Höflichkeit kommunizieren
Heinz-Helmut Lüger (Koblenz-Landau)
Il faut très peu de fonds pour la
politesse dans les manières ; il en faut beaucoup pour celle de l’esprit.
(La Bruyère 1696/1962: 353)
Abstract (English)
Communication normally entails
aspects of relationship handling. Any communication exchange affects the
configuration of the constellations between the partners involved. The same applies
to cases in which institutional regulations seem to exclude such factors; mere
information transfer represents a rarity. The ways in which the communication
partners get themselves involved, in which they express their estimation for
their interlocutor last but not least depend on social and ethnic factors as
well as the interlocutors’ roles and gender. In the present article, the ways how to express
confirmation and distance taking as well as their relevancy for the handling of
given relationships will be exemplified.
Key words: face keeping, distance taking, marking of
(social) position, expressing disagreement, media dialogues
Abstract
(Deutsch)
Ohne Beziehungspflege kommt Kommunikation
normalerweise nicht aus. Jeder Austausch sorgt gleichzeitig für eine bestimmte
Gestaltung der Partner-Konstellation; dies gilt auch in Fällen, in denen
institutionelle Regelungen solche Momente auszuschließen scheinen. Reiner
Informationstransfer ist eher selten. Die Art und Weise, wie Kommunikationspartner
sich selbst ins Spiel bringen, ihre Wertschätzung des Gegenübers zu erkennen
geben, hängt nicht zuletzt ab von sozialen, ethnischen, rollen-, geschlechts-
oder auch zeitspezifischen Faktoren. Im vorliegenden Beitrag geht es nun vor
allem darum, anhand ausgewählter Beispiele die Ausdrucksmöglichkeiten von
Bestätigung und Distanzwahrung und ihre Relevanz für die Beziehungsgestaltung
zu verdeutlichen.
Stichwörter: Gesichtsbedrohung,
Distanzwahrung, Positionsmarkierung, Dissenssignalisierung, Mediendialoge
1 Sprachliche Höflichkeit: Bestätigung und
Distanzwahrung
Höflichkeit zu
kommunizieren, bedeutet immer auch, auf Bedürfnisse des Interaktionspartners
einzugehen, in seinem Sprachverhalten erkennen zu lassen, welche Wertschätzung
man ihm entgegenbringt, wie man die gemeinsame Beziehung einschätzt oder wie
man sie gestalten möchte. Höflichkeit hat auch damit zu tun, jemandem nicht zu
nahe zu treten, Gefühle, Einstellungen und Haltungen des Anderen zu
respektieren, ihn nicht einer kompromittierenden Situation auszusetzen.
Höflichkeit ist insofern auch ein relativ offener und stark
interpretationsabhängiger Begriff. Sprachlichen Ausdrücken kommt das Merkmal
‘höflich’ oder ‘unhöflich’ nicht a priori zu, ihre Bedeutung ergibt sich
jeweils erst in der konkreten Kommunikationssituation. So kann z.B. der
Gebrauch des Anredepronomens du je nach Gesprächskonstellation als
normal und vertraut gelten, in anderen Situationen jedoch als unangemessen oder
anmaßend. Und auch die vermeintliche Höflichkeitsform Sie kann unter
Umständen als grob unhöflich verstanden werden, nämlich dann, wenn ihre
Verwendung den pragmatischen Regeln widerspricht:
Denken wir uns einen Mann, der nach Jahrzehnten einen
Jugend- und Schulfreund wiedertrifft. Es wäre eine gravierende Unhöflichkeit
und hätte für den Jugendfreund durchaus den Charakter einer Beleidigung, wenn
ihm die vertraute du-Anrede verweigert würde. [...] Hier wäre also eine Sie-Anrede
keine Höflichkeits-, sondern eine Unhöflichkeitsform. (Weinrich 1986: 12)
Ob eine Handlung als
höflich betrachtet wird oder nicht, hängt wesentlich ab von den jeweiligen
kommunikativen Bedingungen und von der Interpretation durch den oder die
Adressaten. Höflichkeit ist somit mehr als das Reproduzieren einer wie auch
immer gearteten Etikette, sie lässt sich nicht auf das Befolgen irgendwelcher
Anweisungen aus der Ratgeberliteraur beschränken – in diesem Sinne kann man
auch bereits die bei La Bruyère im eingangs zitierten Motto ausgedrückte
Position verstehen[1].
Und bezüglich des
Zwecks von Höflichkeit findet sich ebenfalls eine wegweisende Formulierung bei
La Bruyère:
Il me semble que l’esprit de politesse
est une certaine attention à faire que par nos paroles et par nos manières les
autres soient contents de nous et d’eux-mêmes. (La Bruyère 1696/1962: 164)
Der Gedanke, dass
sprachliches und nichtsprachliches Verhalten auf das Wohlbefinden der
Adressaten (« contents d’eux-mêmes ») und auf eine positive
Sprecher-Hörer-Beziehung (« contents de nous ») abzuzielen habe,
erinnert in erstaunlicher Weise an die drei Höflichkeitsmaximen von Robin
Lakoff (1973):
1) Don’t impose.
2) Give options.
3) Make your receiver feel good.
Und von hier aus
scheint nur noch ein kurzer Weg zu sein zu dem bekannten face-saving-Konzept
à la Brown / Levinson (1987)[2]. Mit Blick auf den
Adressaten wären hier vor allem zwei Gruppen höflichkeitsrelevanter Handlungen
zu unterscheiden: Zum einen kann man Aktivitäten nennen, die als ein
unangemessenes Zu-Nahe-Kommen, als Einschränkung des individuellen Freiraums
betrachtet werden, z.B. durch eine Bitte, eine Aufforderung, ein Verbot; eine
massive Form der Freiraumbegrenzung und mangelnder Distanzwahrung stellt
zweifellos der Befehl dar. In all diesen Fällen, die den Prinzipien Don’t
impose und Give options mehr oder weniger zuwiderlaufen, wird
üblicherweise von einer „Bedrohung des negativen Gesichts“ gesprochen. Das
„positive Gesicht“ ist dagegen betroffen, wenn ein Kommunikationspartner seinen
Wunsch nach Anerkennung, nach Bestätigung seines Selbstbilds, nach Wertschätzung
nicht erfüllt sieht bzw. wenn die Maxime Make your receiver feel good
keine Anwendung findet. Typische Handlungen, die zu einer „Bedrohung des
positiven Gesichts“ führen können, umfassen ein Spektrum, das von Kritik über
Zurückweisungen, Ablehnungen bis hin zu Beleidigungen reicht. In Abb. 1
sind die beiden typischen Arten der Gesichtsbedrohung unter den Aspekten Bestätigung
und Distanzwahrung wiedergegeben. Als solche betreffen sie nicht nur den
Hörer oder Textrezipienten, sondern auch den Sprecher oder Textproduzenten:
Eine Gefährdung des eigenen positiven Gesichts kann z.B. aus Selbstkritik, aus
Zugeständnissen oder Entschuldigungen resultieren, Bedrohungen des eigenen
negativen Gesichts gehen möglicherweise einher mit Versprechen oder anderen
Selbstverpflichtungen.
In der Kommunikation
wird Gesichtsbedrohungen häufig durch bestimmte Verfahren der Vermeidung und
der Abschwächung, durch sog. Höflichkeitsstrategien, begegnet; dies kann in
Form spezieller Formulierungen, mit der Wahl geeigneter Handlungen oder mit
Hilfe besonderer Handlungssequenzen geschehen. Insofern ist der Ausdruck von
Höflichkeit nicht allein unter lexikalischen oder syntaktischen Gesichtspunkten
beschreibbar, sondern erfordert immer auch die Einbeziehung der Textebene.[3]
Höflichkeitsstrategien
haben keinen universellen Status, sondern unterliegen in der Regel vielfältigen
soziokulturellen, historischen, alters- und / oder situationsspezifischen
Bedingungen. Hierzu
noch einmal eine markante Stellungnahme von La Bruyère:
[La politesse] suit l’usage et les
coutumes reçues ; elle est attachée aux temps, aux lieux, aux personnes,
et n’est point la même dans les deux sexes, ni dans les différentes conditions
[...]. (1696/ 1962:
163 f.)[4]
In den folgenden
Abschnitten sollen einige dieser Unterschiede anhand ausgewählter Textbelege
näher beleuchtet werden.
2 Höflichkeit als textstilistisches Phänomen
Es gibt Situationen,
in denen zum Schutz der eigenen oder fremden Sphäre bestimmte Maßnahmen geboten
erscheinen. Als typisches Demonstrationsobjekt gilt vielfach die Aufforderung.
Um beispielsweise zu erreichen, dass jemand beim Tragen eines Bierkastens
behilflich ist, bieten sich verschiedene syntaktische Grundmuster – mit
abnehmendem Höflichkeitsgrad – an: ein Konditionalgefüge (Es wäre gut, wenn
du den Bierkasten nimmst.), eine Frage (Nimmst du den Bierkasten?),
ein Imperativsatz (Nimm du den Bierkasten!) oder ein Aussagesatz (Du
nimmst den Bierkasten.).[5] Mit zweigliedrigen
Konstruktionen läßt sich, sofern in einer entsprechenden Situation eine
Bedrohung des negativen Gesichts angenommen wird, ein solcher Effekt
abschwächen (Bist du so nett und nimmst den Kasten? / Sei so nett und
nimm den Kasten. / Du bist so nett und nimmst den Kasten.). Als weitere Möglichkeit
der Modulierung kommt grundsätzlich der Einsatz von Modalverben, Modi,
Satzadverbien, Partikeln in Betracht (Kannst / Könntest / Könntest du mal /
Könntest du vielleicht mal so nett sein und nimmst den Kasten?); eine
Kombination der genannten Mittel ergäbe: Es wäre wirklich sehr nett,
wenn du doch mal den Kasten nehmen könntest. Die grammatischen Mittel sind
indes nicht, wie bereits betont, in einem mechanischen Sinne als
höflichkeitserzeugend zu verstehen, sondern immer nur relativ zu einem gegebenen
Äußerungszusammenhang interpretierbar. Vor diesem Hintergrund seien nun einige
authentische Beispiele vorgestellt.
2.1 Aufforderung vs. Distanzwahrung
Man kann sich
angesichts des Beispiels (1) prinzipiell fragen, ob in institutionellen
Kontexten der Ausdruck von Höflichkeit überhaupt erwartbar ist, da hier ja die
vollzogenen Handlungen oft stark konventionalisiert sind und der Textproduzent
gar nicht als Person in Erscheinung tritt.
Beispiel
(1):
Öffentliche Mahnung
Die
zum 15.08.2000 fälligen Steuern, Gebühren
und
Beiträge (3. Jahresrate)
a)
Grundsteuer mit Nebenabgaben
b)
Gewerbesteuer
c) Wasserbezugs- und Kanalbenutzungsgebühren
d) Wiederkehrender Beitrag
sind,
soweit sie nicht über diesen Zeitpunkt hinaus
gestundet
wurden, nunmehr sofort bei der Verbandsgemeindekasse Bad Bergzabern einzuzahlen
oder dieser auf bargeldlosem Wege zuzuleiten; ansonsten werden die
rückständigen Beträge zwangsweise eingezogen.
Bad
Bergzabern, 16. Aug. 2000
- Verbandsgemeindekasse und Verbandswerke-
(Südpfalz Kurier 33/2000)
Ohne Frage handelt es
sich in (1) um ein weitgehend anonymisiertes Kommunikationsbeispiel. Die
Legitimation der vorliegende Zahlungsaufforderung basiert auf rechtlichen
Bestimmungen, die als gegeben vorausgesetzt werden und keiner Begründung
bedürfen. Nur so ist die Textüberschrift „Öffentliche Mahnung“ zu erklären, nur
so wird plausibel, dass die Aufforderung sogleich mit einer Sanktionsandrohung
(„ansonsten werden die rückständigen Beträge zwangsweise eingezogen“) verknüpft
wird[6]. Aus der Sicht der
Adressaten kommt jedoch Folgendes hinzu: Da die Zahlungsaufforderung, sieht man
einmal von der Möglichkeit einer früheren Stundung ab, nicht den geringsten
Handlungsspielraum vorsieht, kann sie durchaus auch als schroff, geradezu als höflichkeitsabstrakt
wahrgenommen werden. Der Textproduzent gibt ausdrücklich zu erkennen, dass hier
Distanzwahrung und Gesichtsschonung keinerlei Rolle spielen, die Textmitteilung
bleibt auf das juristisch Notwendige beschränkt.
Eine andere Form der
Behördenkommunikation scheint sich im folgenden Beispiel (2) anzudeuten:
Beispiel (2):
Auch hier geht es um
eine spezielle Art der Aufforderung, nämlich um den Appell vor allem an
Motorradfahrer, die Geschwindigkeit zu drosseln. Allerdings gibt es kein traditionelles
Verbotsschild, sondern eine Hinweistafel, mit der der Textproduzent, die
zuständige Straßenbehörde, so etwas wie ein solidarisches Interesse an den
Adressaten bekundet: Das Kreuz in der Mitte des Schildes, die Headline „Der Tod
fährt mit“ und vor allem das fragende „Zu schnell???“ haben keinen belehrenden
Charakter und drücken eher den Versuch aus, im Sinne der Betroffenen eine
Warnung oder einen wohlmeinenden Rat abzugeben. Damit betreibt die Behörde
gleichsam Imagewerbung in eigener Sache (Pflege des positiven Gesichts) und
vermeidet durch den Verzicht auf Kritik oder eine direkte Aufforderung bei der
angesprochenen Zielgruppe gleichzeitig eine Bedrohung des negativen Gesichts.
2.2 Ablehnung vs. Gesichtsschonung
Ablehnungen stellen
unter Höflichkeitsgesichtspunkten insofern eine Herausforderung dar, als hier
normalerweise zwei gegenläufige Ziele miteinander zu verbinden sind: einerseits
die Formulierung des ablehnenden Bescheids selbst, andererseits die
Antizipation möglicher Reaktionen auf Seiten des Adressaten; dies kann je nach
Bedeutsamkeit der Ablehnung unterschiedlich ausformuliert sein.
Manchmal ist es so, dass wir, jenseits eines primären
Handlungsziels, weitergehende Kommunikationsziele anstreben, deren Erlangung
uns dazu veranlasst, mehr als nur das unbedingt Erforderliche zu tun. (Franke
2001: 5)
Als Beispiel der
Absagebrief auf eine Stellenbewerbung:
Beispiel (3):
Sehr geehrter Herr …,
das Verfahren zur Besetzung
der BAT-IIA-Stelle als Lehrkraft für besondere Aufgaben (Fachlehrer für
Französisch) ist inzwischen abgeschlossen. Ich bedaure, Ihnen mitteilen zu
müssen, dass Ihre Bewerbung innerhalb eines Feldes von 80 Kandidatinnen bzw.
Kandidaten nicht berücksichtig werden konnte. Ausdrücklich füge ich hinzu, dass
diese Entscheidung der Berufskommission keinerlei Bewertung Ihrer Qualifikation
im Hinblick auf die mit der Stelle verbundenen Aufgaben bedeutet.
Indem ich mich für Ihr
Interesse an einer Tätigkeit innerhalb der Universität Trier bedanke, möchte
ich Ihnen für Ihre berufliche Zukunft alles Gute wünschen.
Die vorgelegten Bewerbungsunterlagen erhalten Sie hiermit zurück.
Mit freundlichen Grüßen
Ablehnungsbescheide
gelten gewöhnlich als wenig kreativ, als inhaltlich und sprachlich stark
vorgeprägt und als potentiell gesichtsbedrohend. Letzteres trifft vor allem auf
Absagen auf eine Stellenbewerbung zu. Von daher kann man in entsprechenden
Mitteilungen häufig ein Bemühen um Relativierung und Abschwächung beobachten:
eine Tendenz, die zentrale Komponente möglichst indirekt zu
realisieren, sie einzubetten und eher im Briefkern als an erster Stelle zu
plazieren. Die Absage wird durch rahmende, vor- und nachbereitende Äußerungen
gewissermaßen ‚gepolstert‘ (Drescher 1994: 128).
Je nach
Ausführlichkeit dieser abschwächenden Maßnahmen kann man – mit Franke (2001:
21) – sogar eine personenorientierte und eine sachorientierte Variante der
Textsorte Ablehnungsbescheid unterscheiden.
In (3) ist eine
solche Personenorientiertheit bereits in der Formulierung der Kernaussage
sichtbar: Der Verfasser versucht, den zu übermittelnden negativen Inhalt mit
einem Präsatz des Bedauerns („ich bedaure,...“), dem Modalverb müssen,
dem Hinweis auf die große Bewerberzahl („innerhalb eines Feldes von 80
Kandidatinnen bzw. Kandidaten“) und mit dem agenslosen Passiv („nicht
berücksichtigt werden konnte“) abzumildern. Es geht aber nicht allein um eine
Reduzierung der mit der Absage ausgelösten Verletzung des positiven Gesichts.
Darüber hinaus verfolgt der Textproduzent die Strategie, explizit auch das
unterstellte Selbstbild des Adressaten zu bestätigen – dessen „Qualifikation im
Hinblick auf die mit der Stelle verbundenen Aufgaben“ erfahre, so
unwahrscheinlich das klingen mag, mit der negativen Entscheidung gar keine
Bewertung. Als ebenfalls imagestärkend für den Kandidaten sind der anschließend
ausgesprochene Dank und die Wünsche für die „berufliche Zukunft“
interpretierbar. Und auf diese Weise, wie schon im Zusammenhang mit Beispiel
(2) skizziert, präsentiert sich der Textproduzent, trotz der negativen Mitteilung,
als solidarische und empathiefähige Person.
Fasst man zusammen,
welche Komponenten für eine solche personenorientierte Form des
Ablehnungsbescheids charakteristisch sind, kann man festhalten:
- persönliche Anrede (Standardformel: Sehr geehrte/r Frau/Herr ...),[7]
- Mitteilung über den Ablauf des Besetzungsverfahrens bzw. der EntscheidungsfindungBescheid über den Ausgang der Bewerbung (Absage),
- Ausdruck des Bedauerns + Begründung bzw. Bedingungen der Entscheidung,
- Dank (für Interesse an der Institution), Wünsche (für berufliche Zukunft),
- Ankündigung der Rücksendung der Unterlagen,
- Grüsse (Standardformel: Mit freundlichen Grüßen).
Die
eigentliche Absage - der Aussagekern - kann also auf vielfältige Weise
eingebettet und abgefedert werden. Im Vergleich dazu fallen Exemplare der
sachorientierten Variante meist ausgesprochen knapp aus; Höflichkeitsaspekte,
Rücksichtnahmen auf Bedürfnisse der Gesichtsschonung werden vernachlässigt
(Beispiel (4)).
Beispiel (4):
Im Auftrag der Personalabteilung der Universität Mainz senden wir Ihnen
Ihre Bewerbungsunterlagen wieder zurück. Die Stelle ist in diesem Monat wieder
besetzt worden.
Mit freundlichen Grüßen
gez.
(Dr. … )
In (4) verzichtet der
Brief-Verfasser nicht nur auf eine persönliche Anrede, er sieht sogar von einer
eindeutigen Formulierung des negativen Bescheids ab; der Text dürfte in seiner
rigiden Knappheit kaum noch überbietbar sein und im Rahmen des Spektrums
textsortenspezifischer Realisierungsformen kein prototypisches Muster darstellen.
Bezüglich der Formulierung
schriftlicher Texte ist generell zu bedenken, dass es keine direkten
Rückmeldungen der Adressaten gibt. Eventuelle negative oder nicht gewollte
Reaktionen sind, abhängig von der Kommunikationssituation - jedoch oft
antizipierbar -, und der Textautor kann im Sinne einer Konfliktprophylaxe bei
der Abfassung seiner Mitteilung darauf eingehen. Dies betrifft - wie anhand der
Beispiele demonstriert - ganz besonders die Beziehungsgestaltung und damit den
Einsatz sprachlicher Mittel und Strategien zur Vermeidung oder Abschwächung von
Gesichtsbedrohungen.
In Ergänzung zu den
bisher erläuterten Beobachtungen soll nun im Folgenden die Verbalisierung von
Höflichkeit in mündlicher Kommunikation im Vordergrund stehen.
3 Lob und Tadel – Tischgespräche und ihre
mediale Zuspitzung
Die herangezogenen
Gesprächs- und Redebeispiele sind der seit mehreren Jahren etablierten
Fernseh-Kochshow Das Perfekte Dinner des Senders VOX entnommen. Die
Sendung beruht auf einem Kochwettbewerb, bei dem fünf Teilnehmer in einer Woche
miteinander konkurrieren, indem sie an einem Tag als Gastgeber fungieren und
die übrigen Teilnehmer mit einem Drei-Gänge-Menü bewirten.
Abb. 2: Kochshow-Teilnehmer[8]
Die Tischgespräche
sind geprägt von höchst unterschiedlichen Stellungnahmen: Lobende,
harmonieorientierte Kommentare kommen ebenso vor wie Frotzeleien, provozierende
oder humorvolle Bemerkungen; natürlich finden sich auch kritische Äußerungen in
dieser Gesprächssituation[9]. Insofern stellt der
Ausschnitt (5) mit der Kritik am ausgeschenkten Wein keine Ausnahme dar.
Beispiel (5):
K kann in Z.02 sein Unbehagen offenbar nicht
unterdrücken, spricht parallel zu P zwar anfangs noch leise, aber durchaus
vernehmbar, wie die anschließende Reaktion von H zeigt, und gibt dem
Tischgespräch so eine deutliche Wende: Im Mittelpunkt steht fortan die Frage
des Barrique-Ausbaus allgemein. Die anfänglichen Vorbehalte erfahren
durch die Nachfrage von H (Z.03/05) eine inhaltliche Ausweitung und eine
Steigerung der Ernsthaftigkeit. K äußert massive Kritik („die schmeißen da
[...] nur noch n stück holz rein“) und bezieht diese ausdrücklich auch auf
pfälzische Weine (Z.09/11: „aber SICHER in der pfalz“), was angesichts der
Teilnehmerschaft – die Sendebeiträge stammen in dieser Woche ausschließlich aus
der Umgebung von Landau in der Pfalz – eine enorme Provokation darstellt. Dies
kann auch durch das vermeintliche Einlenken in Z.11, wo K auf einen
alternativen Wein verzichtet, kaum relativiert werden.
Während in (5) die
Kritik am Gastgeber sehr massiv und direkt ausfällt, kann man in den
Stellungnahmen (6) und (7) eine Vorgehensweise beobachten, die von mehr
Zurückhaltung in der Formulierung geprägt ist:
Beispiel (6):
P: der fenchel … ähm … wurde uns erklärt hat
vier stunden … vor
sich HIN gebrutzelt oder
gekocht … und das
hab ich also auch sofort
gemerkt der schmeckte also n bißchen
säuerlich
und war eigentlich
verkocht
(Fenchel; 11-7-07; 35:22)
Beispiel (7):
P und B haben die Absicht, eine Zutat des Essens zu beurteilen, und
kommen übereinstimmend zu einer überwiegend negativen Einschätzung („eigentlich
verkocht¯“, „hätte kräftiger sein müssen“).[10] In beiden Fällen wird das
Urteil eingebettet in einen relativierenden Begründungszusammenhang. P greift
eine Erklärung des Gastgebers auf und sieht die lange Kochzeit als Ursache für
das enttäuschende Resultat. Wichtig ist hier auch die Formulierungsweise
selbst: Der Vorlauf der Negativbewertung enthält mehrere stille und gefüllte
Pausen (..., ähm); die Selbtkorrektur („vor sich HIN gebrutzelt oder
gekocht“) und die zweimal gebrauchte Partikel also fungieren als weitere
Verzögerungsphänomene. Hinauszögernd wirkt letztlich auch die gesamte
eingeschobene Passage („ähm ... wurde uns erklärt ... sofort gemerkt“). Alles
zusammen vermittelt den Eindruck einer gewissen Unsicherheit, dies umso mehr,
als die beiden Bewertungen säuerlich und verkocht noch durch
Heckenausdrücke wie bisschen und eigentlich abgefedert werden.
Entscheidend für die Verringerung der Gesichtsbedrohung ist hier also, wie die
Negativbeurteilung positioniert und mit welchen Vorlaufelementen sie entschärft
wird. Auch in (7) spielen Verzögerungen an mehreren Stellen eine Rolle; in
diesem Sinne verstärkend kommt der abschließende Satzabbruch hinzu. Die concessio-Figur
mit der typischen zwar-aber-Konstruktion, die vorangestellte
Subjektivitätsformel „ich denke mal“ wie auch die betont informelle Redeweise
(„es waren zwar n paar morcheln unterwegs“) sorgen wiederum für eine
Relativierung der Bewertung und damit für eine Imageschonung des gemeinten
Adressaten.
Beispiel (8):
Es zeichnet den
Kochwettbewerb aus, dass nicht nur Komplimente und höflichkeitsorientierte
Kommentare abgegeben werden, sondern Teilnehmer sich auch mit ausgefallenen
oder besonders drastischen Bewertungen zu profilieren suchen. Beispiel (8)
entstammt einer Situation, in der B für den Hauptgang verschiedene Salze
präsentiert und K die erstbeste Gelegenheit nutzt, die Sprecherrolle
(auf Kosten von U) zu übernehmen (Z.10/11) und die Idee der Gastgeberin
gänzlich unvermittelt mit den Worten „das ist eine schnickschnackmode aller
erster sorte“ herabzuwürdigen. Ein ähnlich radikales Urteil findet sich in (9):
Ein Risotto stößt auf starke Ablehnung, und die Qualifizierung als „eine PAPPse
äh die mir auf der gabel klebt die mir [...] an der zunge klebt“ lässt in der
Tat kein gutes Haar an dem Gericht; und auch der abschließende Satz („das tu
ich mir nicht an“) fügt sich, da ohne jede Abschwächung, nahtlos ein.[11]
Beispiel (9):
Längere Monologe sind
im Perfekten Dinner - da für die Zuschauer offenbar wenig attraktiv -
relativ selten. Von daher haben die Teilnehmer längst nicht immer Gelegenheit,
ihre Bewertung ausführlich und in einem gleichsam argumentativen Zusammenhang
zu begründen. Damit steigt das Risiko schroffer, gesichtsbedrohender Urteile.
Umgekehrt wird in ausführlichen Bewertungssequenzen, wenn sie denn vorkommen,
schnell deutlich, in welchem Maße die Teilnehmer generell bemüht sind,
verletzende Kommentare zu vermeiden – und damit sich selbst nicht als unhöflich
darzustellen.
Beispiel (10):
Die in (10) zitierte
Passage veranschaulicht noch einmal die Tendenz, bei negativen Urteilen
möglichst auf intensive, konturenscharfe Ausdrücke zu verzichten. U geht
hier in zwei Schritten vor, lobt zunächst ausdrücklich die Art des Würzens
(„also war richtig intenSIV“ = Bewertung 1) und wendet sich erst dann seiner
kritischen Stellungnahme zu. Kombiniert mit den üblichen Vorlaufelementen
(gefüllte und stille Pause, doppelte Abschwächung durch „vielleicht n bißchen“)
folgt schließlich der eigentliche Negativkommentar (= Bewertung 2), allerdings
in einer eher indirekten Form („weiß jetzt immer noch nicht wie taubenbrust
schmeckt¯). Eine Formulierung wie „Die Taubenbrust wurde
falsch zubereitet“ gibt es an dieser Stelle nicht.
Im Unterschied dazu
können die Teilnehmer die Möglichkeit zur Stellungnahme auch nutzen, um sich
mit speziellen Bewertungen besonders in Szene zu setzen. Ein bezeichnendes
Beispiel liefert diesbezüglich der folgende Auschnitt.
Beispiel (11):
Der Sprecher ist sich
ganz offensichtlich der Provokation bewusst, die er mit seiner despektierlichen
Äußerung „das war perlen vor die säue geschmissen¯“ auslösen dürfte, und schaltet deshalb zwei
hinführende Kommentare vor:
- Er verweist zuallererst auf den subjektiven Charakter seiner Einschätzung („ich hab [...] n eindruck“), verstärkt diese Relativierung durch die Formel „ein GANZ klein bißchen“ und bricht dann die begonnene syntaktische Konstruktion ab; die Aposiopese mag man noch als symptomatisch für die Formulierungsarbeit, als Zeichen einer nicht vollständig durchgeplanten Äußerungsfolge deuten.
- Mit dem anschließenden metakommunikativen Satz versucht K jedoch, den Hörer darauf vorzubereiten, dass eine auch aus seiner Perspektive als „frech“ anzusehende Aussage folgen wird.
- Mit dieser für die gesamte Stellungnahme zentralen Bewertung, die zudem keinerlei abschwächende Ausdrücke aufweist, wird letztlich die ganze Teilnehmergruppe desavouiert. Auf das Phrasem Perlen vor die Säue werfen greift man normalerweise zurück, um deutlich zu machen, dass man jemandem etwas Wertvolles geboten oder geschenkt hat, was dieser nicht zu schätzen weiß; hieran ändert auch die Substitution von werfen durch das umgangssprachliche schmeißen nichts.
- Die sequenzabschließende Erläuterung kann man ebenso als Bekräftigung, als weitere Konkretisierung der vorausgehenden Bewertung ansehen.
Betrachtet man die
Kommentierungssequenz bezüglich der Ebenen Selbstdarstellung und Beziehungsorganisation,
ist vor allem die Bewertungsäußerung ebenso interpretierbar als Versuch, eine
Überlegenheits-Position einzunehmen und sich von den übrigen Teilnehmern
abzuheben.
Der Sender hat
übrigens die zentrale Bewertung in den Trailer des Kochwettbewerbs aufgenommen,
und zwar ohne die einbettenden Kommentare. Der Satz „Das war Perlen vor die
Säue geschmissen“ war somit an jedem Wochentag bei Sendungsbeginn aus dem Munde
K’s zu hören.
Die Herausstellung
einer provokativen Äußerung ist in der Kochshow kein Zufall. Im Gegenteil: Polarisierendes
oder gar aggressives Sprachverhalten wird bevorzugt aufgegriffen; das Interesse
an Konflikten, an gegensätzlichen Meinungen scheint größer zu sein als an
höflichen, auf Gesichtsschonung bedachten Kommunikationsformen. Harmonische
Geselligkeit und kooperatives Dialogverhalten sind aus der Sicht der
Medienverantwortlichen weniger geeignet, die Sendung im Gespräch zu halten.
Insofern wird leicht plausibel, warum aus den zahlreichen Stellungnahmen der
Teilnehmer gerade diejenigen ausgewählt werden, die prägnante und zugespitzte
Formulierungen enthalten, die Kontroversen wiedergeben oder die Witz und
Originalität zeigen. Und, falls nötig, läßt sich durch entsprechende Maßnahmen
der Interviewer auch nachhelfen. Es gehört offenkundig zum gegebenen Medienformat,
Unkonventionellem mehr Raum zu geben als Regelkonformem. Und das Vergnügen der
Zuschauer lässt sich mit Lästern, mit Spott und Schadenfreude leichter
stimulieren als nur mit gekonnten, reibungslosen Abläufen. Hierzu gehört auch
eine gewisse Typisierung der Teilnehmer: Man gewinnt mitunter den Eindruck, den
Kandidaten sei über die einzelne Sendung hinaus eine bestimmte Rolle (vom
ewigen Nörgler bis zum oberlehrerhaften Besserwisser) zuzuordnen. Eine solche
Profilierung kann auf mehreren Ebenen gesteuert werden: einmal durch die
Kandidatenauswahl in den Casting-Runden, dann durch die Präferenz bestimmter
Stellungnahmen in der Vorbereitungsphase der Sendung und schließlich durch die
Art der Off-Kommentare während der ausgestrahlten Sendung selbst. Es leuchtet
ein, dass in solchem Kontext drastische Kommentare und auch massive Angriffe
auf das positive Gesicht von Konkurrenten einfach bessere Voraussetzungen
bieten, den Unterhaltungswert der Kochshow zu fördern. Dagegen würde die
ständige Beachtung von Höflichkeitsgeboten für viele Zuschauer wohl nur eine
langweilige (und quotenabträgliche) Gleichförmigkeit der Kandidaten bewirken.
So etwas scheint auch bereits La Bruyère im Sinn gehabt zu haben:
Le commerce du monde et la politesse
donnent les mêmes apparences, font qu’on se ressemble les uns aux autres par
des dehors qui plaisent réciproquement, qui semblent communs à tous [...].
(1696/ 1962: 348)
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Heinz-Helmut (2011). Höflichkeitsstile im Vergleich. In: Der Deutschunterricht 63/2, 13-22.
Neuland, Eva
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Watts,
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Cambridge: Cambridge University Press.
Weinrich,
Harald (1986). Lügt man im Deutschen, wenn man höflich ist? Mannheim:
Dudenverlag.
[1] Höflichkeit als eine
interaktive Kategorie zu betrachten, dürfte in der sprachwissenschaftlichen Diskussion
inzwischen weitgehend Konsens sein; vgl. u.a. Bertrand (1992), Held (1995),
Haferland / Paul (1996) und diverse Arbeiten in Lüger (2002),
Ehrhardt / Neuland (2009).
[2] Vgl.
auch Fraser (1990), Held (1995), Lüger (2002a), Watts
(2003). Das grundlegende und weit verbreitete Konzept von
Brown / Levinson wurde allerdings auch kritisch rezipiert, u.a. wegen
seines Universalitätsanspruchs.
[3] Neuland (2007), Lüger (2002a, 2010); vgl.
außerdem zahlreiche Beiträge in Ehrhardt / Neuland (2010) und
Ehrhardt / Neuland / Yamashia (2011).
[4] Zur kulturspezifischen
Dimension vgl. ebenso Dretzke (1988), Held (2009) sowie, mit konkreten
Analysebeispielen, Traverso (2000), Günthner (2002), Kotthoff (2003), Lüger
(2011).
[5] Zu den verschiedenen
Modulierungsformen der Aufforderung sei besonders auf die auch sprachvergleichend
angelegte Darstellung von Raible (1987) verwiesen; vgl. weiterhin Lüger (1992),
Held (1995), Thomsen (2000).
[6] Eine solche Sanktionsmöglichkeit ist – so Dittmann (1979: 210) –
charakteristisch für Abläufe in Institutionen, „wo Handlungs- bzw.
Interaktionszusammenhänge als Muster fest etabliert, in der Verteilung auf
wohldefinierte soziale Rollen vergegenständlicht und in Norm-Sanktions-Schemata
abgesichert sind“.
[7] Auf den Briefkopf (mit Angaben zur Institution, dem Betreff, dem
Datum, dem Aktenzeichen) wird hier nicht weiter eingegangen.
[8] http://www.vox.de/kochen/das-perfekte-dinner/details;
31.10.2012.
[9] Zur Besprechung weiterer
Beispiele der Kochshow vgl. auch Lüger (2011: 17ff).
[10] Diese Stellungnahmen erfolgen
in Einzelinterviews, also separat von den Tischgesprächen; dabei werden die
Teilnehmer nicht selten aufgefordert, ihre Antworten mehrfach zu reformulieren,
stärker zu pointieren oder in einer bestimmten Weise inhaltlich auszurichten.
Die Fragen und Aufforderungen der Interviewer sind in der später ausgestrahlten
Sendung dann natürlich getilgt.
[11] Natürlich ist in solchen
Kontexten ebenfalls von einem Bedürfnis auszugehen, sich gegenüber den anderen
Teilnehmern (und Konkurrenten) als sprachlich versiert, als überlegen oder als
besonders kompetent zu profilieren. Dieser Aspekt kann hier nicht weiter
verfolgt werden und bleibt einer separaten Arbeit vorbehalten.