Wissenschaftlicher Sammelband, herausgegeben von Thomas Tinnefeld unter Mitarbeit von Ines-A. Busch-Lauer, Hans Giessen, Michael Langner, Adelheid Schumann. Saarbrücken: htw saar 2012. ISBN 978-3-942949-00-2.



Vorwort der Herausgeber 

Der vorliegende Sammelband widmet sich dem Hochschulischen Fremdsprachenunterricht. Dieser Themenbereich ist bislang zwar in zahlreichen Publikationen - vielfach in atomistischer, kleingliedriger Form - untersucht worden, Monographien oder Sammelbände, die sich mit dem an Universitäten und Fachhochschulen erteilten Fremdsprachenunterricht beschäftigen, stellen jedoch ein Desiderat dar. Der vorliegende Band soll einen Beitrag dazu leisten, diese Lücke in der Forschung zu schließen. Damit ist die Hoffnung verknüpft, dass durch diesen Sammelband ein Anstoß gegeben wird für weitere Publikationen, die letztendlich dazu führen werden, vertiefte Reflexionen über den Fremdsprachenunterricht an der Hochschule zu leisten, der sich bisweilen grundlegend von demjenigen an den unterschiedlichen Schultypen unterscheidet. Ziel muss es sein, diesen hochschulischen Fremdsprachenunterricht  weiter zu verbessern und für die Adressaten - die Studierenden - noch funktionaler und effizienter zu gestalten, damit diese die an sie gestellten sprachlichen Anforderungen, die in den kommenden Jahren und Jahrzehnten im Zuge der weltweiten Internationalisierung weiter zunehmen werden – in verbesserter Art und Weise meistern können.

Das im Titel figurierende Adjektiv hochschulisch, das bislang nicht zum geläufigen Wortschatz des Deutschen gehört, ist  hier intentional gewählt worden. Diese Wortwahl soll darauf hindeuten, dass wir es bei dem Fremdsprachenunterricht, wie er an Universität und Hochschule erteilt wird, mit einer selbständigen Form der Sprachvermittlung zu tun haben, die es verdient, separat untersucht und in eigenständigen Publikationen ausgewiesen zu werden. Auch mit dieser - im besten Wortsinn separatistischen - Stoßrichtung soll in diesem Zusammenhang ein Zeichen gesetzt werden. Mit diesem Vorgehen ist die Hoffnung verbunden, dass diese Form des Fremdsprachenunterrichts in Zukunft in ihrer Eigenständigkeit mehr berücksichtigt werden wird, als es in der Forschung bisher der Fall gewesen ist.

Der vorliegende Band erscheint anlässlich der 1. Saarbrücker Fremdsprachentagung, die im November 2011 an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes stattfand. Er ist untergliedert in die Bereiche Anforderungen, Ausrichtung und Spezifik und deckt in dieser Orientierung wichtige Aspekte der gegenwärtigen Fremdsprachenvermittlung, wie sie an Universitäten und Hochschulen erfolgt, ab - und dies nicht nur in Bezug auf Deutschland, sondern weit darüber hinaus. Es ergibt sich hier eine internationale Sicht der Dinge, die zahlreiche europäische Länder einbezieht und bis nach Asien reicht. Es ergibt sich folglich ein facettenreiches Bild hochschulischer Fremdsprachenvermittlung, das zu einem Austausch jeweils wünschenswerter Ansätze und Unterrichtsformen zwischen den in Frage kommenden Ländern führen kann und somit potentiell fruchtbare Synergie-Effekte zu generieren vermag. Ließen sich die hier beschriebenen Aspekte entsprechend umsetzen, dann würde dem zukünftigen Fremdsprachenunterricht an Universitäten und Hochschulen ein guter Dienst erwiesen.

Die vorliegende Publikation ist auf Basis eines Peer-Review-Verfahrens entstanden: Jeder Beitrag wurde von je zwei Herausgebern (Hauptherausgeber und Sektionsleiter) begutachtet und redigiert. Die Auswahl und Publikation der Beiträge ist folglich konform mit internationalen Gepflogenheiten und repräsentiert einen hohen Qualitätsanspruch der Beiträge.

Im Folgenden soll auf die einzelnen Beiträge in aller Kürze eingegangen werden, um dem Leser einen raschen und funktionalen Überblick über die vorliegende Publikation zu ermöglichen.

Der erste Teil des Bandes widmet sich dem Bereich Anforderungen, der sich sowohl auf die institutionellen Voraussetzungen bezieht, die zu einer funktionalen Anbietung und Umsetzung der Fremdsprachenvermittlung an der Hochschule gegeben sein sollten, wie auch auf die Anforderungen an den Fremdsprachenunterricht selbst, die zu dessen Qualitätserhaltung und Verbesserung umgesetzt werden sollten.

Dieser erste Teil wird von Maria A. Marchwacka (Paderborn) eröffnet. Sie geht auf die Notwendigkeit ein, die Entwicklung interkultureller Handlungskompetenzen bereits in der Lehrerausbildung[1] anzuleiten und zukünftigen Fremdsprachenlehrenden Methoden zum Erwerb entsprechender Handlungsstrategien zu vermitteln, und präsentiert ein Modell, das auf Theaterspiel und Medienarbeit aufbaut.

Jacqueline May (Stuttgart) geht von der wohl allgemein akzeptierten Erfahrung aus, dass das Wissen und die Erfahrungen plurilingualer Studierender von entscheidender Bedeutung für den Erwerb weiterer Sprachen sind. Je vielfältiger die sprachlichen und kulturellen Voraussetzungen, desto wichtiger ist es, das individuelle plurilinguale Repertoire und Potenzial im Hinblick auf eine systematische sprachliche Aktivierung und Vernetzung zu identifizieren, unterschiedliche Lernzugänge zu ermöglichen und die Studierenden an der Gestaltung und Evaluierung der Sprachlernprozesse aktiv zu beteiligen. May präsentiert Zahlen und Fakten zur plurilingualen Situation im Fremdsprachenunterricht an Hochschulen, insbesondere von ihrer Heimathochschule, der HdM in Stuttgart, wo sie am Fremdsprachenprojekt PLUS beteiligt war.

Corinna Koch (Bochum) geht der Frage nach, welche Rolle fremdsprachliche Metaphernkompetenz für die Entwicklung von interkulturellen Handlungsstrategien spielt und wie eine solche Kompetenz im Rahmen hochschulischen Fremdsprachenlernens erworben werden kann.

Ina Karg (Göttingen) beschäftigt sich mit den Voraussetzungen und Erwartungen der Studierenden in einem Fremdsprachenstudium. Der Beitrag möchte dafür werben, den eigenen Lernprozess wahrzunehmen, um später als Lehrperson die Lerner bei ihren Lernwegen begleiten zu können. Dies bedeutet heute in der Tat einen Perspektivwechsel. Betont wird der wissenschaftliche Anspruch eines Studiums als unverzichtbare Voraussetzung für die spätere Lehrtätigkeit. Im Blick sind Studierende des Lehramts an Gymnasien bzw. der Sekundarstufe II.

Sara Vicente (Darmstadt / Lissabon) untersucht den fremdsprachlichen Bedarf und die fremdsprachlichen Bedürfnisse nicht-muttersprachlicher Fremdsprachenlehrer und gibt Hinweise für deren sprachpraktische Ausbildung. Dabei zeigt sie wichtige Desiderata auf. Ihre Ausführungen beziehen sich zwar in erster Linie auf Portugal, sind jedoch prinzipiell auf die Situation in anderen Ländern übertragbar.

Christoph Bürgel und Dirk Siepmann (Osnabrück) untersuchen die Wortschatz- und Hörverstehenskompetenz von Französischlehrern am Gymnasium und ebenso diejenige von Französischstudierenden mit dem Ziel des Lehramtes. Im Mittelpunkt ihrer Untersuchung steht die Beherrschung des Wortschatzes zum einen und die Hörverstehenskompetenz zum anderen. Für beide untersuchten Probandengruppen diagnostizieren sie im Hinblick auf die untersuchten Bereiche ein erhebliches Verbesserungspotential.

Batoul Al-Muhaissen (Irbid, Jordanien) und Mona Al-Ajrami (Amman, Jordanien), die die französische Sprache in Jordanien auf Hochschulebene unterrichten, haben einerseits berichtet, dass die Zahl der Französisch-Lerner an der Abteilung für moderne Sprachen der Universität im Verlauf der vergangenen Jahre kontinuierlich zugenommen hat. Auf der anderen Seite mussten sie beobachten, dass nur wenige von ihnen das Französische auch nach einem intensiven vierjährigen Unterricht gut beherrschen. Jordanische Lerner sind, so die Autorinnen, der Meinung, dass das Französische eine besonders schwer erlernbare Sprache sei. In der Folge thematisieren sie die Frage, was die spezifischen Schwierigkeiten der jordanischen Lerner sein mögen. Haben sie vorrangig linguistische, pädagogische oder kulturelle Probleme? Natürlich beziehen sich die Antworten, die die Autorinnen geben, zunächst nur auf die spezifischen Schwierigkeiten der jordanischen Lerner, aber sie weisen doch darüber hinaus und tragen so auch zur Diskussion der Frage bei, ob das Französische wirklich eine ,schwierige Sprache’ sei und warum ihre Bedeutung weltweit abnimmt.

Véronique Gola (Berlin) und Christophe Hohwald (Lüneburg) betonen zunächst, dass klassisches ,Lernen’ (Pauken?) und das Überprüfen der Lernleistungen mittels Tests im Kontext des Bologna-Prozesses (wieder) einen neuen Stellenwert erhalten haben. Aus diesem Grund sind standardisierte Tests und Überprüfungen auf dem Sprachlehr- und -lernmarkt inzwischen sehr gefragt. Damit erhalten auch die Fragen der Lehrenden ein neues Gewicht, wie die Evaluation selbst zu gestalten sei und welche Vorstellungen über Lernen und Lehren hinter ihnen stehen. Denn die absolute Vorherrschaft standardisierter Tests, die heute beobachtbar ist, hat ja durchaus auch problematische Nebeneffekte – nicht zuletzt sogar im Hinblick auf den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen, der ja eigentlich als Instrument der (Selbst-) Reflexion konzipiert wurde. Wird dies durch die standardisierten Tests unterminiert? Der Beitrag will diese Fragestellung überprüfen. Er verweist dabei auf eine Studie, die im Kontext der Akkreditierungsvorbereitungen für Korrektoren der französischen DELF- und DALF-Tests durchgeführt wurde.

Schließlich befasst sich Ulrike Arras (Bochum) mit der standardisierten Prüfung TestDaF, auf deren Basis ausländische Bewerber den Nachweis ausreichender Deutschkenntnisse für ein Hochschulstudium in Deutschland  erbringen können. Sie berichtet von einer vom TestDaF-Institut durchgeführten Studie zur Überprüfung der Validität des Tests und stellt die zentralen Ergebnisse dieser Studie vor.

Den zweiten Teil der vorliegenden Publikation – Ausrichtung – eröffnet der Beitrag von Veronica Smith (Klagenfurt, Österreich). Sie widmet sich den gegenwärtigen Herausforderungen des Spracherwerbs erwachsener Lerner und stellt heraus, dass die für diese Zielgruppe im Unterricht vorrangig verwendeten, traditionellen Methoden den Bedürfnissen dieser Lerner nicht hinreichend entsprechen. Mit dem Scenario-Based Language Learning stellt sie ein alternatives Konzept vor, auf dessen Basis die Studierenden komplexe kognitive Aufgaben in ganzheitlicher Ausrichtung meistern können und somit ein Lernumfeld erleben, das ihnen funktional entgegenkommt.

Günter Schmale (Metz, Frankreich) beschäftigt sich mit der Präformierung von Sprache im Sprachenpaar Französisch-Deutsch. Er fordert eine neue Reflexion der Fremdsprachendidaktik hinsichtlich der Vermittlung vorgeformter Ausdrücke im Rahmen des Fremdsprachenerwerbs. In seinem Beitrag analysiert er die sogenannten formalen Idiome oder Konstruktionen, die für die Erlernung einer Fremdsprache von großer Bedeutung sind. Die Funktionen dieses Typs präformierter Ausdrücke werden im Beitrag anhand der deutschen Modalverben müssen und sollen untersucht.

Kerstin Steinberg-Rahal (Ilmenau) nimmt in ihrem Beitrag zur Rolle von Übersetzungsfertigkeiten im Fachsprachenunterricht Englisch und zu Grammatikkenntnissen Stellung. Insbesondere beim Übertragen von Texten aus der Fremdsprache in die Muttersprache werden Defizite sichtbar. Anhand von Beispielen aus dem Unterrichtsgeschehen expliziert sie typische Unzulänglichkeiten und diskutiert, wie diese behoben werden können.

Michael Langner (Freiburg/CH und Luxemburg) setzt sich in seinem Beitrag Digitale Medien, E-Learning – und was „sagt“ unser Gehirn dazu? kritisch mit der Euphorie und der Omnipräsenz digitaler Medien auseinander. Die derzeitigen Ergebnisse der Hirnforschung und der Kognitionspsychologie sollten uns nachdenklich machen gegenüber der derzeitigen Tendenz “alles, was neu ist, ist gut!”

Hans W. Giessen (Saarbrücken) ergänzt mit Mediengestütztes Lernen – bei welchen Medien, bei welchen Inhalten, mit welchen Lernern? Plädoyer für pädagogische Intuition den Beitrag von Langner. Giessen betont, dass mediengestütztes Lernen nicht zwangsläufig sinnvoll und effektiv sein muss, nur weil es eben medial erfolgt. Vielmehr gebe es verschiedene Variablen, die den Erfolg beeinflussen: das Medium selbst, der Inhalt, der Lernertyp. Grundsätzlich müssten alle Variablen in ihrem Zusammenwirken berücksichtigt werden, um zu entscheiden, wann mediengestütztes Lernen sinnvoll und wann es gegebenenfalls kontraproduktiv ist.

Eva Schaeffer-Lacroix (Paris, Frankreich) zeigt in ihrem Beitrag die Möglichkeiten auf, die innerhalb der in Restrukturierung befindlichen Lehrerausbildung zum Einsatz von Online-Tools bestehen. Dies geschieht in einem Blended-Learning-Kurs, in dem eine Reihe von Ressourcen zum Einsatz kommt und viel Raum für selbstbestimmtes Lernen geboten wird. Dabei fällt auf, dass diese interessanten Angebote teilweise recht zögerlich wahrgenommen werden.

María José Ruiz Frutos (Bayreuth, Deutschland) behandelt ebenfalls den Spanischunterricht, Recursos en Internet para ELE ist eine hochinteressante kommentierte Zusammenstellung von Online-Angeboten zum Spanischlernen. Es werden nahezu alle Fertigkeiten abgedeckt. Besonderes Augenmerk widmet die Autorin dem Sprechen. In dieser reichhaltigen Zusammenstellung lassen sich viele Lernmöglichkeiten finden, die komplementär zu Sprachkursen, aber auch eigenständig eingesetzt werden können.

Thomas Strasser, Gabriele Kulhanek-Wehlend und Harald Knecht (Wien, Österreich) behandeln ebenfalls Aspekte der Ausbildung von Lehrpersonen im Bereich des Blended-Learning. Der Fokus ihres Beitrags liegt aber auf dem Einsatz von elektronischen Portfolios (E-Portfolios auf der Basis von Mahara). Im Mittelpunkt stehen “soziale Tools”, z.B. eine Art Lerntagebuch als Blog oder die Kommunikation zwischen Lernenden in peer groups, in denen auch Feedback als Partnerevaluation eingesetzt wird.

Adriano Murelli (Mannheim) beschreibt einen deutsch-italienischen E-Tandem-Kurs, der von der Universität Freiburg (Deutschland) und der Universität Pavia (Italien) angeboten wird. Es stellt sich die Frage, ob und in welcher Hinsicht ein solcher Kurs eine Alternative zu einem Konversationskurs darstellen kann. Murelli untersucht insbesondere die Interaktion zwischen den Gesprächspartnern aus konversationsanalytischer Perspektive: Im Mittelpunkt stehen die Gesprächsrollen, die die Kursteilnehmer annehmen, und die Gewichtung der Redebeiträge. Die Ergebnisse zeigen, dass – anders als in Konversationskursen – die Art der Interaktion im E-Tandem-Kurs sich derjenigen nähert, die für den Spracherwerb vor Ort charakteristisch ist.

Claudia Wunderlich (Kufstein, Österreich) weist auf die Bedeutung der interkulturellen Pragmatik für einen universitären Fremdsprachenunterricht hin, in dem Varietäten des Englischen als lingua franca ernst genommen werden und Missverständnisse nicht so sehr im sprachlichen als vielmehr im pragmatischen Bereich auftreten.

Heinz-Helmut Lüger (Koblenz-Landau) befasst sich mit Fragen der Kommunizierung von Höflichkeit und zeigt anhand konkreter Beispiele auf, in welcher Weise der Ausdruck von Bestätigung und Distanzwahrung in der Kommunikation, in der die reine Vermittlung von Informationen eher die Ausnahme als die Regel darstellt, erfolgen kann. Er macht deutlich, dass die Art der Kommunizierung von Höflichkeit von vielfältigen Faktoren abhängt, die beispielsweise sozial, rollen- oder zeitspezifisch sein können.

Nadine Rentel (Zwickau) stellt in ihrem Beitrag ein didaktisches Modell zum Einsatz deutscher und französischer Werbeanzeigen aus dem Bereich der Automobilwerbung zur Erweiterung der interkulturellen Kompetenz der Studierenden im Wirtschaftssprachunterricht Französisch vor. Die detaillierte Analyse und Darstellung zweier Anzeigen erweist sich als praktikabel für den unmittelbaren Einsatz des Materials in einem Kurs.

Der Beitrag von Yun-Young Choi (Seoul, Korea) befasst sich mit dem interkulturellen Potenzial von Migrantenliteratur. Im Rahmen des DaF-Unterrichts an der Universität Seoul werden vorzugsweise literarische Texte behandelt, die das Thema der Fremdheit als Erfahrung und Herausforderung ansprechen und die Studierenden dazu anregen, dem Fremden offen zu begegnen.

Angela Weißhaar (Mainz, Göttingen, Bremen) beschreibt die Rolle des emotionalen Lernens beim Erwerb von Fremdsprachen am Beispiel der Sprachenpaare Deutsch-Französisch und Deutsch-Italienisch auf der Basis der mündlichen Schilderung nachhaltig prägender Ereignisse aus dem beruflichen Umfeld ihrer Probanden. Dabei stellte sich heraus, dass Emotionen in den jeweils involvierten Sprachen nicht in identischer Form wiedergegeben werden. Die ermittelten Unterschiede lassen sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf zerebrale Prozesse zurückführen – eine Erkenntnis, die mittelbar für den Fremdsprachenerwerb nutzbar gemacht werden kann.

Schließlich geht Ana Stipančević (Novi Sad, Serbien) auf die Möglichkeiten ein, mit Hilfe von Liedtexten und Musik, serbischen Studierenden die deutsche Sprache und Kultur näher zu bringen. Sie zeigt Möglichkeiten der funktionalen Verwendung von Popmusik im Unterricht auf und berichtet über erste Ergebnisse der Arbeit, die zu einer erheblichen Motivationssteigerung bei den Studierenden geführt hat.

Den dritten Teil der vorliegenden Publikation eröffnet der Beitrag von Michael Szurawitzki (München / Regensburg) unter dem Titel “Evaluierende Conclusions   Eine Untersuchung germanistischer studentischer Hausarbeiten zur linguistischen Wissenschaftssprache”. Darin stellt er Ergebnisse einer linguistischen Analyse von Textabschlüssen in Hausarbeiten deutscher Studierender der Germanistik vor und weist auf teilweise bestehende formale, textuelle und sprachliche Unzulänglichkeiten hin.

Bernd Voss (Dresden) präsentiert das fremdsprachliche Ausbildungs- und Zertifikationssystem UNIcert®, das speziell für den Hochschulbereich entwickelt worden ist. Der Beitrag geht der Frage nach, was unter „Hochschulspezifik“ im Fremdsprachenunterricht verstanden werden kann (und sollte), und berichtet unter anderem über ein kurz vor dem Abschluss stehendes Forschungsprojekt zur Ergänzung des GER durch (kalibrierte) hochschulspezifische Deskriptoren.

Katrin Ziegler (Macerata, Italien) beschreibt das Potential der prophylaktischen Fehleranalyse im fachfremdsprachlichen Deutschunterricht in Italien, wo Deutsch als dritte Fremdsprache studiert wird. Unter den dort herrschenden, restriktiven Bedingungen der Fremdsprachenvermittlung kommt der Fehlerlinguistik die Aufgabe zu, fachsprachliche Übersetzungsprobleme funktional zu ermitteln, sie effizient beheben zu helfen und künftige Lerner auf der Basis der jeweils gewonnenen Erkenntnisse noch zielführender zu unterrichten.

Felicja Księżyk (Opole, Polen) setzt sich in ihrem Beitrag mit der Rolle von Fachsprachen (insbesondere der Jurisprudenz) im Auslandsgermanistikstudium an polnischen Universitäten auseinander. Anhand von Beispielen expliziert sie die Merkmale des juristischen Fachwortschatzes im Kontrast Deutsch-Polnisch und beschreibt die Schwierigkeiten der Lerner beim Erwerb juristischer Fachlexik und der damit verbundenen Gebrauchsnormen.

Karl-Heinz Eggensperger (Potsdam) evaluiert in seinem Beitrag internetgestützte Lehr- und Lernmaterialien im Deutsch-Französischen Studiengang Rechtswissenschaften anhand eines mehrteiligen Fragebogens, der an Erstsemester der Universität Potsdam verteilt wurde. Im Mittelpunkt steht dabei die Bewertung der vor- und nachbereitenden Materialien (u.a. Wikis) zur Textsorte Fachvorlesung in französischer Sprache.

Ines-A. Busch-Lauer (Zwickau) stellt in ihrem Beitrag anhand des Studienganges Informatik vor, wie technische Fachsprachen des Englischen an der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) vermittelt werden. Die Autorin expliziert die Ausbildungsinhalte und die zu erbringenden Prüfungsleistungen auf den Niveaustufen B2 und C1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens. Es wird deutlich, dass Fachsprachenlehrer trotz der jüngsten Entwicklungen im Lehrbuchmarkt, ihre Kursstruktur den sich dynamisch ändernden Berufsanforderungen der Studierenden in Bezug auf Fach- und Sprachwissen sowie interkulturelle Kompetenz anpassen müssen. 

Marion Werthebach (Bochum) diskutiert die Anforderungen und Erwartungen von Studierenden und Unternehmen an den Fachfremdsprachenunterricht Englisch in den Ingenieurwissenschaften. Im Mittelpunkt steht das Curriculum des B.A.-Studiengangs Maschinenbau an der Hochschule Bochum, dessen Lernziele, Methoden und Konzepte vorgestellt werden.

Monika Dorothea Kautenburger (Ulm) skizziert vor dem Hintergrund der Diskussion über Français sur objectifs spécifiques und Français sur objectifs universitaires die Entwicklung eines Französischkurses für Medizinstudenten der Universität Ulm. Der Beitrag behandelt Aspekte der Unterrichtsplanung wie Lernzielfindung und Erstellung von Unterrichtsmaterial und expliziert diese an Unterrichtsbeispielen.

Ronald Kresta (Nürnberg) stellt in seinem Beitrag ein Konzept zur Vermittlung von Vortragstechniken im Englischen vor, das er im Fachsprachenunterricht über mehrere Semester erprobt hat. Im Mittelpunkt stehen das gesprochene Englisch und seine Vermittlung für Fachvorträge sowie die häufigsten Interferenzen und Fehler deutscher Studierender im Englischen.

Cornelia Gerhardt und Sybille Neumann (beide Saarbrücken) berichten von einem Experiment, das darin bestand, deutsche Studierende im Fach Jura – in diesem Falle konkret Internationales Vertragsrecht - auf Französisch zu unterrichten. Dieser im Französischen unter der Bezeichnung Emile (L’Enseignement d’une Matière Intégrée à une Langue Etrangère) bekannte Ansatz, der hier zudem adressatenfreundlich gestaltet wurde, erwies sich als effizient und wurde von den Studierenden sehr gut angenommen. Die Ergebnisse suggerieren, dass fremdsprachliche Vorlesungen an der Hochschule in Zukunft nicht nur bzw. vordringlich auf Englisch, sondern vermehrt auch auf Französisch angeboten werden sollten.

Isabelle Kross (Hildesheim) hat im Rahmen ihrer Lehrtätigkeit an der Universität Hildesheim einen eigenen Ansatz entwickelt, mit dessen Hilfe Linguistik und Spracherwerb miteinander verknüpft und hochschulspezifische Konzepte in einem Anfängerkurs umgesetzt werden können. Ziel ist es, das Potential der Studierenden (analytisches Denken – linguistisches Wissen – soziale Kompetenzen – Teamfähigkeit) stärker einzubeziehen bzw. es in den Mittelpunkt des Unterrichts zu rücken. Kross stellt eine phonographische Methode vor, die eine bessere Umsetzung zwischen mündlicher und schriftlicher Sprache ermöglichen soll. Die phonologischen Besonderheiten der französischen Sprache werden durch die induktive Analyse der Lernenden gemeinsam ermittelt und umgesetzt; dabei werden alle Sprachkompetenzen nacheinander entwickelt.

Adelheid Schumann (Siegen) stellt ein interkulturelles Trainingsmodell vor, bei dem die Arbeit mit critical incidents in der akademischen Kommunikation als Ausgangpunkt für die Entwicklung interkultureller Kompetenzen genutzt wird.

In dem Beitrag von Yesid Camillo Porras Pinilla (Siegen) wird schließlich ein interkulturelles Trainingsmodell für den universitären Spanischunterricht vorgestellt, das auf dem INCA-Referenzrahmen, einem dem Europäischen Referenzrahmen für Sprachen entsprechenden Instrument zur Bewertung interkultureller Kompetenzen, aufbaut. Gezeigt wird, wie mit Hilfe der INCA-Kriterien ein universitärer Sprachkurs entwickelt werden kann, der den Erwerb interkultureller Handlungsstrategien einschließt.


Abschließend sei dem Sprachenteam des Campus Rotenbühl der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes für die akribische Korrekturlesearbeit und die Erstellung des Stichwortverzeichnisses gedankt. Genannt seien hier besonders Barbara Beyersdörfer, Stephanie Haldy-Schmolze, Corinna Huth und Christine Mathews, darüber hinaus Eva Langenbahn und Claudia Servé sowie Nathalie Rutsch und insbesondere Michael Malburg für den technischen Support. Sollten sich in der vorliegenden Publikation dennoch Fehler befinden, so bitten wir an dieser Stelle dafür um Verständnis.

Wir hoffen, mit der vorliegenden Publikation eine theoretisch anregende Lektüre mit zahlreichen Implikationen für die Praxis des hochschulischen Fremdsprachenunterrichts vorgelegt zu haben.

Im Dezember 2012
                                      
Die Herausgeber
                                                                                 
Thomas Tinnefeld (Saarbrücken)

Ines Busch-Lauer (Zwickau)
Hans Giessen (Saarbrücken)
Michael Langner (Freiburg (CH) / Luxemburg)
Adelheid Schumann (Siegen)





[1] Wir weisen darauf hin, dass hier mehrheitlich eine generische Verwendung der Genera vorgenommen wird. Das Maskulinum bezieht sich also nicht nur auf männliche Vertreter der jeweils angesprochenen Gruppen, sondern auch auf die jeweiligen Vertreterinnen. Dieses Vorgehen soll der Lesbarkeit und Verständlichkeit der hier publizierten Texte dienen.