mit dem Abitur, 42% mit der
Fachhochschulreife ab.
4.4 Berufliche Ausbildung
Mit 71 % der Befragten absolvierte ein relativ hoher Anteil der
Zielgruppe vor dem Studium bzw. in den beiden ersten Studienjahren des
KIA-Studiengangs Maschinenbau eine berufliche Ausbildung. Bei der Angabe der
Berufsbezeichnung liegt der Beruf Industriemechaniker weit vorn, dicht
gefolgt vom Kfz-Mechatroniker und dem technischen Zeichner.
Fachfremde Ausbildungsberufe, wie zum Beispiel Versicherungskauffrau und
musikalisch-technischer Assistent, wurden ebenso genannt.
4.5 Schulenglisch
81 % der Studierenden gaben an, während der Schulzeit (Realschule,
Gymnasium bzw. Berufskolleg) mindestens sechs bis neun Jahre lang Englisch
gelernt zu haben. Der Anteil der Studierenden, die über weitaus weniger
Erfahrung verfügen, war entsprechend geringer (1 – 3 Jahre: 8 % bzw. 4 – 6 Jahre: 11 %).
4.6 Sonstige Fremdsprachenkenntnisse
Ein Drittel der befragten Maschinenbaustudentinnen und –studenten
verfügten über Französischkenntnisse. Als weitere Fremdsprachen wurden Latein,
Deutsch und Spanisch genannt. Bei der Beantwortung der Frage, welche
Fremdsprache(n) die Studierenden noch gern erlernen würden, lag Spanisch weit
vorn, gefolgt von Französisch und Chinesisch. Die Frage, ob zum Selbstlernen
Medien verwendet werden, beantworteten 64 % der Studierenden positiv die
meisten gaben dabei das Internet, ausländische Fernsehprogramme und Bücher an.
Mehr als 80 % der Befragten gaben an, Online-Wörterbücher zu nutzen.
4.7 Kenntnisse des englischen Fachsprache
Nur ein Fünftel der Studierenden hat bereits vor dem Studium
fachsprachliche Englischkenntnisse (meist Fachrichtung Maschinenbau)
erworben. Diese wurden vor allem am Berufskolleg erworben.
4.8 Anwendung der Englischkenntnisse im Ingenieuralltag
·
im Umgang mit internationalen Kunden
·
bei Konferenzen globaler Unternehmen
·
betriebsinterne Kommunikation
·
Anleitungen und Handbücher lesen und verstehen
·
Verständnis fremdsprachlicher Fachliteratur
·
im Umgang mit PC-Programmen
·
Englischkenntnisse öffnen einem den
Arbeitsmarkt auf der ganzen Welt
·
„In welchen denn nicht?
4.9 Erwartungen an die Lehrveranstaltung und
Lernziele
Bei der Beantwortung der Frage nach den Erwartungen an die
Lehrveranstaltung waren Mehrfachnennungen möglich. Die am häufigsten gegebenen
Antworten waren die folgenden:
·
Fachvokabular erlernen (85
%)
·
auf die Klausur vorbereitet werden (75 %)
·
die Schreibkompetenz verbessern (57 %)
·
Grammatik wiederholen (58 %)
·
möglichst viel sprechen (40 %)
Als die wichtigsten Lernziele wurden genannt (nur Einfachnennungen möglich):
·
flüssiger
Sprechen (71 %)
·
Fachtexte
verstehen (16 %)
·
Das
Hörverständnis verbessern (10 %)
·
besser
schreiben können (0 %)
·
Sonstiges
(3 %)
4.10 Auslandsaufenthalt(e) und Praxisphase im
Ausland
Fast ein Drittel der Studierenden verfügte bereits über
Auslandserfahrungen, die sie auf einer Auslandsexkursion oder auch im Rahmen
eines Schüleraustausches oder eines Praktikums im Ausland erworben hatten. Die
bevorzugten Länder waren Großbritannien, Frankreich, Australien, die USA oder
China.
In den Bachelorstudiengängen Maschinenbau und Mechatronik haben die
Studierenden die Möglichkeit, eine mehrwöchige Praxisphase zu absolvieren
und/oder die Bachelorarbeit in einem Unternehmen im Ausland zu schreiben. 26 %
der Maschinenbaustudentinnen und -studenten möchten 2012 diese Gelegenheit
nutzen. Besonders gefragt sind hier die USA, gefolgt von Europa und Asien. Fast
die Hälfte der Studierenden bevorzugt ein Unternehmen in Deutschland. 26 %
waren zum Zeitpunkt der Befragung noch unschlüssig.
4.11
Fazit der Befragung
Die Ergebnisse der Fragebogenaktion liefern aufschlussreiche
Informationen über die Lernvoraussetzungen bei den Studierenden. Unerwartet
hoch waren insbesondere die Angaben zu den Schulenglischkenntnissen, was jedoch
auch darauf zurückzuführen ist, dass fast 60 % der Befragten über das Abitur
verfügen. Der ebenso recht hohe Anteil an Studierenden mit Berufserfahrung
aufgrund einer betrieblichen Ausbildung kann im fachsprachlichen Unterricht als
Vorteil angesehen werden, da der Lehrende hier auf das bereits vorhandene
Fachwissen der Studierenden zurückgreifen kann.
Im Hinblick auf die Relevanz der Englischkenntnisse schätzten die
Studierenden die (mündlichen und schriftlichen) Sprachverwendungssituationen im
Ingenieuralltag sehr realistisch ein. Bei der Frage nach den Erwartungen an den
fachsprachlichen Unterricht lagen erwartungsgemäß die Erlernung von Fachvokabular und die
Vorbereitung auf die Klausur auf den beiden ersten Plätzen. Als wichtigstes
Lernziel stand für die meisten Studierende jedoch das flüssigere Sprechen an oberster Stelle.
5 Lernziele, Konzepte und Methodik
Mit ihrem Handbuch des Fachsprachenunterrichts möchten Buhlmann / Fearns (2000) dem Fachsprachenlehrer eine Orientierungshilfe bei der Planung
und Durchführung seines Fachsprachenunterrichts geben, zumal der Bedarf in den
letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Dabei sehen die Autoren die
Fachsprache eng mit den Fachleuten, den Denkelementen und Denkstrukturen des
Fachs und den im Fach üblichen Mitteilungsstrukturen verbunden (Buhlmann / Fearns 2000: 13). Ziel des Fachsprachenunterrichts ist es dann, „den Lerner in
seinem Fach sprachlich handlungsfähig zu machen“ (Buhlmann / Fearns 2000:
9). Je homogener das Fachwissen der Lernergruppe ist, desto einfacher ist die
Realisierung dieses Vorhabens. In der Praxis trifft man jedoch auf eher
sprachlich und fachlich heterogene Lernergruppen. Tönshoff stellt fest, dass
die Zusammensetzung homogener Lernergruppen weder „realistisch noch
wünschenswert sein dürfte“ und empfiehlt, den Unterricht methodisch so zu
gestalten, „dass möglichst alle Lerner (mit ihren unterschiedlichen Lernstilen)
davon profitieren“ (Tönshoff 2010: 197). Buhlmann / Fearns (2000: 118f)
beobachten im Fachsprachenunterricht „die Verschiebung eines Konzepts von der
Lehrerzentriertheit zur Lernerzentriertheit“ und sehen in ihr auch eine
Notwendigkeit.
Ziel der eingangs vorgestellten Lehrveranstaltung Technisches
Englisch für Studierende des Maschinenbaus ist es, die Lerner in ihrem Fach
sprachlich handlungsfähig werden zu lassen.
Die Verbesserung der sprachlichen Teilkompetenzen Hörverstehen, Leseverstehen,
Schreibfertigkeit, Sprechfertigkeit und Sprachmittlung
wird in den einzelnen Lerneinheiten unterschiedlich gewichtet. In der
Lerneinheit 1 Basics of Technical English
stehen die Teilkompetenzen Hörverstehen, Sprechfertigkeit und
Sprachmittlung im Vordergrund. In der Lerneinheit 2 Technical English geht es dagegen eher um authentische Themen und
Texte aus der Fachwissenschaft. Hier sollen vor allem die Teilkompetenzen Leseverstehen,
Schreibfertigkeit und Sprachmittlung verbessert werden.
Da die meisten Studierenden bei der autonomen Erlernung von
Fremdsprachen vorzugsweise Medien wie das Internet, Fernsehen oder auch Bücher
verwenden, sollte sich der Lehrende im fachfremdsprachlichen Unterricht an den
entsprechenden Lernstilen und -gewohnheiten der Lernerinnen und Lerner
orientieren.
6 Herausforderungen für die Lehrenden
Eine der größten Herausforderungen für die Lehrenden im
Fachsprachenunterricht sind die sprachlich heterogenen Lernerguppen in den
ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen. Fachlich können die Lerner und
Lernerinnen insbesondere in den höheren Semestern als weitgehend homogen
beschrieben werden, was bei der Auswahl der Lehrmaterialien von Vorteil ist.
Insgesamt gilt es daher, die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen und
Lernstile der Studierenden zu ermitteln und entsprechend zu berücksichtigen.
In einem Positionspapier (2008) zur „Integration der
Fremdsprachenausbildung in das Hochschulcurriculum“ fordert der Arbeitskreis
der Sprachenzentren, Sprachlehrinstitute und Fremdspracheninstitute (AKS) eine
verstärkte Integration und Anerkennung der Fremdsprachenausbildung in Bachelor-
und Masterstudiengängen. Voraussetzung sei dabei „ein hohes Maß an
Professionalität“ aller Beteiligten und auch die Orientierung „an den neuesten
wissenschaftlichen Erkenntnissen der Spracherwerbsforschung, der
Sprachlehrforschung und der Lernpsychologie“ (AKS 2008: 6). Die Sprachenzentren
werden „als Laboratorien für die mehrsprachige Gesellschaft der Zukunft“ (AKS
2008: 6) bezeichnet, die bei den Lehrkräften ein großes didaktisches Interesse,
Kreativität und auch interkulturelle Sensibilität voraussetzen. Darüber hinaus
sieht der AKS im Fachsprachenunterricht eine besondere Herausforderung für die
Lehrenden, da von ihnen eine Einarbeitung in eine neue Fachwissenschaft
erwartet wird (AKS 2008: 7).
Die Einbindung der Fachwissenschaft in den Fachsprachenunterricht ist
eine weitere Herausforderung für den Lehrenden. Dabei spielen die
Vertreterinnen und Vertreter des entsprechenden Fachs eine große Rolle, da sie
authentische Unterrichtsmaterialien zur Verfügung stellen können. Aufgrund
ihres Fachwissens, das sie sich in den beruflichen Ausbildungen und im Studium
erworben haben, können die Studierenden – wenn auch in eingeschränktem Maße -
ebenso als Vertreter ihres Fachs angesehen werden.
7 Ausblick
Die Ergebnisse unserer Studierenden-Befragung haben gezeigt, dass die
meisten zukünftigen Ingenieurinnen und Ingenieure die Relevanz des Englischen
im beruflichen Alltag sehr realistisch einschätzen und darüber hinaus großes
Interesse daran zeigen, bereits vorhandene Fremdsprachenkenntnisse auszuweiten
bzw. weitere Fremdsprachen zu erlernen. Der fachfremdsprachliche Unterricht
kann dabei als Motivation angesehen werden.
Im Hinblick auf die Internationalisierung der
ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge fällt dem fachfremdsprachlichen
Unterricht eine besondere Rolle zu, da er zum einen aktuelle Themen aufgreifen
kann (z.B. sustainability und product life cycle assessment) und zum anderen als erste
Vorbereitung auf einen studienbezogenen Auslandsaufenthalt dient.
Im Bewerbungsprozess können zudem die während des Studiums erworbenen
Fachenglischkenntnisse als ein erster Nachweis von Internationalität angesehen
werden, auch wenn aus der unter in Kap. 3 erwähnten HIS-Studie hervorgeht, dass
nur fast die Hälfte der Ingenieurabsolventinnen und -absolventen nach eigenen
Angaben bei Studienabschluss „in hohem Maße“
über Fremdsprachenkenntnisse verfügt. Eine der wichtigsten Aufgaben des
fachfremdsprachlichen Unterrichts ist es nun, diesen Wert zu verbessern und die
angehenden Ingenieurinnen und Ingenieure (fach)sprachlich für die
internationale Arbeitswelt fit zu machen.
Bibliographie
AKS - Arbeitskreis der
Sprachenzentren, Sprachlehrinstitute und Fremdspracheninstitute (2008). Positionspapier Wege zur Mehrsprachigkeit an
deutschen Hochschulen – Die Integration der Fremdsprachenausbildung in das
Hochschulcurriculum. Passau 2008, 6-7.
Buhlmann, Rosemarie /
Fearns, Anneliese (2000). Handbuch des
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Tübingen: Narr.
Funk, Hermann / Kuhn,
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Wolfgang / Königs, Frank G. (Hrsg.) (2010).
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Harden, Theo (2006). Angewandte Linguistik und
Fremdsprachendidaktik. Tübingen: Narr.
HIS-Absolventenbefragung.
Gesamtdokument zur Bachelorauswertung.
(www.vdi.de/41312.0.html,www.vdi.de/index.php?id=7783&tx_vdihisabsolv_pi1[showUID]=83)
Hufeisen, Britta (2007):
Fremdsprachenunterricht in deutschsprachigen Ländern. In: Bausch, Karl-Richard
/ Christ, Herbert / Krumm, Hans-Jürgen
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Schlingmann, Julia (2009).
Hochschulexperten auf der Suche nach neuen Wegen in der Lehre. In: VDI Nachrichten (http://www.ingenieur.de/Arbeit-Beruf/Ausbildung-Studium/Hochschulexperten-Suche-neuen-Wegen-in-Lehre,
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Tönshoff, Wolfgang (2010):
Lernkompetenz, Lernstrategien und Lern(er)typen. In: Hallet, Wolfgang / Königs,
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