Die Rolle des emotionalen Lernens
beim Fremdsprachenerwerb
Angela Weißhaar (Mainz / Bremen / Göttingen )
Abstract (English)
In this
article, the term emotional learning, which has almost exclusively been used
in the field of neurodidactics, is extended to linguistics. On the basis of
three events, narrated by three informants in their respective mother tongues
(L1; Italian or French) and also in their L2 (German), it is shown that a
person’s emotional memory works differently in L1 and L2: emotions are not
expressed identically. The reason for this phenomenon seems to be a less
intensive control of the emotion processing limbic system of the human brain by
the prefrontal cortex (PFC). Evidence of bilinguals often hint to new images of
themselves and others: L2 acquisition can help learners to re-define themselves
even emotionally in the acquisition of new linguistic and (inter)cultural
knowledge.
Key words: Emotional
learning, language acquisition, neurodidactics, emotional memory, cerebral
processes
Abstract (Deutsch)
Der
bis dato im Bereich der Neurodidaktik verwendete Terminus emotionales Lernen wird in diesem Beitrag auf die Linguistik
ausgeweitet. Anhand von drei, von
den Probanden jeweils in ihrer Muttersprache (L1;
Italienisch oder Französisch) und ebenfalls in ihrer Fremdsprache (L2;
Deutsch) erzählten Ereignissen, die sich an ihrem Arbeitsplatz ereignet hatten,
ist erkennbar, dass das emotionale Gedächtnis eines
Menschen in L1 und L2 unterschiedlich arbeitet: Emotionen werden nicht
identisch wiedergegeben. Ursächlich verbirgt sich hinter diesem Phänomen in L2
offenbar eine weniger intensive Kontrolle des gefühlsverarbeitenden limbischen
Systems des menschlichen Gehirns durch den präfrontalen Kortex (PFC). Aussagen
von Spätbilingualen verweisen zudem nicht selten auf in der L2 neu erlernte
Selbst- und Fremdbilder: Der L2-Erwerb kann Lerner unterstützen, sich beim
Erwerb neuen Sprach- (und Kultur-)Wissens auch emotional neu zu
definieren.
Stichwörter: Emotionales
Lernen, Fremdsprachenerwerb, Neurodidaktik, emotionales Gedächtnis, zerebrale Prozesse
1
Einführung
Der
Terminus emotionales Lernen wird
allgemein und häufig verwendet, doch definiert wird er nur ansatzweise. Oft
wird in diesem Zusammenhang auf Overmann (2002) und seinen Aufsatz mit dem vielsagenden Titel Emotionales Lernen -
Sentio ergo cognosco referiert. Der Terminus emotionales Lernen leitet sich offenkundig von dem Begriff emotionale Intelligenz ab, der wiederum
auf Peter Salovey und John Mayer (1990) zurückgeht, implizit das Erkennen
eigener Emotionen bedeutet – zusätzlich zu denen der anderen – und im weiteren
Sinne Empathie sowie die Fähigkeit umfasst, mit Emotionen angemessen umzugehen
und die Emotionen anderer zu beeinflussen. Daniel
Goleman hat ihm dann mit Hilfe seines Werks Emotional
Intelligence (1995) zu weiterer Popularität
verholfen. Unlängst stellten Blickle et al. (2011) einen signifikanten
Zusammenhang zwischen emotionaler Intelligenz und beruflichem Erfolg fest:
Nicht der Ehrgeiz allein reicht unbedingt, um weiterzukommen; es bedarf
zusätzlich emotionaler Intelligenz, was hinsichtlich des
Fremdsprachenerwerbs und des Fremdsprachenunterrichts für eine Förderung derselben
spricht: Die Erlernung einer Fremdsprache erfolgt ja – wenn die Motivation hierfür nicht bereits auf einem rein genuinen Interesse an
Fremdsprachen beruht – in vielen Fällen im berufsvorbereitenden Kontext der
Schule oder im Rahmen beruflicher Weiterbildung.
Overmann
definiert nicht das emotionale Lernen
an sich, vermittelt uns aber wesentliche Hintergrundgedanken: Er verweist z.B.
auf Damasio (1997, 2000), der im Wesentlichen herausgearbeitet hat, dass das
menschliche Gehirn nicht nur rational arbeitet, sondern dass die Ratio
untrennbar verbunden ist mit der Verarbeitung von Emotionen (Overmann 2005:
18f.). Damasio (1997: 25ff.) bringt u. a. das Beispiel des amerikanischen Vorarbeiters Phineas Gage (1823-1860),
dessen Gehirn in seiner emotionalen Verarbeitung auf Grund einer Verletzung des
Stirnhirns – in dem u.a. die Kontrolle über die Emotionen erfolgt –
unwiederbringlich gestört war. Diese Störung hatte nicht zuletzt ein
gestörtes Sozialverhalten zur Folge und wirkte sich zugleich auf logisch-rationales
Verhalten aus:
Emotionen spielen
bei der Aufnahme, Speicherung und Wiedergabe von Informationen eine
wesentliche Rolle, weil sie Gedanken und Ideen nicht nur verbinden, sondern
auch initiieren, energetisieren und bewerten. Der Prozess des Lernens und die Konstruktion des
Wissens müssen mit allen Sinnen angeregt werden, um durch die divergierende
psycho-emotionale Stimulierung der Gehirnaktivitäten den Aufbau und die
Verankerung von Wissen in einem multimodalen neuronalen Netzwerk zu
begünstigen, wo neues mit Altem nur verschmelzen kann, wenn bekannte Wege über
synaptische Weichen zur Erfindung einer neuen Welt führen (Overmann 2005:
12).
Overmann
(2002: 1, 2005: 14) stellt fest, dass das emotionale Lernen bislang in der
Forschungsliteratur „eher stiefmütterlich” behandelt worden sei, da Emotionen
nur schwer zu fassen seien. Der Autor will eine „multimodale Didaktik des
Lernens mit allen Sinnen” (Overmann 2005: 15). Der Terminus emotionales Lernen wird so bereits zu
Beginn seiner Einführung im neurodidaktischen Kontext verwendet (Arnold 2002).
Das Interesse an der Lernerbefindlichkeit und der Lernatmosphäre ist in den letzten Jahren – besonders auch im Bereich der
Motivationsforschung – gewachsen (Overmann 2002: 1). Im vorliegenden
Zusammenhang soll der Begriff emotionales
Lernen verstanden werden als Lernen mit Hilfe von Emotionen und einer
emotionalen Verankerung und Versprachlichung von Emotionen in der gelernten
Fremdsprache. Dass Emotionen für das Lernen von erheblicher Bedeutung sind,
zeigt sich besonders im Kontext von Gedächtnisleistungen. In diesen
Zusammenhang gehört dann auch der Terminus emotionales
Gedächtnis.
Im Folgenden sollen zur Veranschaulichung der
angesprochenen Zusammenhänge jeweils von Probanden in deren Muttersprache (L1)
und der Fremdsprache Deutsch (L2) erzählte Ereignisse
aus ihrem Arbeitsleben in Deutschland als Beispiele
herangezogen werden. Die jeweiligen L1- und L2-Versionen weisen Unterschiede in
der Wiedergabe von Emotionen auf. Die Ereignisse wurden von den Probanden zunächst
in der Fremdsprache Deutsch, dann in ihrer
Muttersprache - Italienisch bzw. Französisch - erzählt. Zwischen beiden
Erzählungen lag ein Zeitraum von etwa 30 Minuten, in dem die Probanden Fragen
zu ihrem Umgang mit der Fremdsprache beantworteten.
In der Transkription der aufgenommenen Texte
werden Erzählpausen in Abhängigkeit von ihrer Länge durch Plus-Zeichen (+, ++
etc.) symbolisiert. Unverständliche Wörter werden durch Fragezeichen
markiert.
2 Analyse der Aufnahmen
Bei den
Probanden handelt es sich um Migranten mit Berufen, in denen auch viele ihrer
Landsleute in Deutschland arbeiten: ein italienischer Eiscafé-Besitzer, eine
italienische Kellnerin in einem Eiscafé und eine französische Lehrerin (vgl.
hierzu auch Weißhaar (im Druck)). Sie leben seit einer unterschiedlichen Anzahl
von Jahren in Deutschland (von etwa 2 Jahren bis zu über 20 Jahren) und weisen
verschiedene fremdsprachliche Kompetenzniveaus auf. Dabei fällt auf, dass die
Unterschiede im emotionalen Ausdruck in L1 und L2 hier sowohl bei kürzerem als
auch bei längerem L2-Erwerb zu finden sind.
Proband A (L1 Italienisch):
Ereignis auf Deutsch
So, mein Name ist
P. A. Ich bin ähm+ Deutschland gekommen vor vier Jahren. Und äh+ ich bin in
Deutschland gekommen. Ich konnt‘ überhaupt kein Deutsch sprechen, he? Erste Mal
ist passiert: Ich bin an Tische gegangen. Ich weiß, ich hab‘ versucht, ein
bisschen arbeiten. Und da ein Kunde hat zu mir gesagt: „Ich möchte gern eine
Bier mit Blume, ne? Und in dem Moment, ich habe+ ich habe versucht: Was bedeutet
Bier mit Blume? Äh+ ich habe+ ein Bier mit Blume+ Ich habe gedacht: Bier ist
Bier. Ich weiß, was bedeutet. Aber Blume, na. Ich habe versucht: Ja, ich trink‘
gerne Bier. Und ich find‘ sehr schön Blume. Also passt auch nicht. Deswegen
erste Mal diese+ die erste Schwierigkeit ich hab‘ wirklich Bange gehabt.
Ereignis auf
Italienisch
L1: Ehm+ mi chiamo P. A. Vengo dall‘Italia. Eh+
sono arrivato di D. in Germania quattro anni
fa. Eh+ non sapevo parlare il tedesco. Ehm+ ho cercato tutto+ di lavorare come
cameriere. Ähm ja [Codeswitching in die L2, A.W.]+ sono andato al tavolo.
Cercavo di servire un cliente. E lui mi ha chiesto: ”Io voglio una birra+ con
eh+ il fiore.“ Io non
sapendo che cosa+ cercavo di capire che cosa è birra+ una birra e fiore. Il
fiore è il fiore. La birra è birra. Ah. Queste sono le difficoltà che ho avuto
con la lingua perché molte volte ci sono molte parole che sono un po‘ diverse
da+ dalla+ mia madre lingua. (Weißhaar 2009:
11)
Der Erzähler spricht nur in seiner L2 Deutsch von
seiner „Bange“, die er angesichts seiner Verständnisschwierigkeiten bezüglich
des polysemen deutschen Nomens „Blume“ empfindet. Nur hier schildert er seinen
Versuch, dem Gast etwas zu antworten. Dagegen erscheint der Bezug zu seinem
Heimatland und zu deutsch-italienischen Sprachunterschieden nur in der L1, wo
auch eine Reflexion stattfindet.
Probandin B (L1 Italienisch):
Ereignis auf Deutsch
L2: Gut, ich bin+ ich hab’ gearbeit bei
griechische Restaurant. Ich bin Italienerin. War sehr gut, aber einmal ist was
passiert. Ich hab’ bedient draußen und war voll. Und ich hab’ voll Tablette mit
Getränken. Und kommt hinter mir ein Hund+ ein großer Hund. Weil ich hab Angst,
wirklich, von Hund. Und ähm+ genau in meine [sie lacht]+ wie kann man sagen?
Popo? hat geleckt. Und dann hab’ ich alles runter, alles Tabletten mit Glas bei
Gast. So hab’ ich eine Frau voll nass Bier. Und die haben alle gelacht, alle
gelacht. Und mein Chef hat was gehört, so viel Krach. Sagt: „Was ist los? Was
hast du gemacht?“ Ich sag: „Ja+ ich hab’ Angst vorn Hund. War eine große Hund.“
Was hab‘ ich alles ähm+ sagen mal und+ ich alles ähm+ sagen mal und+ tja+ Oh,
ich war ganz rot in Gesicht halt [sie lacht]. So, jetzt++
Ereignis auf Italienisch
L1: Oh, io ho lavorato in un ristorante greco. E faccevo cameriera. Servivo i tavoli fuori. Ho
una trentina di tavoli, un vassoio pieno di bibite e stavo servendo. A un certo
punto arriva un grosso cane eh+ dietro me che mi voleva+ non so+ Mi ha leccato
il sedere [sie lacht].
E io, a un certo punto, ho rovesciato tutto il vassoio coi bicchieri e+
o+ ?like? ho rovesciato un+ adosso a una donna un bicchiere di birra. L‘ho bagnata tutta+ E be+ (aus: Weißhaar 2009: 12)
Der deutsche Text ist länger als der
italienische. Die Erzählerin erklärt, dass sie als Italienerin in einem
griechischen Restaurant arbeitet. Die Erwähnung des Chefs fehlt im
Italienischen, ebenfalls Lachen und Gesichtsrötung. Es tauchen keine
Empfindungen auf: Die Stimmung auf Deutsch ist gut („die haben alle gelacht,
alle gelacht“). Ihre eigene Befindlichkeit ist „sehr gut“, womit sie mitteilt,
dass ihr Job ihr gefällt. Die Passagen „ich hab Angst, wirklich, von Hund“, „ich
hab Angst vorn Hund“, „war ganz rot in Gesicht“ kommen im Italienischen nicht
vor. Es gibt keine wörtliche Rede im Italienischen, im Deutschen dagegen schon:
Die Kommunikation mit ihrem Chef – die im Italienischen gar nicht auftaucht -
wird in wörtlicher Rede wiedergegeben.
Probandin C (L1 Französisch):
Ereignis auf Deutsch
L2: Ja, das fällt mir ein. Das ist vor vielen Jahren. Ich hatte
Geburtstag an dem+ an dem Tag. Und mh ++ ich äh+ Mein Wecker hat nicht
geklingelt oder ich habe den+ Also ich hab verschlafen. Und ähm+ ich habe+
Also, ich bin ganz schnell runter zur Schule. Und hab ich mir gedacht: „Ach
Mensch äh+ Ich hoffe, alles geht gut.“ Und ähm+ parke das Auto vor der Schule.
Und wen seh ich vor der Schule? Der Schuldirektor. Natürlich nicht an meinen
Geburtstag gedacht. Ich sag: „Mensch, zu spät gekommen. Der wird wahrscheinlich
sagen: „Ja, Frau A., Sie kommen zu spät.“ Und ich war bisschen so+ also so mit
klopfendem Herzen. Äh+ (sie lacht) bin ich da die Treppe hoch gegangen. Und
dann empfängt mir der+ der Schuldirektor: „Alles Gute zum Geburtstag (sie
lacht), Frau A.! Auf Sie gewartet, um Ihnen einen schönen Geburtstag zu wünschen.“
Das war natürlich sehr schön für mich. So, das ist diese kleine Anekdote, die
ich Ihnen erzählen möchte. (...)
Nein, der hat+ er hat sogar gesagt: „Wissen Sie,
warum ich da stehe?“ (sie seufzt) Ja, was soll ich ihm sagen? Dass ich sage,
dass ich zu spät? Ich sag: „Nein, ich weiß nicht?“ „Weil Sie Geburtstag haben! So, das war‘s. Das war
diese+ diese Erinnerung.
Ereignis auf
Französisch
L1: Alors ++++ il y a quelques années euh+, je m‘étais levée un peu tard
pour aller à l‘école. Et j‘étais déjà en retard. Et quand+ quand je suis
arrivée euh+ devant le lycée, j‘ai vu le directeur qui m‘attendait. Il était
tout seul. Et j‘avais un peu peur euh+ qu‘il me fasse des réflexions à cause de
mon retard. Et quand je suis arrivée, il m‘a dit: „Vous savez pourquoi je vous
attends?“ Et j‘ai dit: „Non, je sais pas.“ „Parce que vous avez votre
anniversaire. Bon
anniversaire, Madame A.!“ Voilà.
Der deutsche Text
ist länger und informativer. Hier versucht die Erzählerin zunächst, ihr
Verschlafen mit dem fehlenden Klingeln ihres Weckers zu erklären. Ihre Sorgen
anlässlich des zu späten Ankommens in der Schule stellt sie umfangreicher dar
als im Französischen. Das Gleiche gilt für die Begegnung mit dem Schuldirektor
und ihre vorausgehenden sorgenvollen Überlegungen („mit klopfendem Herzen“).
Sie nennt dieses Erlebnis eine Anekdote, was im Französischen so viel wie eine
kleine interessante Begebenheit ist. Der Petit Robert gibt folgende Definition:
Particularité historique, petit fait curieux
dont le récit peut éclairer le dessous des choses“
(Rey & Rey-Debove 1984: 68)
(Rey & Rey-Debove 1984: 68)
Die Erzählerin
empfindet die Gratulation des Direktors zudem als „sehr schön“. Die Erinnerung
daran scheint ihr sehr angenehm zu sein. Sie korrigiert sich sogar noch einmal,
um die Situation in einer Variation zu beschreiben. In der französischen
Version dagegen fehlen ihre inneren Gemütsbewegungen – sowohl Sorge als auch
Freude – vollständig, so dass diese entsprechend nüchtern erscheint.
3 Sprache und Emotionen
Auch Koven (2004) oder Pavlenko (2005) z.B. beschreiben eine unterschiedliche Darstellung von Emotionen in L1 und L2. Der Terminus Emotion wird zumeist im Sinne positiver und negativer Empfindungen und auch von Stimmungen allgemein verstanden (Tsiknaki 2005: 23 ff., Spitzer 2000: 323), auch wenn einzelne Autoren – wie z.B. Davidson et al. (2000) – „positive“ und „negative Emotionen“ explizit unterscheiden1. Einzig bei Siebel (1994) werden Emotionen genauer als genuine positive Gefühle verstanden, die sich unterscheiden von sogenannten, geistig aktivierbaren Animationen (Siebel 1994: 138) – wie z.B. Freude, die die Emotion Gewissheit zu wecken vermag – oder von Sensationen (wie z.B. Sorge oder Trauer), die gedacht sind und Emotionen beeinträchtigen. Bereits im Jahre 1960 hatte Jakobson (1960/1974) die emotive als eine der wichtigsten Sprachfunktionen benannt, die die Persönlichkeit des Sprechers und seine Emotionen zum Ausdruck bringe. Doch ist der Zusammenhang von Sprache und Emotionen sowohl in der Linguistik als auch in der Psychologie erst seit den 1970er Jahren zum eigentlichen Forschungsgegenstand geworden (Battacchi et al. 1997: 9). Mittlerweile hat er sich beinahe zu „one of the fashionable topics“ (Hielscher 2003a: 469) entwickelt, und dieses gleich in mehreren Wissenschaftsbereichen: Psychologie, Philosophie, Ethnologie, Soziologie und auch Linguistik.
4
Das emotionale Gedächtnis
4.1 Grundlagen
Es
ist bekannt, dass Emotionen einen besonderen Effekt auf die Erinnerung haben.
LeDoux (1994) spricht vom emotional memory mit Sitz im limbischen System
des Gehirns, wobei als die bis dato besonders intensiv untersuchte Emotion die
Empfindung der Furcht gilt:
Das limbische System ist der Filter, den die
Informationen für das episodische Gedächtnis (wie wohl auch die meisten Fakten
des Wissenssystems) zu passieren haben. Es ist zugleich die Instanz, die
relevante Inhalte aussortiert, mit Emotionen versieht und wahrscheinlich
bündelt, mithin synchronisiert, bevor sie sie bestimmten Bezirken der Hirnrinde
zur Ablagerung zuordnet – etwa wie bei der Postverteilung (Markowitsch 2002:
57).
Das limbische
System befindet sich im tief gelegenen, subcortikalen Bereich des Gehirns.
Hierzu gehören Organe wie der Hippocampus (besonders auch zuständig für die
Speicherung von Langzeiterinnerungen) oder die Mandelkerne (Amygdala) (hierzu
Birbaumer / Schmidt 2006: 80).
So können auch Texte besser memoriert werden, wenn
sie für den Rezipienten emotional Relevantes enthalten, „vor allem, wenn tatsächlich
entsprechende Emotionen beim Rezipienten ausgelöst werden“ (Hielscher 2003b:
688). Die oben genannten Beispieltexte legen die Schlussfolgerung nahe, dass
das emotionale Gedächtnis in L1 und L2 einen unterschiedlichen Zugang auf
abgespeicherte Ereignisse hat.
4.2
Die Rolle des präfrontalen Kortex
Das
limbische System wird in seiner Arbeit vom präfrontalen Kortex (PFC)
kontrolliert (hierzu besonders auch Damasio 2004):
Die Inhalte
unserer Wahrnehmung können in unser Bewusstsein gelangen, sind jedoch sozusagen
unterwegs schon angefärbt von unterbewussten und/oder bewussten Anschauungen:
Alle Informationen über die Sinnesorgane Augen, Ohren und Haut gelangen erst in
den Thalamus und werden dann, bevor sie – wenn überhaupt – ins Bewusstsein
gelangen, vom Frontalhirn (synonym:
Stirnhirn oder auch präfrontale Rinde; Areae 47 und 11[2], das
Unterbewusste des Geistes) zensiert, angefärbt oder auch verfälscht (Siebel
1994: 33).
Philiastides et al.
(2011) fanden entsprechend heraus, dass menschliche Entscheidungen, von denen
viele unbewusst sind, im Bereich des PFC – hier des dorsolateralen Teils – getroffen werden. Dabei kann es – je nach
Aktivitätsstärke – durchaus auch zu falschen Entscheidungen und
beeinträchtigten Gedächtnisleistungen kommen. Ochsner et al. (2002) zeigen beispielsweise, dass das limbische System
umso weniger aktiv ist, je stärker der PFC feuert.
Bezogen
auf die hier präsentierten Erzähltexte kann somit auf
Grund der Tatsache, dass Emotionales z. B. stärker in den fremdsprachlichen
Versionen hervortritt, darauf geschlossen werden, dass der PFC das emotionale
System in geringerem Umfang in L2 als in L1 kontrolliert. Diese Erkenntnis
wurde bereits von Siebel im Rahmen eines seiner Seminare zur Konfliktforschung
dargelegt – dort bis dato nur mündlich, veröffentlicht in Weißhaar (2009: 179):
„Das Frontalhirn (= die Areae 47/11 des PFC, A. W.) kennt keine Fremdsprache.“
Auch die Untersuchungsergebnisse von Klein et al. (1995) oder Golestani et al.
(2006) weisen auf eine stärkere Aktivität des orbitofrontalen Kortex; Spitzer
(2004: 164ff.) spricht hier vom “Bewertungscortex”. Und Abutalebi & Green
(2007) gehen von einer zentralen Rolle des PFC bei der Sprachverarbeitung
bilingualer Sprecher aus, da er eine strategische Position einnehme und
Verbindungen zwischen ihm und einer Vielzahl neokortikaler und subkortikaler
Regionen bestehen. Als eine zentrale Verbindungsstelle zwischen dem PFC und
emotionsverarbeitenden Regionen – z. B. den Amygdala – wird in etlichen
Arbeiten zudem der sogenannte ACC (anteriorer cingulärer Kortex)[3] (z.
B. Grawe 2004: 148), der entsprechend aus einem affektiven und einem kognitiven
Teil besteht, betrachtet. Abutalebi
et al. (2007) stellten beim Switching in die jeweils schwächere Sprache (in
diesem Falle die L1) bei Probanden eine
erhöhte Aktivität des ACC fest.
Freund
(1994: 106) legt dar, dass im Zuge der Menschheitsgeschichte sämtliche im
menschlichen Gehirn verarbeiteten Verhaltensweisen, Emotionen und Motivationen
„von einem zunehmend dominant werdenden verbalen Sprachsystem erfasst [werden].
Damit einher geht die Entwicklung eines Konzeptes der Selbstkontrolle.“
Letzteres wird durch das Frontalhirn geleistet, das sich parallel hierzu
entwickelt und für den „Abgleich mit Gedächtnisinhalten“ (Freund 1994: 104)
hinsichtlich der Bewertung von Handlungszusammenhängen eine wichtige Rolle spielt.
In der Gehirnentwicklung des heutigen Menschen ist der Bereich des präfrontalen
Kortex im Alter von bis zu sechs (Creutzfeldt 1983: 311) oder sieben Jahren
(Lurija 1992: 90) abgeschlossen. Nach Creutzfeldt oder auch Gogtay et al.
(2004) handelt es sich dabei um den in der Individualentwicklung des Gehirns
zuletzt abgeschlossenen Bereich.
In der Diskussion um die Frage, bis wann ein Kind
seine Muttersprache erworben hat, existieren unterschiedliche Einschätzungen
hinsichtlich der sogenannten Critical-Period-Hypothese. Der sehr frühe
Vertreter dieser Hypothese – Lenneberg (1967) – geht noch davon aus, dass der
Mutterspracherwerb im Alter von 11 bis 14 Jahren abgeschlossen ist. Im Rahmen
neuerer Ansätze wird hingegen davon ausgegangen, dass
dieses im Alter von sechs Jahren (s. Pinker 1994) oder kurz danach der Fall
sei. Friederici (2005) nennt hier das achte Lebensjahr, da ein Kind dann seine
grammatische Entwicklung abgeschlossen habe. Nach Hahne & Friederici (2001)
ist es dem Kind etwa um diese Zeit möglich, syntaktische Strukturierungen
automatisiert vorzunehmen. Die automatisierte Verarbeitung der Syntax stellt
ein Kriterium dar, durch das sich Mutter- und Fremdsprachler voneinander
unterscheiden lassen: Bei Fremdsprachlern stellt sich üblicherweise ein
geringerer Automatisierungsgrad ein als bei Muttersprachlern (s. auch
Wartenburger 2004: 56). Siebel (1994) nennt in diesem Zusammenhang zudem als
kritischen Zeitpunkt das Ende der ‚vorlogischen’ Phase: In dieser entwickelt
ein Kind seinen Lebensstil – also sein unterbewusstes Lebenskonzept – dessen
Speicherung im PFC erfolgt. Diese Phase kann bis zum Alter von sechs bis sieben – oder auch bisweilen acht – Jahren dauern und verläuft parallel zum Erwerb der
Muttersprache. So weisen offenbar der L1-Erwerb, die physiologische Entwicklung
des präfrontalen Kortex und die Entwicklung eines eigenen, durch die
Sozialisation bedingten, Lebenskonzeptes und Wertesystems zeitliche
Verlaufsparallelen auf.
5
Das Empfinden der Sprecherpersönlichkeit
Nicht
nur in den vorgestellten Texten, sondern auch in den Aussagen etlicher
Spätbilingualer finden sich Hinweise auf einen unterschiedlichen Umgang mit
inneren Befindlichkeiten in L1 und L2 (Weißhaar 2009: 204ff.). Nach Mead werde
ein, eine Fremdsprache lernender Mensch geradezu „auch zu einem anderen
Menschen“. Er erlerne neben der Sprache auch „das hinter ihr stehende Leben“
(Mead 1973: 331). Und Amati Mehler et al. (1993: 140) zitieren einen ihrer
mehrsprachigen Befragten, der sagt:
Je me sens différent, une autre personne dans chaque langue.
Koller
(2002) spricht von einem „sprachlichen Doppelleben“ und daraus entstehenden „Dissonanzen kognitiver und emotionaler Art, denen man sich stellen,
mit denen man leben, irgendwie fertig werden muss“ (2002: 328). Eine
„zweite Lebenssprache“ z. B. könne sogar hilfreich sein, die eigene Identität
„neu oder jedenfalls anders zu definieren“. So entstehe ein neuer Umgang mit
dem eigenen Selbstbild und mit Fremdbildern[4].
Ein weiteres Beispiel besonderer emotionaler
Befindlichkeit, der Entstehung neuer Selbst- oder Fremdbilder und zugleich – in der Regel – besonderen Lernerfolgs ist für etliche –
insbesondere Schüler – die Teilnahme an
Austauschprogrammen. Dies wurde von Thomas et al. (2007) in einer Befragung in Deutschland
lebender Teilnehmer verschiedener Austauschprogramme festgestellt. Fast alle
Befragten – auch diejenigen, deren Begegnungen mit den Menschen des Gastlandes
möglicherweise nicht so positiv wie erhofft verlaufen waren – teilten
ein positives Empfinden bezüglich ihrer Auslandsaufenthalte und vorteilhafte
Veränderungen ihrer Persönlichkeit mit, z. B. als
Folge neu gewonnener Selbstständigkeit und erweiterter sozialer Kompetenz
(hierzu auch Abt et al. 2006).
Bereits Marschollek (2002) resümierte als Ergebnis
seiner Untersuchung bezüglich der Frage, welche Wirkung ein bereits in der
Primarstufe angelegter Fremdsprachenunterricht bei Kindern zeige, dass diese
durch den Unterricht kognitiv und affektiv flexibler – d. h. auch
aufgeschlossener gegenüber anderen Kulturen und Denkweisen – werden.
6
Fazit
Das emotionale Gedächtnis arbeitet in Mutter- und
Fremdsprache unterschiedlich: Das limbische System unterliegt offenbar in der
Fremdsprache einer geringeren Kontrolle durch den PFC, so dass in der L2 mehr
emotionale Informationen versprachlicht werden. Für einige Fremdsprachenlerner
zeigen sich sogar Auswirkungen auf ihre Selbst- und Fremdwahrnehmung. Und für
etliche Lerner – selbst bei zunächst nicht übermäßig an der Fremdsprache Interessierten – stellen sich positive Empfindungen - insbesondere
durch den direkten Kontakt mit Land und Leuten bei Auslandsaufenthalten – ein[5]. So scheint der Erwerb einer Fremdsprache und der Umgang
mit ihr – so wie ein abwechslungsreicher Unterricht (hierzu z. B. Norddeutsches
GÜTE-Konsortium 2003) – grundsätzlich im Hinblick auf die Produktion
eigener Texte in der L2, den Umgang mit Muttersprachlern der L2
und die Auseinandersetzung mit der L2-Kultur gute Chancen für die Verankerung
positiver Erfahrungen und somit für emotionales Lernen zu bieten.
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[1] Zur
Diskussion und Definition von Emotionen vgl. Weißhaar (2009: 179ff.).
[2] Die beiden Hirnregionen Area 47 und Area 11 – bereits
in der auf der Basis von Korbinian Brodmann erstellten Gehirnfunktionskarte von
Kleist (1934) als diejenigen klassifiziert – befinden sich im orbitofrontalen
(= über der Augenhöhle gelegenen) PFC (s. Abb. 1). Hier werden menschliche
Einstellungen wie „Gesinnungen, gesinnungsmäßige Handlungen,
Ausdauer“ gespeichert. Wird dieser Hirnbereich verletzt, sind Störungen des
„Gemeinschafts-Ichs“ und „Selbst-Ichs“ die Folge. Dies betrifft so genannte
„Gesinnungen“, auch solche religiöser Natur (Kleist 1934: 1184 ff.; vgl. auch
Damasio 2004).
[3] Dieser ist im vorderen Teil
des in Abb. 1 zu findenden Gyrus cingulus
situiert.
[4] Hinsichtlich detaillierterer Informationen zu dem Bereich Sprache und Persönlichkeit vgl. Weißhaar
2009: 204ff.
[5] Wie gut der direkte Kontakt mit Menschen anderer Kulturen auch das
Interesse von Kindern für fremde Sprachen und Kulturen und den Abbau von
Vorurteilen unterstützt, zeigt z. B. das Projekt Didenheim im Elsass, das im
Zuge der Bewegung Éveil aux langues mit
dem Ziel des frühen Hinführens von Kindern in die Mehrsprachigkeit und des
Schärfens des Bewusstseins für verschiedene Sprachen durchgeführt wurde (Hélot
2007: 203ff., Candelier 2005). Es handelte sich bei den Kindern um
multikulturelle Gruppen: Eltern und Lehrer stellten im Zuge gemeinsamer
Aktivitäten (z. B. Kochen) ihre Muttersprachen und Herkunftskulturen oder auch
Fremdsprachen und fremde Kulturen vor. So wurden für die Kinder sogar zunächst
nicht so beliebte Sprachen wie Deutsch oder auch Arabisch interessant.