Translation Skills und
sichere Grammatikkenntnisse –
unmodern im fachsprachlichen Unterricht?
Kerstin Steinberg-Rahal (Ilmenau)
Abstract (English)
Soft skills,
which in the broader sense also include foreign language skills, are crucial
for success in business. Practical experience, however, shows that students
lack basic and immediately utilizable grammar skills, leading to unpreparedness
for study-related tasks and, ultimately, to unpreparedness for employment.
These deficits are especially apparent in oral translations of texts from the
first language into a foreign language and vice versa. This problem area will
be illustrated by means of examples taken from university level business
English lessons. It will be derived that students entering university possess
insufficient English grammar skills and lack routine in translating, even
though only limited opportunities for improvement of basic skills can be
offered at institutions of higher education.
Key words: employability skills, language knowledge, grammatical
knowledge, LSP-teaching
Abstract (Deutsch)
Employability Skills umfassen im erweiterten Sinne auch das
fremdsprachliche Können und sind in der Industrie unabdingbar. In der Praxis
zeigt sich jedoch, dass Studierende in Bezug auf verfügbare und jederzeit
abrufbare Grammatikgrundkenntnisse ungenügend auf ein Studium bzw. die spätere
berufliche Tätigkeit vorbereitet sind. Insbesondere bei der Übertragung eines
Textes aus der Fremdsprache in die Muttersprache und umgekehrt - also dem
Übersetzen vom Blatt - wird dieses Defizit offenkundig. Diese Problematik wird
anhand von praktischen Beispielen aus dem fachsprachlichen Unterrichtsgeschehen
gezeigt. Es wird deutlich, dass die Studierenden mit ungenügenden Kenntnissen
der englischen Grammatik und fehlender Übung im Übersetzen bzw. Übertragen an
die Universität wechseln, wo nur noch eingeschränkte Gelegenheit zur Behebung
dieser Defizite besteht.
Stichwörter: Employability Skills, Sprachkönnen, Grammatikkennnisse,
translation, Fachsprachenunterricht
1 Employability
Skills: Beschäftigungsfähigkeit
und Sprach-unterricht
Die Umgestaltung des Fremdsprachenangebotes an der TU Ilmenau
orientiert sich an der Frage, wie der Ingenieur-Absolvent mit Bachelor- oder
Masterabschluss aus Sicht der Fremdsprache Englisch, auf die an der TU Ilmenau
besonderer Wert gelegt wird, auf seine spätere Berufstätigkeit vorbereitet
wird. Das ewig währende Stereotyp, nach dem ein Ingenieur keiner besonderen
sprachlichen Vorbereitung - unbesehen ob muttersprachlich oder auf eine
Fremdsprache bezogen - bedarf, weil sein fachlich-technisches Vermögen für ihn
spricht, gehört zur Geschichte des Berufsstandes. Die Industrie hat nach der
Umstellung des Studienprozesses auf Bachelor- und Masterabschlüsse jedoch sehr
schnell den Bachelor anerkannt, der nach einer firmeninternen Schulung den
Erwartungen der Unternehmen entspricht.
Auslandserfahrungen werden in allen Branchen geschätzt. Dabei ist es
besonders interessant, auf Großbritannien zu sehen, wo sich das Bemühen um die
Beherrschung von Fremdsprachen in gewissen Grenzen bewegt. Die britische
Handelskammer hat jedoch festgestellt, dass die Beherrschung von Fremdsprachen
in Kombination mit interkulturellem Wissen Firmen im Durchschnitt 45 % höhere
Umsätze ermöglicht.[1] Folglich
sind die Fremdsprachenkenntnisse der Ingenieure mit deutschem Studienabschluss
als besonders wertvoll anzusehen.
Employability Skills werden nach Hind / Moss (2005) - die u.a. individuelle Skills,
so auch das Interesse an Fremdsprachen, das fachliche Studium und die
Entwicklung am Arbeitsplatz unter sich ständig verändernden Bedingungen
erfassen - durch den sozialen und wirtschaftlichen Kontext beeinflusst und im
Gesamtbild breiter als die generelle Beschreibung von Soft Skills dargestellt,
wie sie in der deutschen Wirtschaft gesehen werden. Unterstützend wirkt hier
auch die Verbindung zwischen Curriculum und Employability,
wenn man dem USEM-Modell[2]
von Yorke und Knight (2006) folgt. Aus dem Bereich der Schlüsselkompetenzen
wurden von britischen Unternehmen als wünschenswerte Kompetenzen in ihrer Erwartungsskala
gelistet u.a. technisch-praktisches Können (47 %), Teamfähigkeit (56 %),
Kundenumgang (52 %) und Kommunikationskompetenz (64 %) (Maher/Graves 2008: 38f)
Die Kommunikationskompetenz erfasst die Beherrschung der Muttersprache und
einer Fremdsprache gleichermaßen, woraus sich Rückschlüsse auf den
fachsprachlichen Fremdsprachenunterricht ergeben.
Der Institute of Directors Report
hatte 2007 (Maher/Graves 2008: 27) noch festgestellt, dass 40 % der
Absolventen in Großbritannien für den Arbeitsmarkt nicht ausreichend
vorbereitet waren. Außerdem sahen 90 % der befragten Führungskräfte aus der
Wirtschaft die Hochschulen stärker in der Pflicht der Vorbereitung der
Studierenden auf die berufliche Praxis. Nun haben britische Hochschulen in den
letzten Jahren sehr an dieser Aufgabe gearbeitet und dabei diese Employability Skills herausgearbeitet,
die Studierenden eine Orientierung darüber geben, welche Kompetenzen von der
Industrie erwartet werden und welche Kompetenzen wie angeeignet werden können.
Die zehn Top -Kompetenzen umfassen:
- Ehrlichkeit und Integrität
- Grundlegende muttersprachliche Kompetenzen
- Grundlegende Kommunikationskompetenz
- Zuverlässigkeit
- Fleiß und Arbeitsmoral
- Mathematische Grundkompetenzen
- Positive Problemlösungshaltung
- Pünktlichkeit
- Termintreue sowie
- Teamfähigkeit.
Diese Kompetenzforderungen sind nicht allein auf den britischen
Arbeitsmarkt begrenzt, zumal der europäische Markt für Arbeitskräfte eine
zunehmend wichtige Rolle spielt, um Beschäftigungsengpässe zu umgehen. Das
EU-Mobilitätsprogramm trägt weiterhin zu diesem Trend bei. Es ergibt sich die
Frage, ob diese Erwartungen an Employability
Skills und deren Erfüllung diesen Entwicklungen - auch im Kontext eines
Studiums als Vorbereitung auf eine erfolgreiche berufliche Karriere - entsprechen. Tabelle 1 - bezogen auf Studierende des
Bereiches Tourismus und Hospitality in Großbritannien Maher/Graves (2008: 38f)
- zeigt die Erwartungen im Vergleich zum Grad der Umsetzung von Employability Skills.
Aus den Vergleichen wird deutlich, dass den Erwartungen einzig und
allein in der Kategorie Applying Subject Understanding entsprochen wurde,
das Programm jedoch in allen Kompetenzen deutlich hinter den Erwartungen der
Studierenden zurückblieb. Dies zeigen Beispiele von 50 % Umsetzung bei Verhandlungskompetenz
in Bezug auf 89 % der Erwartung oder von Entscheidungskompetenz mit erreichten
58 % bei erwarteten 90 %. Daraus ergibt sich die Frage, ob ein Bildungsträger die
Studierenden stärker als Kunden auf dem
Bildungsmarkt verstehen muss, deren Wünschen, Erwartungen und
Perspektivplanungen zu entsprechen ist.
Aus diesen Vorüberlegungen ergeben sich für die Beschreibung des
Ingenieurs in Bezug auf die Sprachkompetenz folgende Ansprüche:
- grundlegende muttersprachliche Kompetenz
- grundlegende Kommunikationskompetenz
- grundlegende fremdsprachliche Kompetenz im Mündlichen und Schriftlichen
- Beherrschung fachsprachlicher Strukturen und fachsprachlicher Kommunikation in Mutter- und Fremdsprache
Hind und Moss (2005: 26ff) beschreiben die von der Wirtschaft erwarteten
Kommunikationskompetenzen im Bereich Schreiben mit konkreten Textsorten,
die nicht nur Geschäftsbriefe unterschiedlicher Art umfassen, sondern auch die
Textsorten Bericht, Memorandum, Kurzinformation (notice), Artikel, Gebrauchsanweisung
und academic writing. Die mündliche
Kommunikationskompetenz reicht vom Kundengespräch mit den
Kommunikationsverfahren Überzeugen, Beschreiben und Vergleichen
über die Präsentation bis hin
zum Messeauftritt. Die erfolgreiche Um-setzung dieser Kompetenzen
scheitert allerdings oft an der mangelnden Kenntnis stilistischer
Besonderheiten und in großem Maße am nicht abrufbaren Strukturwissen – den
Grammatikkenntnissen – der Fremdsprache. Ein Beispiel aus einem studentischen
Artikel mit dem Titel Image-based quality assurance of wheat belegt dies:
Attribute
|
Importance for
career
success (% ranking
as very important or quite
important)
|
Developed in
degree
programme (%
ranking as developed a lot or
somewhat
developed)
|
Prioritising
|
97
|
63
|
Planning
|
91
|
75
|
Computer literacy
|
90
|
63
|
Commercial awareness
|
90
|
61
|
Decision-making
|
90
|
58
|
Negotiating
|
89
|
50
|
Teamwork
|
88
|
82
|
Problem-solving
|
87
|
65
|
Coping with ambiguity and complexity
|
86
|
39
|
Acting morally
|
84
|
44
|
Resolving conflict
|
80
|
42
|
Influencing
|
80
|
48
|
Arguing for or justifying a point of view or
course of action
|
79
|
53
|
Ethical sensitivity
|
69
|
59
|
Ability to work cross-culturally
|
68
|
52
|
Applying subject understanding
|
66
|
69
|
Political sensitivity
|
65
|
34
|
Tab. 1: Erwartungen im Vergleich zum Grad der
Umsetzung von Employability Skills.
A sample which is taken in a compulsory way gets
sieved, than undersized and oversized particles are separated and
the rest is taken for a manual inspection. This
is a very time consuming and error-prone procedure
Dem Verfasser des Artikels ist nicht bewusst, dass die Passivform to
get sieved in einem
wissenschaftlichen Artikel - und als solcher wurde er für eine Veröffentlichung
über eine neue Sortieranlage vorgesehen - keine Verwendung finden kann. Die
Verwendung von than (statt then) im
falschen Kontext könnte als Rechtschreibfehler entschuldigt werden, allerdings
spricht die in der Praxis sehr häufig unrichtig verwendete Form dagegen. Auch
hat die Kurzform „this“ als
Verbindung zum vorhergehenden Satz in einem wissenschaftlichen Artikel keinen
Platz, da hier eher eine komplexe Satzstruktur, die einen präzisen Verweis
ermöglicht, Verwendung finden müsste.
An diesem Beispiel wird deutlich, welch ungünstigen Einfluss begrenzte
Kenntnisse der Strukturen einer Fremdsprache haben und inwiefern sie den Erfolg
der Kommunikation behindern können.
2 Grammatikkenntnisse als unabdingbarer
Bestandteil erfolgreicher Kommunikation im Englischen – empirische
Beobachtungen
2.1 Beschreibung der
Untersuchung
Zu Beginn des Sommersemesters 2011 wurde an der TU Ilmenau in den
Kursen Business English 1 (Stufe
B2/C1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (GER)), in denen mit dem
Lehrwerk Business Proficiency (Lektionen 1, 2, 8, 9 und
12) gearbeitet wird, ein Test zu Basiskenntnissen der englischen Grammatik
durchgeführt. Es standen keine Hilfsmittel zu Verfügung und die
Bearbeitungszeit betrug 30 Minuten. Insgesamt beteiligten sich 143 Studierende
im Alter von 19 bis 32 Jahren (84 Studenten und 59 Studentinnen) aus allen
Fachrichtungen daran.
Die Frage, wie lange der letzte Englischunterricht zurückliegt, wurde
wie folgt beantwortet:
Zeitliche
Angabe des letzten Englischunterrichts
|
Teilnehmerzahl
|
Vor weniger
als einem Jahr
|
39
|
Ein Jahr
zurückliegend
|
18
|
Ein bis
zwei Jahre zurückliegend
|
35
|
Drei Jahre
zurückliegend
|
26
|
Vier Jahre
zurückliegend
|
13
|
Vor mehr
als vier Jahren
|
12
|
Tab. 2: Angabe des letzten Englischunterrichts
Die Aufgaben umfassten Einzelsätze,
- die ins Englische übertragen werden sollten (Beispiel: Ich habe früher bei der Werner GmbH gearbeitet.),
- die unvollständig angeboten wurden, um Fragen nach den fehlenden Satzkomponenten zu formulieren, (Beispiel: Mr Fuller joined the firm in 19….) ,
- die entweder in Aktiv- oder Passivsätze umgeformt werden sollten, (Beispiel: She was welcomed by the manager),
- die eine Bedingungsssatzstruktur aufwiesen und in denen eine fehlende Zeitform ergänzt werden musste (Beispiel: I would go and see him if he … live so far) ,
- in denen die korrekte Form von Adjektiv oder Adverb zu ergänzen war (Beispiel: They returned the goods (fast / fastly)),
- in denen die korrekte Form von Gerundium oder to-Infinitiv ergänzt werden sollte (Beispiel: I remember ……(see) him at a conference in Singapore last summer) und solche,
- in denen some bzw. any einzufügen war (Beispiel: Would you like ….. coffee?).
Die Analyse der angebotenen fremdsprachlichen Leistungen soll hier auf
die Darstellung des Anteils korrekter Antworten und der problematischsten Fälle
fehlerhafter Antworten reduziert werden. Dazu wurden am Institut tätige
Muttersprachler hinsichtlich der entsprechenden grammatischen Toleranzen
befragt.
2.2 Übertragung von Einzelsätzen
Aus den vorgegebenen deutschen Sätzen
sollen zwei Beispiele exemplarisch für das Übertragungsproblem in die
Fremdsprache stehen:
Ich habe früher bei der Werner GmbH gearbeitet.
7,7 % korrekte Antworten;
entsprechend waren 92,3 % der angebotenen Antworten falsch. Dies soll anhand der
folgenden Beispiele veranschaulicht
werden:
Earlier I had worked by Werner
GmbH.
Foredays, I worked at the Werner
GmbH.
I’ve been early in the Werner GmbH worked.
Für die Studierenden erwies es sich als schwierig, das Adverb früher
adäquat in die Fremdsprache zu übertragen. Weiterhin bestätigte sich ein
permanentes Problem des Englischunterrichts – die Zeitformen, die entweder
nicht im Vergleich zur Muttersprache eingeführt oder nicht umfassend genug
gefestigt wurden.
Ich möchte diese Seiten kopieren lassen.
3,5 %
korrekte Antworten; entsprechend waren
96,5 % der angebotenen Antworten falsch, was
hier anhand der folgenden Beispiele
veranschaulicht werden soll:
I
want copy this pages.
I want to let copy this pages.
Den
Studierenden war die Struktur etwas veranlassen bzw. etwas nicht selbst tun nicht bewusst oder bekannt. Die Bedeutung des
Verbs let entspricht keinesfalls einer akzeptablen
Lösung. Offensichtlich war im Unterricht im Zusammenhang mit passivischen
Formen nicht auf diese besondere Form eingegangen worden.
2.3 Fragebildung
Da sich im Englischunterricht immer
wieder das Problem der korrekten Formulierung einer Frage auftat, wurden Sätze
mit fehlenden Satzteilen vorgegeben, zu denen die entsprechende Frage zu formulieren
war. Hierzu sollen zwei Beispiele angeführt werden:
…. have informed me about the new system.
What did they do to you?
Where have you been informed me about the new
system?
Der Satz ist hier unvollständig und die geforderte Leistung unklar. Es
ergaben sich in diesem Bereich 31 % richtige und somit 69 % falsche Antworten.
I’ve been working here for … years.
How long do you have been working here?
How long working you here?
60 % der Studierenden waren nicht in der Lage, die Frage nach einem
Zeitraum zu formulieren und boten u.a. folgende Fragen:
How long do you have been working here?
How long working you here?
Offensichtlich
ist in früheren Stufen des Englischunterrichts nicht bewusst auf den
Zusammenhang zwischen Frage, Antwort und der verwendeten Zeitform verwiesen
worden. Das Problem der Fragebildung allgemein und speziell im Zusammenhang mit
Zeitformen ist selbst auf einem relativ hohen Sprachniveau ein ständiger
Bestandteil der Übungsgestaltung.
2.4 Bedingungssätze
Bedingungssätze sind in der
technischen Textsorte Beschreibung durchaus ein wichtiger Bestandteil.
Daher wurden sie in das Korpus zur Ermittlung zu beherrschender
Grammatikkomponenten aufgenommen. Bei den Sätzen
wurde entweder der Hauptsatz oder der Nebensatz komplett vorgegeben, so dass
die notwendige Zeitform schlussfolgernd ermittelt werden konnte:
If we … them in time, they wouldn’t have involved their company lawyer.
If we pays them ….
If we will pay them …
If we don’t pay them …
Bei dieser Vorgabe wurden 89 % fehlerhafte Lösungen ermittelt, die sich
anhand der folgenden Beispiele belegen lassen:
If we pays them ….
If we paying them …
If we are pay them …
If we will pay them …
If we don’t pay them …
Es besteht eine große Unsicherheit
bei der Formulierung von Bedingungssätzen, was mit hoher Wahrscheinlichkeit auf
ungenügende Erläuterung und Festigung zurückzuführen ist, wobei sich wiederum
auch das bereits bekannte Problem der enormen Unsicherheit bei der Verwendung
von Zeitformen dokumentiert.
Allgemein lässt sich zu den Ergebnissen feststellen, dass sie -
angesichts des acht bzw. neun Jahre währenden Englischunterrichts in der Schule
– enttäuschend sind. Gespräche im Nachgang der Tests ergaben, dass bei
zahlreichen Studierenden langjährige Unklarheiten, z.B. zur Verwendung des
Adverbs, den Einsatz des Gerundiums oder der Tempora,
bestehen und dass sie endlich eine Aufarbeitung der Fehler erwarten, weil sie
erkannt haben, dass es mit zunehmendem Alter und aktiver Annäherung an den
Arbeitsmarkt umso unangenehmer wird, wenn Aussagen in der Fremdsprache
inkorrekt sind und man damit in einer interkulturell-kommunikativen Situation
nicht adäquat agieren kann. Eine gewisse Abhilfe wird an der TU Ilmenau durch
Sonderkurse zur englischen Grammatik und Lexik angeboten, allerdings
widerspricht dies dem Anspruchsniveau der Stufe C1, auf der eine intensive
Grammatikwiederholung des Englischen nicht notwendig sein sollte.
Obwohl auf Fremdsprachentagungen bisweilen – wenn auch viel zu selten -
die Grammatikvermittlung aus der Sicht des Lehrenden und des Lernenden in den
Mittelpunkt gerückt wurde, wie beispielsweise im Jahre 2001 auf der 9. Göttinger
Fachtagung, sind die bisher erzielten Ergebnisse - bei aller Diskussion um die Beherrschung von
Strukturen – weitgehend unbefriedigend, und die Studierenden verdienen ein
besseres Konzept, um sie im Rahmen des lebenslangen Lernens mit
anwendungsrelevanten Kenntnissen auszurüsten. Es stellt sich die Frage, ob die
zugunsten der allgemeinen Fokussierung auf das kommunikative Können als
veraltet verworfenen Konzepte - wie die Pattern Drill- Übungen der 1970er Jahre
- hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zur Kompetenzvermittlung nicht erneut geprüft
werden sollten. Ohne einem reinen Grammatikunterricht das Wort zu reden, ist es
wohl doch dringend notwendig, wieder zum bewussten Lernen – und im eigentlichen
Sinne zum Auswendiglernen von Strukturen - zurückzukehren, um diese in
polyvalenter Form für Kommunikationssituationen verfügbar zu machen.
3 Das
Übersetzen im fachsprachlichen Fremdsprachenunterricht
Dresemann (2012: 136) betont im Rahmen von Fremdsprachenausbildung und
beruflicher Praxis die Handlungsfähigkeit in der Fremdsprache und verweist
dabei darauf, dass das Englische für Europa im Sinne einer lingua franca
zu beherrschen ist. Damit verbindet sich auch der Gedanke, wie weit Abstriche
an der Qualität der erbrachten fremdsprachlichen Leistung sowohl im
universitären Fremdsprachenunterricht als auch in der beruflichen Praxis
akzeptabel und tolerabel sind. Die in Kap. 2 aufgezeigten Strukturprobleme im
Englischen behindern den Erfolg der in der Fremdsprache zu leistenden Aussagen
auch beim Übersetzen und Übertragen[3].
Das Übersetzen und das Übertragen sowohl in die Fremdsprache aus auch
in die Muttersprache spielen im modernen Fachsprachenunterricht eine zunehmend
geringere Rolle. In den gängigen Lehrwerken sind nur wenige Übungsangebote dazu
vorhanden, und wenn das Übersetzen / Übertragen in den Fremdsprachenunterricht
einbezogen wird, dann fast ausschließlich das Übertragen in die Muttersprache,
das als zugänglicher gilt. Es stellen sich in diesem Zusammenhang Fragen wie
die, ob die Könnenskomponente Übersetzen / Übertragen unmodern geworden
ist oder die, ob die Lehrenden sich gar vor dem Übertragen in die Fremdsprache
fürchten.
An dieser Stelle soll es nicht um ein Zurück zum
Übersetzungsunterricht gehen, aber das Übersetzen und Übertragen bietet die
Möglichkeit des Nachweises von abrufbereiten strukturellen Kenntnissen in der
jeweiligen Fremdsprache. In der beruflichen Praxis werden Aufgaben zum
Übersetzen von Kurztexten oder Teiltexten gefordert, Kollegen und Vorgesetzte
werden um das Übersetzen von E-Mails oder Briefen bitten, womit also das
Übertragen vom Blatt als mündliche Leistung gefordert wird. Der DIHK[4]
bietet eine Fortbildungsprüfung zum geprüften Fremdsprachenkorrespondenten
(alle Sprachen) an, die in zwei Prüfungsteilen Übersetzungen abfordert. Die
EU-Kommission schreibt Übersetzerwettbewerbe aus und fordert die Universitäten
auf, mehr Übersetzungskurse anzubieten. Unternehmen fragen immer wieder am
Spracheninstitut der TU Ilmenau an, ob Studierende oder Lehrkräfte
Übersetzertätigkeiten für sie ausführen können.
Bei einem Test im Rahmen des Kurses Business
English 1 im Sommersemester 2011 an der TU Ilmenau wurden Studierende zum
Übertragen von englischen Geschäftsbriefen ins Deutsche aufgefordert. Diese
mündliche Leistung wurde bewusst so gewählt, weil sich die Studierenden beim
Übertragen in die Muttersprache sicherer fühlen, diese Situation für kleine und
mittelständische Unternehmen hier typisch ist und weil keine Vorbereitung
notwendig sein sollte. Die Ergebnisse verdeutlichten Folgendes:
- Es erwies sich für die Studierenden als schwierig, fremdsprachliche Satzstrukturen unmittelbar zu überblicken.
- Die unzureichende Beherrschung von Wirtschaftsvokabeln war für die gestellte Aufgabe äußerst hinderlich.
- Im Ergebnistext wurden plötzlich deutsche Satzbaumodelle vergessen und dafür der englische Satzbau übernommen.
- Unangemessen häufige Pausen und der Einsatz von Füllwörtern ließen die Ergebnistexte zerrissen und unprofessionell erscheinen.
Nach Gerzymisch-Arbogast (2004: 40) bauen sich Missverständnisse auf,
weil nur diejenigen Elemente übersetzt werden können, die verstanden wurden
bzw. die man glaubt, verstanden zu haben. Es bleibt somit für den
fachsprachlichen Fremdsprachenunterricht noch viel zu tun.
4
Zusammenfassung und Ausblick
Die unbefriedigende Situation für Studierende in den
ingenieurwissenschaftlichen Fächern zu den Kompetenzbereichen Strukturwissen
und translatorisches Können, die für die erfolgreiche berufliche Praxis
unabdingbar sind, lässt sich abmildern, indem den Studierenden mit
Zusatzangeboten praktische Hilfe angeboten wird, um die notwendigen
Verbesserungen ihres fremdsprachlichen Könnens zu erzielen. Diese
Zusatzangebote sollten auch durch eine noch stärkere modulare Struktur der
Kursangebote mit konkreter Ausrichtung auf die Studienrichtung gefördert
werden.
Bibliographie
Ashford, Stephanie / Smith, Tom (2010). Business Proficiency. Klett.
DIHK: (http://www.dihk-bildungs-gmbh.de/weiterbildung/pruefungen-von-a-z; 03.11.2011)
Dresemann,
Bettina (2010). Schriftliche und mündliche Fertigkeiten in
Fremdsprachenausbildung und beruflicher Praxis. In: Voss, Bernd (Hrsg.) (2010).
UnicertR Handbuch 2. Stand –
Entwicklungen – Perspektiven. Bochum: AKS, 135-149.
EurActiv: Artikel:
Brussels urges universities to offer translation
courses. (http://www.euractiv.com/en/culture/brussels-urges-
universities -offer-translation-courses-news-498748;
14.10.2010).
EurActiv:. Artikel: EU translation policy ‘here to stay’ (http://www.euractiv.com/en/culture/eu-translation-policy-stay/article-170516;
25.02.2008)
European Commission: Artikel: Why languages matter
(http://ec.europa.eu/languages/news/20100701-why-languages-matter;15.08.2011)
Gerzymisch-Arbogast,
Heidrun (2004). Interkulturelle Missverständnisse in Text und Translation.
Einige Überlegungen am Beispiel des Englischen und Deutschen. In: Baumgarten,
Nicole / Böttger, Claudia / Motz, Markus / Probst, Julia (Hrsg.) (2004). Übersetzen, interkulturelle Kommunikation,
Spracherwerb und Sprachvermittlung – das Leben mit mehreren Sprachen.
Festschrift für Juliane House zum 60. Geburtstag. Bochum: AKS, 40–51.
Hind, David
/ Moss, Stuart (2005). Employability
skills. Business Education Publishers.
Maher, Angela / Graves ,
Sarah (2008). Graduate Employability. Can
Higher Education Deliver? Oxford: Threshold Press.
Yorke, Mantz / Knight, Peter (2006). Embedding Employability into the Curriculum.
York: Higher Education
Academy.
[1] siehe
European Commission. Why languages matter
(http://ec.europa.eu/languages/news/20100701-why-languages-matter; 15.08.2011).
[2] Hier steht U für understanding,
dem Wissensstand und Fachwissen, S für skills
im Sinne von Bewusstsein und Verantwortung für das Fach als Schlüsselkompetenz,
E für efficacy beliefs für die
persönlichen Eigenschaften, Selbstvertrauen und Engagement und M für
Metakognition im Sinne von Lernen, wie man lernt.
[3] Der Begriff Übersetzen
wird hier eher auf schriftliche Texte bezogen und der Begriff Übertragen auf das
mündliche Wiedergabe eines gegebenen Ausgangstextes in der erwarteten
Zielsprache.
[4] www.dihk-bildungs-gmbh.de/weiterbildung/pruefungen-von-a-z;
03.01.2011.