Der vorliegende Sammelband
widmet sich dem Hochschulischen
Fremdsprachenunterricht. Dieser Themenbereich ist bislang zwar in
zahlreichen Publikationen - vielfach in atomistischer, kleingliedriger Form -
untersucht worden, Monographien oder Sammelbände, die sich mit dem an
Universitäten und Fachhochschulen erteilten Fremdsprachenunterricht
beschäftigen, stellen jedoch ein Desiderat dar. Der vorliegende Band soll einen
Beitrag dazu leisten, diese Lücke in der Forschung zu schließen. Damit ist die
Hoffnung verknüpft, dass durch diesen Sammelband ein Anstoß gegeben wird für
weitere Publikationen, die letztendlich dazu führen werden, vertiefte
Reflexionen über den Fremdsprachenunterricht an der Hochschule zu leisten, der
sich bisweilen grundlegend von demjenigen an den unterschiedlichen Schultypen unterscheidet.
Ziel muss es sein, diesen hochschulischen Fremdsprachenunterricht weiter zu verbessern und für die Adressaten -
die Studierenden - noch funktionaler und effizienter zu gestalten, damit diese
die an sie gestellten sprachlichen Anforderungen, die in den kommenden Jahren
und Jahrzehnten im Zuge der weltweiten Internationalisierung weiter zunehmen
werden – in verbesserter Art und Weise meistern können.
Das im Titel figurierende
Adjektiv hochschulisch, das bislang
nicht zum geläufigen Wortschatz des Deutschen gehört, ist hier intentional gewählt worden. Diese
Wortwahl soll darauf hindeuten, dass wir es bei dem Fremdsprachenunterricht,
wie er an Universität und Hochschule erteilt wird, mit einer selbständigen Form
der Sprachvermittlung zu tun haben, die es verdient, separat untersucht und in eigenständigen
Publikationen ausgewiesen zu werden. Auch mit dieser - im besten Wortsinn
separatistischen - Stoßrichtung soll in diesem Zusammenhang ein Zeichen gesetzt
werden. Mit diesem Vorgehen ist die Hoffnung verbunden, dass diese Form des
Fremdsprachenunterrichts in Zukunft in ihrer Eigenständigkeit mehr
berücksichtigt werden wird, als es in der Forschung bisher der Fall gewesen
ist.
Der vorliegende Band erscheint
anlässlich der 1. Saarbrücker
Fremdsprachentagung, die im November 2011 an der Hochschule für Technik und
Wirtschaft des Saarlandes stattfand. Er ist untergliedert in die Bereiche Anforderungen, Ausrichtung und Spezifik
und deckt in dieser Orientierung wichtige Aspekte der gegenwärtigen
Fremdsprachenvermittlung, wie sie an Universitäten und Hochschulen erfolgt, ab
- und dies nicht nur in Bezug auf Deutschland, sondern weit darüber
hinaus. Es ergibt sich hier eine internationale Sicht der Dinge, die zahlreiche
europäische Länder einbezieht und bis nach Asien reicht. Es ergibt sich folglich
ein facettenreiches Bild hochschulischer Fremdsprachenvermittlung, das zu einem
Austausch jeweils wünschenswerter Ansätze und Unterrichtsformen zwischen den in
Frage kommenden Ländern führen kann und somit potentiell fruchtbare
Synergie-Effekte zu generieren vermag. Ließen sich die hier beschriebenen Aspekte
entsprechend umsetzen, dann würde dem zukünftigen Fremdsprachenunterricht an
Universitäten und Hochschulen ein guter Dienst erwiesen.
Die vorliegende Publikation
ist auf Basis eines Peer-Review-Verfahrens
entstanden: Jeder Beitrag wurde von je zwei Herausgebern (Hauptherausgeber und
Sektionsleiter) begutachtet und redigiert. Die Auswahl und Publikation der
Beiträge ist folglich konform mit internationalen Gepflogenheiten und
repräsentiert einen hohen Qualitätsanspruch der Beiträge.
Im Folgenden soll auf die
einzelnen Beiträge in aller Kürze eingegangen werden, um dem Leser einen
raschen und funktionalen Überblick über die vorliegende Publikation zu
ermöglichen.
Der erste Teil des Bandes widmet
sich dem Bereich Anforderungen, der sich sowohl auf die institutionellen
Voraussetzungen bezieht, die zu einer funktionalen Anbietung und Umsetzung der
Fremdsprachenvermittlung an der Hochschule gegeben sein sollten, wie auch auf
die Anforderungen an den Fremdsprachenunterricht selbst, die zu dessen
Qualitätserhaltung und Verbesserung umgesetzt werden sollten.
Dieser erste Teil wird von Maria A. Marchwacka
(Paderborn) eröffnet. Sie geht auf die Notwendigkeit ein, die Entwicklung
interkultureller Handlungskompetenzen bereits in der Lehrerausbildung anzuleiten und zukünftigen
Fremdsprachenlehrenden Methoden zum Erwerb entsprechender Handlungsstrategien
zu vermitteln, und präsentiert ein Modell, das auf Theaterspiel und
Medienarbeit aufbaut.
Jacqueline May (Stuttgart) geht von der wohl
allgemein akzeptierten Erfahrung aus, dass das Wissen und die Erfahrungen
plurilingualer Studierender von entscheidender Bedeutung für den Erwerb
weiterer Sprachen sind. Je vielfältiger die sprachlichen und kulturellen
Voraussetzungen, desto wichtiger ist es, das individuelle plurilinguale
Repertoire und Potenzial im Hinblick auf eine systematische sprachliche
Aktivierung und Vernetzung zu identifizieren, unterschiedliche Lernzugänge zu
ermöglichen und die Studierenden an der Gestaltung und Evaluierung der
Sprachlernprozesse aktiv zu beteiligen. May präsentiert Zahlen und Fakten zur
plurilingualen Situation im Fremdsprachenunterricht an Hochschulen,
insbesondere von ihrer Heimathochschule, der HdM in Stuttgart, wo sie am
Fremdsprachenprojekt PLUS beteiligt war.
Corinna Koch (Bochum) geht der Frage nach,
welche Rolle fremdsprachliche Metaphernkompetenz für die Entwicklung von
interkulturellen Handlungsstrategien spielt und wie eine solche Kompetenz im
Rahmen hochschulischen Fremdsprachenlernens erworben werden kann.
Ina Karg (Göttingen) beschäftigt sich mit den
Voraussetzungen und Erwartungen der Studierenden in einem Fremdsprachenstudium.
Der Beitrag möchte dafür werben, den eigenen Lernprozess wahrzunehmen, um
später als Lehrperson die Lerner bei ihren Lernwegen begleiten zu können. Dies
bedeutet heute in der Tat einen Perspektivwechsel. Betont wird der wissenschaftliche
Anspruch eines Studiums als unverzichtbare Voraussetzung für die spätere
Lehrtätigkeit. Im Blick sind Studierende des Lehramts an Gymnasien bzw. der
Sekundarstufe II.
Sara Vicente (Darmstadt / Lissabon) untersucht
den fremdsprachlichen Bedarf und die fremdsprachlichen Bedürfnisse
nicht-muttersprachlicher Fremdsprachenlehrer und gibt Hinweise für deren
sprachpraktische Ausbildung. Dabei zeigt sie wichtige Desiderata auf. Ihre
Ausführungen beziehen sich zwar in erster Linie auf Portugal, sind jedoch
prinzipiell auf die Situation in anderen Ländern übertragbar.
Christoph Bürgel und Dirk Siepmann (Osnabrück) untersuchen die Wortschatz- und
Hörverstehenskompetenz von Französischlehrern am Gymnasium und ebenso diejenige
von Französischstudierenden mit dem Ziel des Lehramtes. Im Mittelpunkt ihrer
Untersuchung steht die Beherrschung des Wortschatzes zum einen und die
Hörverstehenskompetenz zum anderen. Für beide untersuchten Probandengruppen diagnostizieren sie im Hinblick auf die untersuchten Bereiche ein
erhebliches Verbesserungspotential.
Batoul Al-Muhaissen (Irbid, Jordanien) und Mona
Al-Ajrami (Amman, Jordanien), die die französische Sprache in Jordanien auf
Hochschulebene unterrichten, haben einerseits berichtet, dass die Zahl der
Französisch-Lerner an der Abteilung für moderne Sprachen der Universität im
Verlauf der vergangenen Jahre kontinuierlich zugenommen hat. Auf der anderen
Seite mussten sie beobachten, dass nur wenige von ihnen das Französische auch
nach einem intensiven vierjährigen Unterricht gut beherrschen. Jordanische
Lerner sind, so die Autorinnen, der Meinung, dass das Französische eine
besonders schwer erlernbare Sprache sei. In der Folge thematisieren sie die
Frage, was die spezifischen Schwierigkeiten der jordanischen Lerner sein mögen.
Haben sie vorrangig linguistische, pädagogische oder kulturelle Probleme?
Natürlich beziehen sich die Antworten, die die Autorinnen geben, zunächst nur
auf die spezifischen Schwierigkeiten der jordanischen Lerner, aber sie weisen
doch darüber hinaus und tragen so auch zur Diskussion der Frage bei, ob das
Französische wirklich eine ,schwierige Sprache’ sei und warum ihre Bedeutung
weltweit abnimmt.
Véronique Gola (Berlin) und Christophe Hohwald (Lüneburg) betonen
zunächst, dass klassisches ,Lernen’ (Pauken?) und das Überprüfen der
Lernleistungen mittels Tests im Kontext des Bologna-Prozesses (wieder) einen
neuen Stellenwert erhalten haben. Aus diesem Grund sind standardisierte Tests
und Überprüfungen auf dem Sprachlehr- und -lernmarkt inzwischen sehr gefragt.
Damit erhalten auch die Fragen der Lehrenden ein neues Gewicht, wie die
Evaluation selbst zu gestalten sei und welche Vorstellungen über Lernen und
Lehren hinter ihnen stehen. Denn die absolute Vorherrschaft standardisierter
Tests, die heute beobachtbar ist, hat ja durchaus auch problematische
Nebeneffekte – nicht zuletzt sogar im Hinblick auf den Gemeinsamen Europäischen
Referenzrahmen, der ja eigentlich als Instrument der (Selbst-) Reflexion
konzipiert wurde. Wird dies durch die standardisierten Tests unterminiert? Der
Beitrag will diese Fragestellung überprüfen. Er verweist dabei auf eine Studie,
die im Kontext der Akkreditierungsvorbereitungen für Korrektoren der
französischen DELF- und DALF-Tests durchgeführt wurde.
Schließlich befasst sich Ulrike Arras (Bochum) mit der standardisierten
Prüfung TestDaF, auf deren Basis ausländische Bewerber den Nachweis
ausreichender Deutschkenntnisse für ein Hochschulstudium in Deutschland erbringen können. Sie berichtet von einer vom
TestDaF-Institut durchgeführten Studie zur Überprüfung der Validität des Tests
und stellt die zentralen Ergebnisse dieser Studie vor.
Den zweiten
Teil der vorliegenden Publikation – Ausrichtung – eröffnet der Beitrag von
Veronica Smith (Klagenfurt, Österreich). Sie widmet
sich den gegenwärtigen Herausforderungen des Spracherwerbs erwachsener Lerner und stellt heraus, dass die für
diese Zielgruppe im Unterricht vorrangig verwendeten, traditionellen Methoden den
Bedürfnissen dieser Lerner nicht hinreichend entsprechen. Mit dem Scenario-Based Language Learning stellt sie ein alternatives Konzept vor, auf dessen
Basis die Studierenden komplexe kognitive Aufgaben in ganzheitlicher Ausrichtung meistern können und
somit ein Lernumfeld erleben, das ihnen funktional entgegenkommt.
Günter Schmale (Metz, Frankreich) beschäftigt
sich mit der Präformierung von Sprache im Sprachenpaar Französisch-Deutsch. Er
fordert eine neue Reflexion der Fremdsprachendidaktik hinsichtlich der
Vermittlung vorgeformter Ausdrücke im Rahmen des Fremdsprachenerwerbs. In
seinem Beitrag analysiert er die sogenannten formalen Idiome oder Konstruktionen,
die für die Erlernung einer Fremdsprache von großer Bedeutung sind. Die
Funktionen dieses Typs präformierter Ausdrücke werden im Beitrag anhand der deutschen
Modalverben müssen und sollen untersucht.
Kerstin Steinberg-Rahal (Ilmenau) nimmt in ihrem
Beitrag zur Rolle von Übersetzungsfertigkeiten im Fachsprachenunterricht
Englisch und zu Grammatikkenntnissen Stellung. Insbesondere beim Übertragen von
Texten aus der Fremdsprache in die Muttersprache werden Defizite sichtbar.
Anhand von Beispielen aus dem Unterrichtsgeschehen expliziert sie typische
Unzulänglichkeiten und diskutiert, wie diese behoben werden können.
Michael Langner (Freiburg/CH und Luxemburg) setzt
sich in seinem Beitrag Digitale Medien, E-Learning – und was „sagt“ unser
Gehirn dazu? kritisch mit der Euphorie und der Omnipräsenz digitaler Medien
auseinander. Die derzeitigen Ergebnisse der Hirnforschung und der
Kognitionspsychologie sollten uns nachdenklich machen gegenüber der derzeitigen
Tendenz “alles, was neu ist, ist gut!”
Hans W. Giessen (Saarbrücken) ergänzt mit Mediengestütztes
Lernen – bei welchen Medien, bei welchen Inhalten, mit welchen Lernern? Plädoyer
für pädagogische Intuition den Beitrag von Langner. Giessen betont, dass
mediengestütztes Lernen nicht zwangsläufig sinnvoll und effektiv sein muss, nur
weil es eben medial erfolgt. Vielmehr gebe es verschiedene Variablen, die den
Erfolg beeinflussen: das Medium selbst, der Inhalt, der Lernertyp.
Grundsätzlich müssten alle Variablen in ihrem Zusammenwirken berücksichtigt
werden, um zu entscheiden, wann mediengestütztes Lernen sinnvoll und wann es
gegebenenfalls kontraproduktiv ist.
Eva Schaeffer-Lacroix (Paris, Frankreich) zeigt in
ihrem Beitrag die Möglichkeiten auf, die innerhalb der in Restrukturierung
befindlichen Lehrerausbildung zum Einsatz von Online-Tools bestehen. Dies
geschieht in einem Blended-Learning-Kurs, in dem eine Reihe von
Ressourcen zum Einsatz kommt und viel Raum für selbstbestimmtes Lernen geboten
wird. Dabei fällt auf, dass diese interessanten Angebote teilweise recht
zögerlich wahrgenommen werden.
María José Ruiz Frutos (Bayreuth, Deutschland)
behandelt ebenfalls den Spanischunterricht, Recursos en Internet para ELE ist eine hochinteressante
kommentierte Zusammenstellung von Online-Angeboten zum Spanischlernen. Es
werden nahezu alle Fertigkeiten abgedeckt. Besonderes Augenmerk widmet die Autorin dem Sprechen. In dieser reichhaltigen Zusammenstellung lassen
sich viele Lernmöglichkeiten finden, die komplementär zu Sprachkursen, aber
auch eigenständig eingesetzt werden können.
Thomas Strasser, Gabriele Kulhanek-Wehlend und Harald
Knecht (Wien, Österreich) behandeln ebenfalls Aspekte der Ausbildung von
Lehrpersonen im Bereich des Blended-Learning. Der Fokus ihres Beitrags liegt aber auf dem Einsatz von elektronischen Portfolios (E-Portfolios auf der Basis
von Mahara). Im Mittelpunkt stehen “soziale Tools”, z.B. eine Art Lerntagebuch als Blog oder die Kommunikation zwischen
Lernenden in peer groups, in denen auch Feedback als
Partnerevaluation eingesetzt wird.
Adriano Murelli (Mannheim) beschreibt einen
deutsch-italienischen E-Tandem-Kurs, der von der Universität Freiburg
(Deutschland) und der Universität Pavia (Italien) angeboten wird. Es stellt
sich die Frage, ob und in welcher Hinsicht ein solcher Kurs eine Alternative zu
einem Konversationskurs darstellen kann. Murelli untersucht insbesondere die
Interaktion zwischen den Gesprächspartnern aus konversationsanalytischer Perspektive:
Im Mittelpunkt stehen die Gesprächsrollen, die die Kursteilnehmer annehmen, und
die Gewichtung der Redebeiträge. Die Ergebnisse zeigen, dass – anders als in
Konversationskursen – die Art der Interaktion im E-Tandem-Kurs sich derjenigen
nähert, die für den Spracherwerb vor Ort charakteristisch ist.
Claudia Wunderlich (Kufstein, Österreich) weist
auf die Bedeutung der interkulturellen Pragmatik für einen universitären
Fremdsprachenunterricht hin, in dem Varietäten des Englischen als lingua franca ernst genommen werden und
Missverständnisse nicht so sehr im sprachlichen als vielmehr im pragmatischen
Bereich auftreten.
Heinz-Helmut Lüger
(Koblenz-Landau) befasst sich mit Fragen der Kommunizierung von Höflichkeit und
zeigt anhand konkreter Beispiele auf, in welcher Weise der Ausdruck von
Bestätigung und Distanzwahrung in der Kommunikation, in der die reine
Vermittlung von Informationen eher die Ausnahme als die Regel darstellt,
erfolgen kann. Er macht deutlich, dass die Art der Kommunizierung von
Höflichkeit von vielfältigen Faktoren abhängt, die beispielsweise sozial,
rollen- oder zeitspezifisch sein können.
Nadine Rentel (Zwickau)
stellt in ihrem Beitrag ein didaktisches Modell zum Einsatz deutscher und
französischer Werbeanzeigen aus dem Bereich der Automobilwerbung zur
Erweiterung der interkulturellen Kompetenz der Studierenden im
Wirtschaftssprachunterricht Französisch vor. Die detaillierte Analyse und
Darstellung zweier Anzeigen erweist sich als praktikabel für den unmittelbaren
Einsatz des Materials in einem Kurs.
Der Beitrag von
Yun-Young Choi (Seoul, Korea) befasst sich mit dem interkulturellen Potenzial
von Migrantenliteratur. Im Rahmen des DaF-Unterrichts an der Universität Seoul
werden vorzugsweise literarische Texte behandelt, die das Thema der Fremdheit
als Erfahrung und Herausforderung ansprechen und die Studierenden dazu anregen,
dem Fremden offen zu begegnen.
Angela Weißhaar (Mainz,
Göttingen, Bremen) beschreibt die Rolle des emotionalen Lernens beim Erwerb von
Fremdsprachen am Beispiel der Sprachenpaare Deutsch-Französisch und
Deutsch-Italienisch auf der Basis der mündlichen Schilderung nachhaltig
prägender Ereignisse aus dem beruflichen Umfeld ihrer Probanden. Dabei stellte
sich heraus, dass Emotionen in den jeweils involvierten Sprachen nicht in
identischer Form wiedergegeben werden. Die ermittelten Unterschiede lassen sich
mit hoher Wahrscheinlichkeit auf zerebrale Prozesse zurückführen – eine
Erkenntnis, die mittelbar für den Fremdsprachenerwerb nutzbar gemacht werden
kann.
Schließlich geht Ana
Stipančević (Novi Sad, Serbien) auf die Möglichkeiten ein, mit Hilfe von
Liedtexten und Musik, serbischen Studierenden die deutsche Sprache und Kultur
näher zu bringen. Sie zeigt Möglichkeiten der funktionalen Verwendung von Popmusik
im Unterricht auf und berichtet über erste Ergebnisse der Arbeit, die zu einer
erheblichen Motivationssteigerung bei den Studierenden geführt hat.
Den dritten Teil der
vorliegenden Publikation eröffnet der Beitrag von Michael Szurawitzki (München / Regensburg) unter dem Titel
“Evaluierende Conclusions – Eine Untersuchung germanistischer
studentischer Hausarbeiten zur linguistischen Wissenschaftssprache”. Darin
stellt er Ergebnisse einer linguistischen Analyse von Textabschlüssen in
Hausarbeiten deutscher Studierender der Germanistik vor und weist auf teilweise
bestehende formale, textuelle und sprachliche Unzulänglichkeiten hin.
Bernd Voss (Dresden) präsentiert das
fremdsprachliche Ausbildungs- und Zertifikationssystem UNIcert®, das speziell
für den Hochschulbereich entwickelt worden ist. Der Beitrag geht der Frage
nach, was unter „Hochschulspezifik“ im Fremdsprachenunterricht verstanden
werden kann (und sollte), und berichtet unter anderem über ein kurz vor dem
Abschluss stehendes Forschungsprojekt zur Ergänzung des GER durch (kalibrierte)
hochschulspezifische Deskriptoren.
Katrin Ziegler (Macerata, Italien) beschreibt
das Potential der prophylaktischen Fehleranalyse im fachfremdsprachlichen
Deutschunterricht in Italien, wo Deutsch als dritte Fremdsprache studiert wird.
Unter den dort herrschenden, restriktiven Bedingungen der
Fremdsprachenvermittlung kommt der Fehlerlinguistik die Aufgabe zu,
fachsprachliche Übersetzungsprobleme funktional zu ermitteln, sie effizient
beheben zu helfen und künftige Lerner auf der Basis
der jeweils gewonnenen Erkenntnisse noch zielführender zu unterrichten.
Felicja Księżyk (Opole, Polen) setzt sich in
ihrem Beitrag mit der Rolle von Fachsprachen (insbesondere der Jurisprudenz) im
Auslandsgermanistikstudium an polnischen Universitäten auseinander. Anhand von
Beispielen expliziert sie die Merkmale des juristischen Fachwortschatzes im
Kontrast Deutsch-Polnisch und beschreibt die Schwierigkeiten der Lerner beim
Erwerb juristischer Fachlexik und der damit verbundenen Gebrauchsnormen.
Karl-Heinz Eggensperger (Potsdam) evaluiert in seinem
Beitrag internetgestützte Lehr- und Lernmaterialien im Deutsch-Französischen
Studiengang Rechtswissenschaften anhand eines mehrteiligen Fragebogens, der an
Erstsemester der Universität Potsdam verteilt wurde. Im Mittelpunkt steht dabei
die Bewertung der vor- und nachbereitenden Materialien (u.a. Wikis) zur
Textsorte Fachvorlesung in französischer Sprache.
Ines-A. Busch-Lauer (Zwickau) stellt in ihrem
Beitrag anhand des Studienganges Informatik vor, wie technische Fachsprachen
des Englischen an der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) vermittelt
werden. Die Autorin expliziert die Ausbildungsinhalte und die zu erbringenden
Prüfungsleistungen auf den Niveaustufen B2 und C1 des Gemeinsamen Europäischen
Referenzrahmens. Es wird deutlich, dass Fachsprachenlehrer trotz der jüngsten
Entwicklungen im Lehrbuchmarkt, ihre Kursstruktur den sich dynamisch ändernden
Berufsanforderungen der Studierenden in Bezug auf Fach- und Sprachwissen sowie
interkulturelle Kompetenz anpassen müssen.
Marion Werthebach (Bochum) diskutiert die
Anforderungen und Erwartungen von Studierenden und Unternehmen an den
Fachfremdsprachenunterricht Englisch in den Ingenieurwissenschaften. Im
Mittelpunkt steht das Curriculum des B.A.-Studiengangs Maschinenbau an der
Hochschule Bochum, dessen Lernziele, Methoden und Konzepte vorgestellt werden.
Monika Dorothea Kautenburger (Ulm) skizziert vor dem
Hintergrund der Diskussion über Français
sur objectifs spécifiques und Français
sur objectifs universitaires die Entwicklung eines Französischkurses für
Medizinstudenten der Universität Ulm. Der Beitrag behandelt Aspekte der
Unterrichtsplanung wie Lernzielfindung und Erstellung von Unterrichtsmaterial
und expliziert diese an Unterrichtsbeispielen.
Ronald Kresta (Nürnberg) stellt in seinem
Beitrag ein Konzept zur Vermittlung von Vortragstechniken im Englischen vor,
das er im Fachsprachenunterricht über mehrere Semester erprobt hat. Im
Mittelpunkt stehen das gesprochene Englisch und seine Vermittlung für Fachvorträge sowie die häufigsten
Interferenzen und Fehler deutscher Studierender im Englischen.
Cornelia Gerhardt und Sybille Neumann (beide Saarbrücken) berichten von einem Experiment,
das darin bestand, deutsche Studierende im Fach Jura – in diesem Falle
konkret Internationales Vertragsrecht - auf Französisch zu unterrichten.
Dieser im Französischen unter der Bezeichnung Emile (L’Enseignement d’une Matière Intégrée à
une Langue Etrangère) bekannte Ansatz, der hier zudem
adressatenfreundlich gestaltet wurde, erwies sich als effizient und wurde von
den Studierenden sehr gut angenommen. Die Ergebnisse suggerieren, dass
fremdsprachliche Vorlesungen an der Hochschule in Zukunft nicht nur bzw.
vordringlich auf Englisch, sondern vermehrt auch auf Französisch angeboten
werden sollten.
Isabelle Kross (Hildesheim) hat im Rahmen
ihrer Lehrtätigkeit an der Universität Hildesheim einen eigenen Ansatz
entwickelt, mit dessen Hilfe Linguistik und Spracherwerb miteinander verknüpft
und hochschulspezifische Konzepte in einem Anfängerkurs umgesetzt werden
können. Ziel ist es, das Potential der Studierenden (analytisches Denken –
linguistisches Wissen – soziale Kompetenzen – Teamfähigkeit) stärker
einzubeziehen bzw. es in den Mittelpunkt des Unterrichts zu rücken. Kross
stellt eine phonographische Methode vor, die eine bessere Umsetzung zwischen
mündlicher und schriftlicher Sprache ermöglichen soll. Die phonologischen
Besonderheiten der französischen Sprache werden durch die induktive Analyse der
Lernenden gemeinsam ermittelt und umgesetzt; dabei werden alle
Sprachkompetenzen nacheinander entwickelt.
Adelheid Schumann (Siegen) stellt ein
interkulturelles Trainingsmodell vor, bei dem die Arbeit mit critical
incidents in der akademischen Kommunikation als Ausgangpunkt für die
Entwicklung interkultureller Kompetenzen genutzt wird.
In dem Beitrag von Yesid Camillo Porras Pinilla (Siegen) wird schließlich ein
interkulturelles Trainingsmodell für den universitären Spanischunterricht
vorgestellt, das auf dem INCA-Referenzrahmen, einem dem Europäischen
Referenzrahmen für Sprachen entsprechenden Instrument zur Bewertung
interkultureller Kompetenzen, aufbaut. Gezeigt wird, wie mit Hilfe der
INCA-Kriterien ein universitärer Sprachkurs entwickelt werden kann, der den
Erwerb interkultureller Handlungsstrategien einschließt.
Abschließend sei dem Sprachenteam des
Campus Rotenbühl der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes für
die akribische Korrekturlesearbeit und die Erstellung des
Stichwortverzeichnisses gedankt. Genannt seien hier besonders Barbara
Beyersdörfer, Stephanie Haldy-Schmolze, Corinna Huth und Christine Mathews, darüber
hinaus Eva Langenbahn und Claudia Servé sowie Nathalie Rutsch und insbesondere Michael Malburg für den
technischen Support. Sollten sich in der vorliegenden Publikation dennoch Fehler befinden, so
bitten wir an dieser Stelle dafür um Verständnis.
Wir hoffen, mit der
vorliegenden Publikation eine theoretisch anregende Lektüre mit zahlreichen Implikationen
für die Praxis des hochschulischen Fremdsprachenunterrichts vorgelegt zu haben.
Im Dezember
2012
Die Herausgeber
Thomas Tinnefeld (Saarbrücken)
Ines Busch-Lauer (Zwickau)
Hans Giessen (Saarbrücken)
Michael Langner (Freiburg (CH) / Luxemburg)
Adelheid Schumann (Siegen)