Das
Fremdsprachenprojekt PLUS -
Plurilinguale
Studierende im Fremdsprachenunterricht an Hochschulen – Zahlen, Fakten,
Konsequenzen
Jacqueline May (Stuttgart)
Abstract (English)
The knowledge and experience gained by plurilingual
students is of decisive importance for their acquisition of further languages.
The more multifaceted students’ linguistic and cultural knowledge and skills
are, the more important it will be to identify their individual plurilingual
repertoire and potential in view of a systematic linguistic activation and
integration of further knowledge, to open up different approaches to language
learning, and to actively involve students in the arrangement and evaluation of
their learning processes. The present paper illustrates facts and figures on
plurilingualism in university language teaching, hints to potential
consequences, and describes the experiences gained from the PLUS
language project.
Key words: plurilingualism, learning accesses,
language learning processes, PLUS (language learning
project)
Abstract
(Deutsch)
Das Wissen und die
Erfahrungen plurilingualer Studierender sind für den Erwerb weiterer Sprachen
von entscheidender Bedeutung. Je vielfältiger die sprachlichen und kulturellen
Voraussetzungen sind, desto wichtiger ist es, das individuelle plurilinguale
Repertoire und Potenzial im Hinblick auf eine systematische sprachliche
Aktivierung und Vernetzung zu identifizieren, unterschiedliche Lernzugänge zu
ermöglichen und die Studierenden aktiv an der Gestaltung und Evaluierung der
Sprachlernprozesse zu beteiligen. In diesem Beitrag werden Zahlen und Fakten
zur plurilingualen Situation im Fremdsprachenunterricht an Hochschulen
veranschaulicht, Konsequenzen aufgezeigt und die Erfahrungen aus dem
Fremdsprachenprojekt PLUS dargelegt.
Stichwörter:
Plurilingualismus, Lernzugänge, Sprachlernprozesse, Fremdsprachenprojekt PLUS
1 Die
plurilinguale Situation im Fremdsprachenunterricht an Hochschulen
Der überwiegende Teil der Studierenden im
Fremdsprachenunterricht an Hochschulen ist bereits plurilingual und
determiniert maßgeblich dessen sprachliche und kulturelle Vielfalt:
Abb.1: Übersicht zum Anteil plurilingualer
Studierender im Fremdsprachenunterricht
(unterschiedliche Zielsprachen, Zielniveau A1)[1]
Die an der Hochschule gewählte Zielsprache ist vorwiegend
die 3. Fremdsprache (L4) oder die 4. Fremdsprache (L5), nicht selten sogar die
5. Fremdsprache (L6) und mehr:
STUDIERENDE
|
|||||||
Sprache: Italienisch
|
WS 09/10
|
SS 10
|
WS 10/11
|
SS 11
|
WS 11/12
|
Gesamt
|
Prozent
|
MS
|
0
|
0
|
0
|
0
|
0
|
0
|
0
|
1. FS
|
0
|
3
|
1
|
0
|
0
|
4
|
4%
|
2. FS
|
0
|
2
|
5
|
4
|
1
|
12
|
12%
|
3. FS
|
9
|
7
|
12
|
9
|
8
|
45
|
46%
|
4. FS
|
5
|
4
|
2
|
6
|
9
|
26
|
27%
|
5. FS
|
2
|
3
|
1
|
4
|
1
|
11
|
11%
|
SUMME ab 2. FS
|
16
|
16
|
20
|
23
|
19
|
94
|
96%
|
SUMME ab 3. FS
|
16
|
14
|
15
|
19
|
18
|
82
|
84%
|
SUMME
|
16
|
19
|
21
|
23
|
19
|
98
|
100%
|
Tab. 1: Plurilinguale Situation im
Fremdsprachenunterricht Italienisch[2]
Trotz der evident hohen Sprachenpräsenz im
Fremdsprachenunterricht wird in lernstrategischer und lernökonomischer Hinsicht
weder auf das kontextuelle[3] noch auf das individuelle plurilinguale Repertoire
und Potenzial (KPRP, IPRP[4]) Bezug genommen.
Der neue Sprachkontext bietet jedoch aufgrund der
Reaktivierbarkeit von L2, L3, Ln-Erwerbsmechanismen und zahlreicher
Transfermöglichkeiten eine Idealsituation, um das IPRP (und somit das KPRP)
maximal mobilisieren und ausschöpfen zu können. Jede Sprachressource hat einen
besonderen Status im IPRP. Entsprechend dem Umfang der individuellen
Mehrsprachigkeit und der Tatsache, ob die Fremdsprachen simultan oder sukzessiv
erworben wurden bzw. werden, kann unterschieden werden in:
- einfach
plurilingual à 1 (L1) + 2
(Sprachen)
- komplex
purilingual à 1 (L1) + 3…n
(Sprachen)
- komplex purilingual à 2 x (L1) + 3…n (Sprachen), bei zwei Erstsprachen
früher simultaner Erstsprachenerwerb
Der neue Sprachkontext – im engeren Sinne die
Kurszusammensetzung - kann somit die unterschiedlichsten plurilingualen
Konstellationen aufweisen.
2 Sprachenmenge im plurilingualen FSU
Im Projekt PLUS wird die Mehrsprachigkeit auf drei
Ebenen (Mengenebenen)[5] betrachtet, die miteinander agieren, sich beeinflussen
und variable Schnittmengen aufweisen. Die Sprachen bilden die Elemente der
verschiedenen Mengenebenen, (Sprachmengenebenen):
Dabei gilt:
Sprachmengenebene
1 - plurilingualer Student (PS)
Sprachmengenebene
2 - plurilinguale Kurskonstellation (PK)
Sprachmengenebene
3[6] - plurilingualer Dozent (PD)
Der Plurilinguismus ist auf allen Ebenen jeweils
dynamisch und instabil und in den unterschiedlichen plurilingualen
Konstellationen variabel und zufällig. Alle im Kurs präsenten Sprachen werden als gleichwertig betrachtet, wobei Englisch keine Sonderstellung einnimmt,
und bilden gemeinsam die plurilinguale
Gesamtkonstellation.
Die plurilinguale Gesamtkonstellation ist dabei über die
maximale gemeinsame Sprachenmenge (Smax) messbar. Sie errechnet sich
aus den einzelnen vorhandenen, d.h. zuvor gelernten, Sprachen bei den Studenten
(A) und den einzelnen vorhandenen Sprachen beim Dozenten (B),
unterschieden nach Muttersprache (MS) und Fremdsprache (FS).
Gleiche Sprachen bei Studenten und Dozenten (C) werden nur einmal
betrachtet und somit entsprechend abgezogen. Die dazugehörige Formel
lautet:
è
Smax = A + B – C
Kurs
|
Ital. A1 WS10/11 HdM
|
Sprachen Studierende
13 (A)
|
Deutsch (als FS und MS, Süddeutschland, Thüringen, Schweiz), Englisch
(FS), Polnisch (MS), Französisch (als FS und MS), Rumänisch (MS), Ukrainisch
(MS), Russisch (als FS und MS), Spanisch (FS), Kroatisch, (MS), Latein (FS)
|
Sprachen
Dozent
9 (B)
|
Deutsch (als MS, Norddeutschland), Tschechisch (MS), Russisch (FS),
Spanisch (FS), Englisch (FS), Französisch (FS), Italienisch (FS), Arabisch
(FS), Latein (FS)
|
gleiche Sprachen Student und
Dozent
6 (C)
|
Deutsch (als MS), Russisch (FS), Spanisch (FS), Englisch (FS),
Französisch (FS),
Latein (FS)
|
Tab.2: Erfassung der
Gesamtsprachenpräsenz in einem Kurs als maximale
gemeinsame
Sprachenmenge (Smax) im
Hinblick auf die
Kombinations- und
Transfermöglichkeiten am Beispiel Italienisch[7]
Smax = A + B – C à 13 + 9 – 6 = 16
à maximale gemeinsame Sprachenmenge: 16
Würden auch die vorhandenen Dialekte in Betracht gezogen
werden, so ergäbe sich eine Smax von: 20 (15 + 10 – 5 = 20).
Diese Darstellungsweise zeigt, dass die Gesamtheit der im
Kurs präsenten plurilingualen Kompetenzen einen relevanten Einfluss auf den
Erwerb der neuen und weiterer Zielsprache(n) hat und dass es endlich an der
Zeit ist, die Kultur des vielsprachigen Nebeneinanders durch eine Kultur einer gelebten Mehrsprachigkeit abzulösen. (Berthele 2010:225).
3 ALE - unbegrenzter Spracherwerb (?)
Der Spracherwerb erfolgt über die Konfrontation mit der
Sprache, vor allem in natürlichen Situationen; dabei ein nicht zu
unterschätzender Teil beiläufig. Spracherwerb ist kein linearer Prozess und
auch nicht auf eine einzelne Sprache begrenzt, da Elemente aus anderen Sprachen
bereits in der Zielsprache vorhanden sind[8]. Bereits Mario Wandruszka (1979) beschreibt die innere Mehrsprachigkeit der Sprachen, deren Nutzbarmachung Ziel der
Mehrsprachigkeitsdidaktik ist (z.B. Meißner (1989, 2001), Reinfried (2001),
Berthele (2010)).
Das Projekt PLUS will neben der inneren Mehrsprachigkeit
der Sprachen beim Spracherwerb auch die individuelle Mehrsprachigkeit (IPRP)
und die kontextuelle Mehrsprachigkeit (KPRP) explizit nutzbar machen. Die
innere Mehrsprachigkeit der Sprachen, die
individuelle und die kontextuelle Mehrsprachigkeit sind dabei keine
geschlossenen Systeme. Sie bilden gemeinsam den dynamischen, interagierenden
und komplementären plurilingualen
Hinweispool, dem sich der Lerner während des Spracherwerbs und zur
Entwicklung seiner individuellen lernstrategischen, plurilingualen Kompetenz bedienen kann. Dieser Hinweispool kann
- analog zu einer Kategorisierung der Informationsquellen - zur Inferenz[9] differenziert werden in intralinguale, interlinguale
und extralinguale Hinweise. Extralinguale Hinweise – also
Informationen, die nicht aus dem Fokus auf das Wort selbst resultieren, sondern
sich aus dem umliegenden Kontext oder aufgrund des Sprach- und Weltwissens der
Lerner ergeben - und interlinguale Hinweise aus anderen Sprachen,
bekommen in der plurilingualen Gesamtkonstellation eine dominante Bedeutung.
Der Hinweispool eröffnet dem Lerner unterschiedlichste
Transfermöglichkeiten. Transfer ist der Schlüsselbegriff in der Mehrsprachigkeitsdidaktik; Transfer
ist immer multidirektional.
-
Transfer, - den
brückensprachlichen
- den
zielsprachlichen intralingualen
- den
interlingualen und
- den didaktischen (Transfer von
Lernerfahrungen)
wobei das Transferpotenzial maßgeblich durch das
mehrsprachige Vorwissen geprägt wird (Meißner & Reinfried 2001: 38). Zu
Recht formuliert Meißner:
Vieles spricht dafür, dass der didaktische Transfer
auf der Grundlage von Erfahrungen nur mit einer einzigen Fremdsprache nicht
elaboriert ausgebildet werden kann (…). (Meißner, 2001: 38)
Plurilinguale Lernende verwenden und transferieren vor
allem Elemente und Strukturen, die sie als ähnlich einschätzen.[10]
Je häufiger und offensichtlicher ein sprachliches Element
bzw. eine Struktur auftritt, desto automatischer wird es bzw. sie transferiert
und memoriert. Erlerntes bleibt länger aktiv, da dem Lerner durch Sprachbezüge,
Sprachähnlichkeiten und Transferierbarkeit - auch bei nicht verwandten Sprachen
- ein Gefühl von Sicherheit vermittelt wird, welches von Sprachöffnung bis hin
zu Sprachexperimenten, Risiken (Bono 2008:
S. 157) und Hypothesen (Meißner 2001: S.41 ff.) reicht:
Probanden, deren Vorkenntnisse einen Zugriff auf
nahverwandte Sprachen zulassen, zeigen regelmäßig den Entwurf einer
Hypothesengrammatik und eines plurilingualen Intersystems. (Meißner, 2001:41)
Häufiger Transfer und plurilinguale Sprachvergleiche rufen
bei den Lernern ein déjà-vu–Erlebnis hervor[11] , welches den Sicherheitseindruck seinerseits verstärken
kann. Folglich entwickelt sich das Sprachgefühl innerhalb der individuellen
plurilingualen Kompetenz.
Die Erfahrung, dass Elemente und Strukturen, d.h.
Sprachteilmengen (STM)[12] aus L1, L2, L3, L4 und Ln des individuellen und
kontextuellen plurilingualen Repertoires und Potenzials ähnlich oder gleich
sind, können positive Transfereffekte maximieren und einen All LanguageEffect (ALE)[13] auslösen:
ALE: STML1 » STML2 » STML3 » STML4 … [14]
ALE kann ausschließlich
im plurilingualen Kontext erreicht werden, denn nicht die Häufigkeit des
Transfers aktiviert und erweitert individuelle Sprachpotenziale,
Erwerbsmechanismen und Lernstrategien, sondern die Breite des transferierbaren
Materials aus dem Hinweispool, d.h. die Gesamtsprachenpräsenz im
Fremdsprachenunterricht.
Der All Language Effekt kann folglich bezogen sein
auf:
- die aus dem individuellen plurilingualen
Repertoire und Potenzial (IPRP) erworbene Erkenntnis:
STML1 » STML2 » STML3 » STML4 …….
- die aus dem Gesamtsprachenkontext erworbene
Erkenntnis:
STM LA » STM
LB » STM LC » STM LD » STM
… [15]
- und weitere Sprachen, die (noch) nicht zum
IPRP gehören.
Diese Erkenntnis und die damit verbundenen
Erschließungsmöglichkeiten begünstigen den Erwerb weiterer Sprachen:
Der Zusammenhang zwischen individueller
Mehrsprachigkeit und der interlingualen Erschliessungsfähigkeit ist statistisch
signifikant. (…) Solche Evidenz ist aber ein klares Argument für die Hypothese,
dass ein individuelles mehrsprachiges Repertoire tatsächlich günstig ist für
den „Einbau“ von neuen, zusätzlichen Sprachen; zumindest in der ersten (aber
oft entscheidenden) Phase des Lernens neuer Sprachen. (Berthele 2010:237)
Wichtig ist es deshalb, bei plurilingualen Studierenden
die interlinguale Erschließungsfähigkeit individuell zu entwickeln und zu
schulen[16].
4 Konsequenzen für den Fremdsprachenunterricht
Bereits geringe Kenntnisse einer Fremdsprache
beeinflussen nachweislich die plurilinguale Sprachkompetenz (Brown 2007), die
sich auf einem mehrdimensionalen Kontinuum bewegt.
Aufgrund der Komplexität von Sprache und der Instabilität
von Sprachverhalten (u.a. Sprachenwahl im Kontext, Sprachenwechsel und
Sprachenmischung) kann die individuelle Sprachkompetenz in einer oder mehreren
Sprachen durch ihre Dynamik immer nur unzureichend beschrieben werden.
Plurilinguale Kompetenz bedeutet einen flexiblen, den kontextuellen
Anforderungen angepassten Gebrauch von Sprachen (und entsprechend von Varietäten).
Es ist wenig sinnvoll, aus der plurilingualen Kompetenz
eine Einzelsprache zu isolieren, um sie dann in verschiedene Kompetenzgrade
einzustufen und Vergleiche (möglicherweise mit muttersprachlicher Kompetenz)
vorzunehmen[17].
Insbesondere ist es bei
plurilingualer Kompetenz kritisch zu sehen, Niveaustufen nur einer Sprache in
den sechs Kompetenzstufen des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (GER)
festzuhalten, da aufgrund der Variabilität
Gesetzmäßigkeiten des Spracherwerbs nicht eindeutig fassbar und in Entwicklungsstadien
einordnbar sind und auch interlinguale Kenntnisse hierbei nicht ermittelt
werden können. Alle Sprachen des IPRPs unterliegen einer ‚kontinuierlichen Diskontinuität’[18], die bestimmt wird von Zuwachs und Rückschritt und
folglich immer wechselnden Kompetenzgraden.
Hinzu kommt als ein weiterer Faktor, dass im
Fremdsprachenunterricht an Hochschulen oft nur bestimmte Teilkompetenzen
gefordert werden und nach der Erfüllung dieser Anforderungen bewertet wird. Ein
adäquates Bewertungs- und Kontrollverfahren, das mit sprachlich vertrauten
Lernern mithalten kann und die Vielfalt autonomer Lernformen beachtet, ist
somit vonnöten.
Erst die systematische Sammlung und Interpretation aller
sprachlich relevanten Informationen,
die Einbeziehung von vorhandenem Sprachwissen sowie die Trennung von Lern- und
Überprüfungs- (bzw. Test-) Situationen[19] kann die Sprachbewusstheit, die Motivation und somit den
Lernfortschritt der Studierenden nachhaltig und wesentlich steigern.
Erforderlich ist somit eine veritable formative
Evaluation. Der Begriff formative
Evaluation wird hier verstanden als formende zielgerichtete Einschätzung
bei der alle Informationen und Beobachtungen der
Lehrer und Lerner aus dem Unterrichtsgeschehen genutzt werden, um die Lehr- und
Lernvorgänge an die individuellen Bedürfnisse anzupassen. Eine wirksame formative Evaluation (nach Wiliam (2008: S.
1-3) im FSU sollte also wie folgt aussehen:
- Diagnose von Vorwissen und Gestaltung von Lernbelegen
- Transparenz der Lernziele und
Qualitätskriterien
- Aktivierung der Lerner als gegenseitige
Lernressource
- leistungsbezogene Feedbacks (durch den Lehrer
und Lerner)
- Qualifizierung der Lerner zur
Selbsteinschätzung und Selbstbewertung (selbstregulierendes Lernen).
Im Projekt PLUS wurde zu diesem Zweck das folgende
Umsetzungsmodell entwickelt:
Verifizierungsperspektive
|
Ziele
|
PLUS-Instrumente
(erprobt)
|
diagnostische Verifizierung
|
Feststellung
von Sprachwissen (IPRP, KPRP), Sprachkontakt, Motivationen, Einstellungen
|
FB, SKRIPTe, DT
|
intermediäre Verifizierung
|
Selbst-,
Progressions- und Motivationsregulation, Feststellung produktiver und
rezeptiver Kompetenzfortschritte
|
KT, PA, GPT, SKRIPTe, SAT,
AMI, IG, ANIS
|
finale Verifizierung
|
Feststellung produktiver und
rezeptiver Kompetenz und Zertifizierung
|
AT, KES, KED,
|
Tab.3: Komponenten und Instrumente des Projekts PLUS
Die Abkürzungen stehen hier für PLUS–Instrumente und
bedeuten im Einzelnen:
FB: Fragebogen
DT: Diagnostiktest
/ Einstufungstest
KT: Kurztest
PA: Partnerarbeit
GPT: Gegenseitiges Partnertesten
GPT: Gegenseitiges Partnertesten
SAT: selektierte
Aufgabentypen
AMI: Arbeitsanweisungen
mit Internationalismen
IG: individuelles
Glossar
ANIS: angeleitetes
individualisiertes Selbststudium
AT: Abschlusstest
KES: Kursevaluation
Studierende
KED: Kursevaluation
Dozent
Durch eine adäquate
Evaluation, d.h. die Nutzung und Verifizierung aller Informationen und
Beobachtungen im Fremdsprachenunterricht, können die Standards gehoben und eine
Zertifizierung PLUS (ZertPLUS)
hervorgebracht werden.
ZertPLUS kann die Möglichkeit
bieten, das gesamte Sprachwissen (d.h. das individuelle plurilinguale
Repertoire), welches sowohl die neue Sprache als auch die bereits vorgelernten
Sprachen beeinflusst, und
den plurilingualen Kontext aufzuzeigen.
Bislang wird bei einem
mehrsprachigen Studierenden, der beispielsweise einen Italienischkurs besucht
hat, der plurilinguale Mehrwert komplett ausgeblendet, da ihm nur das jeweilige
Kompetenzniveau dieser einen Zielsprache - z.B. Italienisch A2 des GER -
zertifiziert wird. Es kann somit davon
ausgegangen werden, dass ein Zertifikat, in dem die neue Zielsprache
plurilingual eingebettet dargestellt wird, im Vergleich zu der monolingualen
Zertifizierung, einen sehr positiven Effekt sowohl auf die Motivation der
Studierenden als auch für den Ausweis von deren fremdsprachlicher Qualifikation
hätte.
Bibliographie
Beacco,
J.-C. (2007). De la diversité linguistique à l´éducation
plurilingue. Guide pour l´élaboration des politiques linguistiques
éducatives. Strasbourg: Conseil de
l’Europe.
Berthele, R.
(2010). Mehrsprachigkeitskompetenz als
dynamisches Repertoire – Vorüberlegungen zu einer integrierten Sprachendidaktik.
Zürich: Seismo, 225-239.
Bono, M.
(2008). Influences interlinguistiques dans l´apprentissage d´une L3. In: V.
Castellotti et D. Moore (eds.). La
compétence plurilingue: regards francophones. Berne , Peter
Lang.
Brown, A.
(2007). Crosslinguistic influence in
first and second languages. Convergence in speech and gesture. Boston : Boston University .
Carton, Aaron S. (1971). Inferencing: a process
in using and learning language. In: Paul Pimsleur / Terence Quinn (eds.). The psychology of second language learning:
Cambridge : CUP,
45-58.
De Bot, K. (2004). The Multilingual Lexicon: Modeling
Selection and Control. The International Journal of Multilingualism, 1-16.
Grotjahn, R. (2006). Zur Methodologie
der Fremdsprachenerwerbsforschung. In: Scherfer, Peter / Wolff, Dieter (Hrsg.).
Vom Lehren und Lernen fremder Sprachen:
Eine vorläufige Bestandsaufnahme. Frankfurt/M.: Lang, 247-270.
Herdina, P. / Jessner, U. (2002). A Dynamic Model of Multilingualism.
Perspectives of Change in Psycholingualistics. Clevedon , UK :
Multilingual Matters.
Meißner, F.-J. (1989). Konzepte zur Weiterentwicklung der
Mehrsprachigkeitsdidaktik. In: Meißner, F.-J. / Reinfried, M. Mehrsprachigkeitsdidaktik. Konzepte,
Analysen, Lehrerfahrungen mit romanischen Fremdsprachen. Tübingen: Narr,
93-108.
Meißner,
F.-J. (1999). Das mentale Lexikon aus der Sicht der Mehrsprachigkeitsdidaktik.
In: Grenzgänge 6/12, S. 62-80.
Meißner,
F.-J. / Senger U. (2001). Vom
induktiven zum konstruktiven Lehr- und Lernparadigma. Methodische
Schlussfolgerungen aus der mehrsprachigkeitsdidaktischen Forschung. In:
Meißner, F.-J. / Reinfried, M., Tübingen: Narr, 21-50.
Meißner F.-J. / Reinfried, Marcus.
(Hrsg.) (2001). Bausteine für einen neokommunikativen Französischunterricht: Lernerzentrierung, Ganzheitlichkeit,
Handlungsorientierung, Interkulturalität, Mehrsprachigkeitsdidaktik. Tübingen:
Narr.
Wandruszka, M. (1979). Die Mehrsprachigkeit des Menschen.
München und Zürich: R. Piper & Co. Verlag.
William, D. (2008). Five Key Strategies for Effective
Formative Assessment. Retrieved
December, 12, 2011 from the World Wide Web: http://www.nctm.org/news/content.aspx?id=11474
Selinker, L. / Baumgartner-Cohen, B. (1995). Multiple language acquisition: ‘Damn it, why can’t I
keep these two languages apart?’ In M. Bensoussan, I. Kreindler / E. Aogáin (eds.). Multilingualism
and language learning: 8/2. Language, culture and curriculum. Clevedon , UK : Multilingual
Matters, 115-123.
[1] Befragung im Rahmen des Projekts PLUS – Plurilinguale Studierende
über 5 Semester; Sprachen: Italienisch, Französisch, Spanisch, Schwedisch,
gesamt 147 Teilnehmer (Studierende der Hochschule der Medien Stuttgart (HdM)
und Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (EMAU))
[2] GER-Niveaus A1, A2, B1; Befragung über 5 Semester, gesamt 98 Studierende,
HdM und EMAU)
[3] Das mehrsprachige Lernumfeld (der Kontext) ist nicht auf die Institution
bzw. den Ort bezogen, sondern auf die Individuen (zu Mehrsprachigkeit als
Eigenschaft von Individuen siehe Beacco).
[4] IPRP ist das sprachliche
Repertoire eines Individuums, das es aufgrund seiner persönlichen sprachlichen
Sozialisierung aufbaut und aus „sprachlichen Erfahrungsschätzen“
zusammengesetzt ist (s. Berthele 2010: 226).
[5] Der Begriff Menge wird hier als gedankliche Zusammenfassung der
jeweils vorhandenen Sprachen verstanden.
[6] Diese
Nummerierung ist keine Rangordnung.
[7] Diese Art von Erfassung wurde mittels Befragung (Fragebogen, siehe Anhang)
durchgeführt.
[8] Siehe
Spracherwerbsforschung (z.B. Meißner 1989, Herdina & Jessner 2002, Grotjahn
2006)
[9] Inferieren
= Verbindung von neuen Stimuli mit bereits vorhandenen Wissensschemata (Aaron
S. Carton, 1971:45)
[10] Vgl. hierzu auch die
Studie zu Spanisch als L3 von Bono (2008): „La conscience des équivalences à
l’intérieur du réseau lexical (…) semble encourager les apprenants à prendre
des risques, à penser que „’ça doit être pareil en espagnol’“. (Bono 2008:157)
[11] Zur Erfassung
von Wiedererkennungsraten, vgl. Meißner (1989).
[12] Die Sprachteilmengen
können sich auf unterschiedlichste Elemente und Strukturen beziehen, z.B. aus
der Grammatik, Phonetik, Syntax, Lexik etc.
[13] ALE: Bei der
Begriffsfindung inspiriert von den Ausführungen zum foreign language effect
(Selinker & Baumgartner-Cohen 1995: 115 ff.) und last language effect
(Shanon 1991: 339 ff.) sowie zur etymologischen
und typologischen Verwandtschaft und Nichtverwandtschaft zwischen den Sprachen
(de Bot 2004: S.3).
[14] Diese Sprachteilmengen
müssen nicht jeweils gleich groß sein.
[15] LA, LB, LC, LD usw. sind hier die unterschiedlichsten Sprachen
(z.B. LA = Engl., LB = Italienisch).
[16] Laut Meißner ist „die individuelle Fähigkeit zum interlingualen Transfer weitgehend
eine Frage der mentalen Sprachenverarbeitung“ und somit individuell verschieden
(Meißner 1999: 64).
[17] Zur idealisierten monolingualen Kompetenz siehe
Herdina & Jessner (2002: 106)
[18] Zum diskontinuierlichen Prozess beim Fremdsprachenerwerb vgl. Grotjahn
(2006: 247).
[19] Voraussetzung für die formative Evaluation (der Begriff Evaluation umfasst
hier alle Formen von Beurteilungs-, Bewertungs- und Diagnoseverfahren).