Wissenschaftlicher Sammelband, herausgegeben von Thomas Tinnefeld unter Mitarbeit von Ines-A. Busch-Lauer, Hans Giessen, Michael Langner, Adelheid Schumann. Saarbrücken: htw saar 2012. ISBN 978-3-942949-00-2.

Fehler sammeln, Fehler klassifizieren, 
Fehler korrigieren  zur Funktion der 
prophylaktischen Fehleranalyse
im fachfremdsprachlichen Deutschunterricht in Italien


Katrin Ziegler (Macerata, Italien)


Abstract (English)
Specific and often restrictive conditions of specialised translations into German as a foreign language at Italian Universities (short courses, German representing the third foreign language) require an emphasis on common translation problems in course contents. In this context, error analysis plays an important role so as to improve practice in foreign language teaching (with an emphasis on the translation of specialised texts from Italian to German in the field of tourism). The following article illustrates how, by means of an empirical collection of common errors and a corresponding error classification, specialised translation problems can be identified and research results can be utilised for learners.
Key words: specialised translations, German as a foreign language, translation problems, error analysis, error classification


Abstract (Deutsch)

Die besonderen und oft restriktiven Bedingungen des Fachübersetzens in die Fremdsprache Deutsch an italienischen Universitäten (kurze Studienzeit, Deutsch als dritte Fremdsprache) erfordern es bei den zu vermittelnden Kursinhalten, die Schwerpunkte so zu setzen, dass besonders häufig auftretende Übersetzungsschwierigkeiten berücksichtigt und gezielt behandelt werden. Dabei kommt der Fehlerlinguistik in der Verbesserung der Praxis des fachfremdsprachlichen Unterrichts (ausgerichtet auf die Übersetzung touristischer Fachtexte vom Italienischen ins Deutsche) eine wichtige Rolle zu. Im Beitrag wird aufgezeigt, wie empirische Fehlersammlungen und die entsprechenden Fehlerklassifikationen es ermöglichen können, einerseits fachsprachliche Übersetzungsprobleme zu ermitteln und andererseits die Untersuchungsergebnisse für (neue) Lernergruppen nutzbar zu machen.
Stichwörter: Fachübersetzen, DaF, Übersetzungsprobleme, Fehlerlinguistik, Fehlerklassifikation



1   Einleitung

Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit dem Fehler als bekanntem und stets aktuellem Problem im Unterrichtsfach Deutsch als Fremdsprache (DaF)[1]. Es wird aufgezeigt, welche Rolle der Fehleranalyse im auf den Tourismus ausgerichteten fachsprachlichen Unterricht zukommt und wie empirische Fehlersammlungen dazu beitragen können, Schwierigkeitsfelder zu definieren und einzugrenzen. Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen, auf welche Weise die innerhalb einer festgelegten Lernergruppe durchgeführten Fehleranalysen und deren Resultate prophylaktisch eingesetzt werden können, um der Entstehung bestimmter Probleme in neuen, vergleichbaren Gruppen vorzubeugen.

2 Rahmenbedingungen des fachsprachlichen Deutschunterrichts an der Università degli studi di Macerata (Italien)

Im Rahmen des Bachelor- und Masterstudiengangs mediazione linguistica (Sprachmittlung) an der Università degli studi di Macerata (Italien) mit derzeit ca. 700 immatrikulierten Studenten wird im zweiten Studienjahr „Deutsche Sprache und Sprachwissenschaft“ der Unterrichtsschwerpunkt auf die Fachsprache des Tourismus und die Übersetzung touristischer Textsorten vom Italienischen ins Deutsche gesetzt. Das Aufbauseminar setzt sich aus zwei Modulen zu je 30 Stunden zusammen und behandelt in der ersten Unterrichtsphase die formalen, stilistischen und lexikalischen Besonderheiten der wichtigsten touristischen Textsorten wie ProspekteFlyerKataloge und Reiseführer, während das Folgemodul in das funktionale Übersetzen ausgewählter touristischer Texte vom Italienischen ins Deutsche einführt.

Formuliertes (und hehres) Ziel ist es also, die Studierenden mit ausgewählten Bereichen der Fachsprache des Tourismus vertraut zu machen und sie darüber hinaus in die Arbeitsmethoden des praktischen (Fach)Übersetzens einzuweisen. Es sei an dieser Stelle aber hervorgehoben, dass aufgrund der Studienmodalitäten (Deutsch als dritte Fremdsprache, kurze Studienzeit) die Einführung und Vertiefung der translatorischen Kompetenzen parallel verlaufen mit der Vervollkommnung der Sprachkompetenzen, auch wenn unbestreitbar ist, dass erst das Vorhandensein solider Sprachkenntnisse zum „Übersetzen lernen“ befähigt (Nord 2009: 171). Gerade aus diesem Grunde gelten als oberster Maßstab bei der Leistungsbewertung letztendlich grammatische Korrektheit und pragmatische Angemessenheit.

3 Die Rolle der Fehleranalyse für den (Fach)Fremdsprachenunterricht

Die Konfrontation zwischen vorgegebenen Studienzielen und realen Lernsituationen sowie Lernerbedürfnissen macht es erforderlich, die zu vermittelnden Unterrichtsinhalte sorgsam auszuwählen[2] und dabei die Schwierigkeiten, auf die die Lerner stoßen, in den Vordergrund zu stellen. Ein probates Mittel, um Fremdsprachenerwerbsprobleme zu identifizieren, sind die sogenannten systematischen und überindividuellen Fehler (Putzer 1994: 18), rekurrente Abweichungen von der Norm also, welche regelmäßig bei einem Großteil der Lerner auftreten, und die somit gezielten Aufschluss über existierende Lernschwierigkeiten geben können. In diesem Zusammenhang sei auch darauf hingewiesen, dass die hier vorgestellte Analyse bestimmter ‚typischer‘ Fehler, die von den Studenten gemacht werden, nicht im Sinne einer strikten Fehlerdefinition zu verstehen ist, sondern primär als Fehlerdeutung, deren vordergründiges Ziel es ist, das effektive Sprachkönnen der Lerner einzuschätzen. Darauf macht auch Putzer (1994) aufmerksam, wenn er in seinen Ausführungen zu den Möglichkeiten und Grenzen der Fehleranalyse betont, dass es vor allem wichtig sei zu beobachten, wie Lerner handeln, „wenn es um die korrekte, kommunikative Verwendung der ihnen möglichen Ausdrucksformen in der Fremdsprache“ geht (Putzer 1994: 32). Diese Art sprachlicher Verhaltensbeobachtung registriert somit konsequenterweise nicht nur den linguistisch festgelegten Fehlertyp, sondern kann auch solche Situationen erfassen, in denen Lerner spezifische Formen in bestimmten ausgewählten Kontexten korrekt gebrauchen.

4   Allgemeinsprache versus Fachsprache

Angesichts der großen Komplexität der Fachsprache des Tourismus sollte einer fachsprachlichen Fehleranalyse eine textsortenbezogene Untersuchung vorausgehen, die zum Ziel hat, sowohl lexikalisch-semantische Charakteristika zu identifizieren als auch formale Strukturmittel hervorzuheben, die gegenüber der Allgemeinsprache eine häufigere Frequenz aufweisen (Roelke 2010: 78).

Erst danach kann mit Hilfe der Fehleranalyse ermittelt werden, welche Abweichungen üblicherweise bei charakteristischen – lexikalischen und morphosyntaktischen – Elementen dieser Texte vorkommen (Lavric 1994: 83ff). Auf die konkrete Unterrichtssituation bezogen, heißt dies, wie bereits erwähnt, dass diejenigen touristischen Textsorten, die für die jeweilige Lernergruppe relevant sind, zunächst auf formale, stilistische und lexikalische Eigenschaften überprüft werden, wobei eine solche Analyse sich nicht nur auf Texte in der Zielsprache Deutsch beschränkt, sondern sich aus Vergleichsgründen auch auf Paralleltexte der Ausgangssprache Italienisch erstreckt.

Es werden nun im Folgenden einige derjenigen spezifischen formalen Strukturmittel der wichtigsten italienischen und deutschen touristischen Texte besprochen, welche für die anschließende Fehleranalyse, die in erster Linie morphosyntaktische Besonderheiten untersucht, von besonderer Bedeutung sind.

5 Formale Charakteristika italienischer und deutscher touristischer Texte

Die wichtigsten touristischen Textsorten wie FlyerProspekte oder Hotelbroschüren sind, sowohl im Deutschen als auch im Italienischen, von einer Vielzahl formaler Eigenschaften gekennzeichnet, von denen beispielsweise Nigro (2006: 57ff) die folgenden als relevant erwähnt:

  • ein häufiger Gebrauch der Adjektive und Superlative als Ausdruck einer Form von ‚extreme language‘ (Nigro 2006: 59), in der die vorgeblich hohe Qualität von Produkten und Leistungen besonders angepriesen wird;
  • die Dominanz der Tempusform Präsens, zur Suggerierung von Objektivität und Allgemeingültigkeit;
  • eine Vielzahl an Imperativformen, welche Einladungsfunktion haben (Kommen Sie in unser Hotel und fühlen Sie sich wohl!);
  • ein besonderer Gebrauch der Modalformen  und zwar nicht zu verstehen im Sinne einer Erlaubnis, einer Pflicht oder einer Möglichkeit, sondern als Empfehlung, die Interesse wecken soll wie in der Verwendung In unserem Hotel dürfen Sie sich wohl fühlen;
  • ein besonderer Gebrauch der (Personal-)Pronomina, welcher sich auf die Anredeformen bezieht: So wird im Italienischen beispielsweise der Leser eines Hotelprospektes in der Regel geduzt, während in deutschen Paralleltexten die Höflichkeitsform Sie üblich ist.

Ein weiteres Charakteristikum italienischer und deutscher touristischer Texte, welches an dieser Stelle ausführlicher behandelt wird, ist der Gebrauch von Konstruktionen, in denen die Reflexivpronomina ‚sich‘ im Deutschen und ‚si‘ im Italienischen nur noch medial verwendet werden. Damit ist gemeint, dass es weder einen echten reflexiven Rückbezug gibt, noch, dass das Reflexiv als Bestandteil des Verbs aufgefasst werden kann[3].

Strukturen dieser Art, in denen das Reflexivpronomen nur noch als Detransivierungsmarker fungiert, besitzen eine unpersönliche, passivische Semantik, dienen also zur Markierung einer unbestimmten Ausdrucksweise. Dies sind im Deutschen einmal die sogenannten Medialkonstruktionen (Fagan 1992: 81ff)  wie z. B. Der Wein trinkt sich gut in angenehmer Atmosphäre , welche in touristischen Texten jedoch selten anzutreffen sind, und Sätze mit sogenanntem Reflexivpassiv vom Typ Bei uns wird sich mit Händen und Füßen gegen jede Art von Langeweile gewehrt. Obwohl in der Fachliteratur lange Zeit als Fehler eingestuft, da sich von reflexiven Verben streng genommen kein Passiv bilden lässt, hat der Gebrauch des Reflexivpassivs  einer Sonderform des unpersönlichen Passivs  sehr zugenommen und erfreut sich auch in touristischen Texten steigender Beliebtheit (Dudengrammatik 2006: 553f; Hundt 2001: 124ff; Plank 1993: 137ff).

Auch im Italienischen sind Konstruktionen mit medial verwendetem si überaus häufig anzutreffen und im Gebrauch natürlich nicht nur auf touristische Texte begrenzt. 
Es handelt sich um Strukturen mit dem sogenannten si impersonale  einer unpersönlichen Form, die sich auf die 3. Person Singular bezieht  und einer Variante, dem sogenannten si passivante, welche verwendet wird, wenn der Satz ein transitives Objekt enthält, wie aus dem folgenden Beispiel ersichtlich wird[4]:

(1)  Non solo si degustano ottimi piatti (si passivante) nel nostro ristorante, ma si osserva (si impersonale) anche la loro preparazione in cucina. (Attorre 2010: o. S.).  

Im Deutschen werden diese Konstruktionen vorzugsweise durch Passivstrukturen ohne Agensbestimmung oder durch Sätze mit dem Indefinitpronomen man wiedergegeben (Bosco Coletsos 2004: 43f):

(2)  In unserem Restaurant werden nicht nur ausgezeichnete Gerichte verkostet, sondern man begutachtet auch deren Zubereitung in der Küche(Übersetzung der Autorin)

Möglich und stilistisch im Bereich der touristischen Texte vorzuziehen ist aber auch die Verwendung von Personalpronomina (Höflichkeitsform) oder unbestimmten Nomen (z.B. die Gästeder Besucher):

(3)  In unserem Restaurant verkosten die Gäste / Sie nicht nur ausgezeichnete Gerichte, sondern begutachten auch deren Zubereitung in der Küche. (Übersetzung der Autorin)



6   Empirische Fehleranalyse

6.1 Fragestellung und Methode

Aus den in Kap. 5 genannten formalen Mitteln, wie sie für touristische Texte kennzeichnend sind, wurden als Teilbereich die Konstruktionen mit si impersonale gewählt, welche im Italienischen (neben anderen grammatischen Optionen) zur Markierung der unbestimmten Ausdrucksweise zur Verfügung stehen, wobei folgende Fragestellungen im Mittelpunkt der Fallstudie standen:
·  Wie werden diese Konstruktionen von den Lernern ins Deutsche übersetzt und welche Übersetzungsstrategien überwiegen?
·  Wie können die Resultate der Untersuchung für eine neue, vergleichbare Lernergruppe prophylaktisch verwendet werden?[5]

Basis der Untersuchung ist ein von der Autorin erstelltes Korpus aus dem Jahr 2010/11, welches sich aus 16 Seminarprüfungen und 98 als Übungen eingereichten Übersetzungsaufgaben zusammensetzt (insgesamt wurden den Studenten während der zweimonatigen Kursdauer und in der nachfolgenden Prüfungsphase acht zu bearbeitende Texte ausgehändigt, in denen sich die Anzahl der zu übersetzenden Konstruktionen mit si impersonale auf 15 belief); die Lernergruppe bestand aus ca. 20 Teilnehmern und war bezüglich ihres Lernniveaus (A2/B1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (GER)), ihres Alters (19-22 Jahre) und ihrer Muttersprache homogen (der Anteil an ausländischen Studenten war gering und besaß sehr gute Italienischkenntnisse).


6.2  Fallbeispiele

Der folgende italienische Satz[6], aus einem florentinischen Stadtführer stammend, stellt die Lerner bei der Übersetzung ins Deutsche vor eine Reihe von Problemen[7], wie u.a. die korrekte Wiedergabe der italienischen Gerundialkonstruktion oltrepassando i portici, der Übersetzung des Verbs (oltre) passare und der Ortsbezeichnung piazza Strozzi.[8]

(4)    Oltrepassando i portici si giunge in piazza Strozzi […] (Regione Toscana 2009: 51-52)
(4.1) *Die Bogengänge passierend man kommt in Piazza Strozzi […]][9]
(4.2) *Du erreichst dann die Strozzi Platz […]
(4.3) *Man passiert die Säulengängen und kommt in Strozzi Platz […]

Im Hinblick auf die Übersetzung der unpersönliche Konstruktion si giunge durch die Studenten lassen sich die folgenden Feststellungen treffen. In den Beispielen 4.1 und 4.3. erkennen die Lerner die funktionale Entsprechung zwischen dem unpersönlichen si im Italienischen und dem deutschen Indefinitpronomen man und setzen sie entsprechend um. In Beispiel 4.2 hingegen wird zur Wiedergabe des unpersönlichen Ausdrucks die 2. Person Singular verwendet, was aus pragmatischen Gründen inkorrekt ist, denn im Deutschen müsste hier die Höflichkeitsform verwendet werden.

Auch im folgenden Beispielsatz[10], der sich kontextuell auf die Vergnügungsmöglichkeiten an der Adriaküste bei Rimini bezieht, wird der unpersönliche Ausdruck ci si diverte, der das reflexive Verb divertirsi ‚sich amüsieren‘ enthält, von den Lernern im Deutschen korrekt unter Verwendung des Indefinitpronomens man wiedergegeben[11]

(5)     E chiaro per tutti: ci si diverte un mondo nelle nostre discoteche […] (Comune di
          Civitanova 2009: o. S.)
(5.1)  *Ist klar für alle: Man amüsiert sich eine Welt in unsere Discos.
(5.2)  *Das ist klar für alle: Man amüsiert sich viel in unsere Discos.

Nun bieten sich im Deutschen zur Wiedergabe der Konstruktionen mit si impersonale auch andere formal-strukturelle Ausdrucksmittel als das Indefinitpronomen man an. Ebenfalls möglich  wenn auch in touristischen Texten nicht sehr häufig anzutreffen  ist die Wiedergabe mit der unpersönlichen Variante des Vorgangspassivs: So versuchen die Lerner, den nachstehenden italienischen Beispielsatz einer Werbebroschüre der mittelitalienischen Region Marken mit Satzgefügen, die im Deutschen ein Passiv enthalten, zu übersetzen[12].

(6)     Questo è un vino bianco tipico che si degusta nelle enoteche regionali.
          (Comune di Civitanova 2009: o. S.)
(6.1)  * Dieser typische Weißwein wird in die regionalen Enohteken genieβt.
(6.2)  * Dieser ist ein typischer Weißwein, der es wird getrunken in Regionalenoteken.

Sieht man in Beispiel 6.1 von der Simplifizierung des Relativausdrucks che si degusta sowie der inkorrekten Partizipform des Verbs genießen ab[13], so hat der Lerner aber durchaus die funktionale Entsprechung des unpersönlichen Ausdrucks si degusta mit einer Passivform ohne explizites Agens im Deutschen erkannt.[14]

Gleiches gilt für Beispiel 6.2, in dem die Grammatikregel zur Bildung des unpersönlichen Passivs übergeneralisiert und der Platzhalter es nicht getilgt, sondern als feste Fügung in den Relativsatz eingebaut wird.

Als weitere Übersetzungsbeispiele dafür, wie italophone Lerner Konstruktionen mit si impersonale ins Deutsche übertragen, werden folgende Strukturen aufgeführt, wobei die italienischen Ausgangssätze[15] aus einem Werbeprospekt für Bioprodukte aus der mittelitalienischen Region Marken stammen.[16]

(7)     Il nostro vino si degusta benissimo insieme con un assaggio di formaggi tipici della  
       regione.  (Comune di Civitanova 2009: o. S.)
(7.1)  *Unser Wein trinkt sich sehr gut zusammen mit der typische Regionalkäse.

(8)      La maggior parte dei prodotti oleiferi si vende soprattutto ai ristoranti della zona
           […] (Comune di Civitanova 2009: o. S.)
(8.1)  *Viele ölige Produkte verkaufen besonders sich an die Zonerestaurants.

Die unpersönlichen Ausdrücke si degusta und si vende werden im Deutschen korrekt mit Medialkonstruktionen wiedergegeben, die allerdings bei Nachfrage von den Studenten nicht bewusst in Regelkenntnis konstruiert wurden, sondern sich eher zufällig aus einer oberflächenstrukturellen Identität zwischen Ausgangs- und Zielsatz ergaben, ohne dass darüber von Seiten der Lerner reflektiert wurde. So ist in Satz 8.1 eine zusätzliche Modalangabe nötig, damit die Medialkonstruktion grammatisch korrekt ist.

7   Fehlerevaluation


Will man nun anhand der Fehlerbeispiele überprüfen, welche sprachlichen Mittel den Lernern zur Verfügung stehen, um diejenigen Konstruktionen, die in der Ausgangssprache Italienisch das sogenannte si impersonale enthalten, zielsprachenadäquat ins Deutsche zu übersetzen, so lassen sich die folgenden Feststellungen treffen:

  • Die Strukturen mit si impersonale im Italienischen können im Deutschen unter Verwendung solcher Sätze, die mit dem Indefinitpronomen man gebildet werden, wiedergegeben werden (si balla à man tanzt). Dieses formal-strukturelle Mittel, das innerhalb der betreuten Lernergruppe besonders häufig und meist korrekt verwendet wurde, ist in der Erhebung mit 74 Auszählungen überrepräsentiert.
  • Ein solches Ergebnis ist u. a. deshalb zu erwarten gewesen, weil dieses Ausdrucksmittel im Deutschen sehr häufig gebraucht wird und anzunehmen ist, dass die Lerner deswegen schneller damit vertraut werden und seine korrekte Verwendung mit größerer Sicherheit beherrschen (Putzer 1994: 19). Die Tatsache, dass die Konstruktion eines Satzes unter Verwendung von man dem Lerner grammatisch nicht zu hohe Anforderungen abverlangt, trägt zusätzlich dazu bei, dass sich diese Form im Gebrauch einer allgemeinen Beliebtheit erfreut. 
  • Die italienischen Konstruktionen mit si impersonale können im Deutschen auch durch Passivsätze ohne Agensbenennung wiedergegeben werden (si balla à es wird getanzt); dieses formale Ausdrucksmittel tauchte in der Erhebung lediglich achtmal auf, überdies fast immer in inkorrekter Verwendung. Die Unterrepräsentation des Passivs war dabei zu erwarten, da diese Form im Deutschen von (nicht nur) italophonen Lernern als kompliziert eingeschätzt wird (Latzel 1982: 1ff). Mühe macht vor allem der Platzhalter es, denn den Studenten fällt es in der Regel schwer, die Funktion dieses Elementes, welches im Italienischen keine Entsprechung hat, im deutschen Satzgefüge zu verstehen (Mollica 2010: 207). So wissen die Lerner zwar um die funktionale Übereinstimmung der Konstruktionen mit si impersonale und den deutschen (unpersönlichen) Passivstrukturen, vermeiden sie jedoch aus Angst vor Fehlern.
  • Die italienischen Strukturen mit si impersonale finden unter bestimmten Bedingungen eine funktionale Entsprechung in den deutschen Medialkonstruktionen (vgl. z.B. si balla à es tanzt sich (z.B. gut auf glattem Parkett)). Voraussetzung dafür ist allerdings, dass auch der italienische Ausgangssatz eine Modalangabe enthält, ohne die eine entsprechende Medialkonstruktion im Deutschen nicht möglich ist. Die Bildung von Medialkonstruktionen ist darüber hinaus nicht mit allen Verben möglich (Fagan 1992: 82ff). Für Strukturen mit si impersonale können hingegen sowohl transitive, intransitive als auch reflexive Verben verwendet werden, wie aus folgendem Beispiel ersichtlich wird:
(9)      Si arriva veloce e puntuale in treno.  (Beispiel der Verfasserin)
       (9.1)  * Es kommt sich schnell und pünktlich mit dem Zug an. (Beispiel der Verfasserin)

Die Medialkonstruktion ist mit nur zwei Auszählungen im Fehlerkorpus unterrepräsentiert, was, wie bereits angedeutet, als Zufallsresultat zu werten ist, denn den Lernern ist dieses formale Ausdrucksmittel in der Regel unbekannt, da es normalerweise weder im (italienischen) Deutschunterricht noch in DaF-Grammatiken behandelt wird (siehe Grafik):


Abb. 1: Korpus 2010 / 11[17]


8   Ausblick

Hinsichtlich des potentiellen Nutzens der Ergebnisse der vorliegenden Fehleranalyse für den weiteren fachsprachlichen Übersetzungsunterricht können die folgenden Aussagen gemacht werden.

Die neue Lernergruppe (2011/12) unterscheidet sich mit Ausnahme einer höheren Teilnehmerzahl strukturell nur geringfügig von der des Vorjahres. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass auch das Sprachverhalten dieser neuen Gruppe keine wesentlichen Divergenzen im Vergleich zu den früheren Beobachtungen aufweist.

Unterrichtsziel ist es, dass die funktionalen Merkmale der Konstruktionen mit si impersonale von den Studenten zum einen grammatikalisch und pragmatisch korrekt mit den im Deutschen zum Ausdruck derselben Funktion zur Verfügung stehenden formalen Mitteln übersetzt werden, zum anderen aber auch, dass dabei die stilistische Zieltextangemessenheit für den Bereich touristischer Texte berücksichtigt wird.

In der Vorgehensweise wird dabei ein explizit kontrastiver Lehransatz verfolgt (Lavric 1994: 77f), wobei die Studenten in die metalinguistischen und theoretischen Ausgangsüberlegungen einbezogen und ihnen die Ergebnisse der durchgeführten Fehleranalyse aus dem Vorjahr vorgestellt werden. Es wird versucht, diese Ergebnisse gemeinsam anhand der persönlichen Lernerfahrungen der Studenten zu interpretieren und sie somit an ihren eigenen Lernprozessen teilhaben zu lassen.
Unter dem funktionalen Gesichtspunkt Ausdruck der Unpersönlichkeit als tertium comparationis werden diejenigen spezifischen formalen Mittel des Deutschen eingeführt, die zur Wiedergabe der Konstruktionen mit si impersonale dienen; es findet also eine Analyse und Besprechung der grammatischen Formen statt, an die sich entsprechende Übersetzungsübungen anschließen.

Zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Artikels lagen noch keine konkret verwertbaren Ergebnisse darüber vor, inwieweit die Lernergruppe bei der Übersetzung der Strukturen mit si impersonale von den im Unterricht besprochenen Strukturmitteln im Deutschen tatsächlich Gebrauch macht und inwieweit deren Verwendung grammatisch korrekt ist. Anhand der Korrektur einiger eingereichter Übungstexte kristallisiert sich jedoch folgende (noch zu bestätigende) Tendenz heraus: Die Lerner präferieren – aus Gründen der grammatischen Einfachheit – auch weiterhin das Indefinitpronomen man bei der Übersetzung der Konstruktionen mit si impersonale sowie die Verwendung von Personalpronomina (Höflichkeitsform) und unbestimmter Nomen, während ein Gebrauch der Medialkonstruktionen bisher nicht zu beobachten ist. Letzteres erklärt sich vor allem auch durch die geringe Häufigkeit, in der diese Strukturen in touristischen Texten anzutreffen sind und welche somit von den Lernern als nicht zieltextadäquat eingestuft werden.

Aus denselben Gründen wird auch das (unpersönliche) Vorgangspassiv von den Studenten wohl nicht häufiger benutzt, als es schon bei der Lernergruppe des Vorjahres der Fall war, wenn auch eine Zunahme der korrekten morphosyntaktischen Formenbildung zu beobachten ist.
Überraschenderweise hingegen rufen Formen und Funktionen des Reflexivpassivs bei den Studenten eine gewisse, zum Gebrauch animierende Neugier hervor  wohl bedingt durch die grammatikalische Ambivalenz dieser Konstruktion, die in manchen Kontexten noch immer Fehlerstatus besitzt.


9   Abschließende Bemerkungen

Die Übersetzung touristischer Texte stellt einen komplexen Bereich mit einer Vielzahl zu beachtender Aspekte dar. Hierbei stellen die Definition morphosyntaktischer Charakteristika gemäß Ziel- und Ausgangssprache und deren korrekte sprachliche Verwendungen Fremdsprachenlerner  nicht nur bei der Übersetzung  vor erhöhte Anforderungen. Gerade deshalb ist es wichtig, „lernrelevante, am häufigsten zu Fehlern führende Phänomene“ (Putzer 1994: 28) zu isolieren und mit den Studenten gezielt zu besprechen. Der hierbei gewählte methodische Ansatz, welcher in diesem konkreten Fall darin besteht, einen Überblick über alle im Deutschen zur Verfügung stehenden formalen Strukturmittel zu geben, mit denen italienische Konstruktionen mit si impersonale übersetzt werden können, mag einerseits exzessiv anmuten, hat aber andererseits den großen Vorteil, die Lerner mit Ausdrucksformen vertraut zu machen, die im regulären (Fach)Fremdsprachenunterricht kaum Eingang finden, und ihnen somit zu helfen, sich neue Zugänge zum Deutschen zu verschaffen.


Biblioraphie

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[1] Vgl. hierzu auch Cavallini (2010), Fervers (1983), Raabe (1980: 61ff), deren Untersuchungsergebnisse zum Fehler im Fremdsprachenerwerb der hier präsentierten Studie teilweise zugrunde liegen.
[2]  Dies ist auch der Standpunkt von Lavric (1994: 77f), die für eine Schwerpunktsetzung bei der Zusammenstellung des Unterrichtsstoffs plädiert, und zwar immer im Hinblick auf diejenigen Themenbereiche, die Lernern besondere Schwierigkeiten bereiten.
[3] Im Italienischen wird zwischen zwei Arten von Reflexiva - betonten und unbetonten – unterschieden, die im Gebrauch und teilweise auch in der Form differieren (Schwarze 2009: 233).
[4]  Das mediale ‚si‘ verweist im Satzgefüge auf ein unbestimmtes persönliches Agens und hat die Funktion eines Subjekts, wobei es für die Konstruktionen keine Verbbeschränkungen gibt; die Verwendung transitiver, intransitiver und reflexiver Verben ist gleichermaßen möglich (Graffi 1994: 62ff; La Fauci 2009: 115ff).
[5] Da die Fehlererhebung sich über die gesamte Kursdauer erstreckte, konnte die Ergebnisauswertung nicht für diejenigen Studenten nutzbar gemacht werden, deren Arbeiten als Korpusgrundlage dienten.
[6] Im Folgenden zwei Möglichkeiten, den ital. Ausgangssatz korrekt ins Deutsche zu übertragen:
            Sie lassen die Säulengänge hinter sich und erreichen Piazza Strozzi    und
            Die Säulengänge hinter sich lassend, erreicht man Piazza Strozzi.
[7] Es sei vorangestellt, dass es in diesem begrenzten Rahmen nicht möglich ist, alle Fallbeispiele ausführlich auf sämtliche begangenen Fehler hin zu analysieren. Hier soll es vorrangig um die Verwendung derjenigen formalen Mittel gehen, die im Deutschen zur Verfügung stehen, um die italienischen Konstruktionen mit si impersonale und si passivante zu übersetzen. In den analysierten Fehlerbeispielen werden entsprechend lediglich einige wenige Hinweise auf typische Übersetzungsfehler im Deutschen gegeben, die von italienischen Muttersprachlern häufig gemacht werden (vgl. in diesem Zusammenhang Nied Curcio (2008)).
[8] Bei diesen drei ausgewählten Fehlerbeispielen ist eine Anzahl lexikalischer und grammatischer Interferenzen aus dem Italienischen auffällig, so im Beispiel 4.1 der Versuch, die Gerundialkonstruktion oltrepassando i portici im Deutschen zwar korrekt mit einem Partizip Präsens wiederzugeben, dabei allerdings die entsprechende kontextuelle Verwendung des deutschen Verbs passieren zu missachten, welches hier nicht dem italienischen Wort passare entspricht. In diesem Fall handelt es sich um eine lexikalische Scheinentsprechung, die im Ausdruck man passiert als sogenannter falscher Freund auch in Beispiel 4.3 auftaucht.
Ein weiterer Interferenzfehler in den Beispielen 4.1 und 4.3 manifestiert sich in der Übersetzung der italienischen Richtungsangabe in, die in diesem Zusammenhang im Deutschen nicht mit der Präposition gleichen Wortlautes übersetzt werden darf. An dieser Stelle sei außerdem erwähnt, dass italophonen Deutschlernern vor allem der Gebrauch des Artikels im Zusammenhang mit Präpositionen oft Schwierigkeiten bereitet, denn im Italienischen fordern Orts- und Straßennamen im Gegensatz zum Deutschen keinen (definiten) Artikel.
Des Weiteren kann man mit der Formulierung ‚Strozzi Platz‘ in den Beispielen 2.2 und 2.3.einen typischen Übergeneralisierungsfehler ausmachen, da im Deutschen zwar bei Straßen- oder Platzbezeichnungen der Eigenname vorangestellt wird, diese Wortbildungsregel bei Übersetzungen aus dem Italienischen aber außer Acht bleibt und der entsprechende fremdsprachige Ausdruck übernommen werden sollte.
[9]  Alle mit einem Asterisk (*) versehenen Übersetzungen sind Korpuszitate der Lernenden, die als Analysebeispiele dienen.
[10] Auf Deutsch: Für alle ist es offensichtlich, dass man in unseren Diskotheken jede Menge Spaß hat (sich nach Kräften amüsiert).
[11] Ein sehr häufiger Fehler, der von italienischen Muttersprachlern im Deutschen begangen wird, ist die Aussparung eines Subjekts oder eines entsprechenden Platzhalters oder einer anderen Konstituente am deutschen Satzanfang, denn im Italienischen ist es möglich, Sätze direkt mit dem Verb zu beginnen. Als lexikalischer Interferenzfehler ist die wortwörtliche Übersetzung des im metaphorischen Sinne gebrauchten Ausdrucks un mondo zu werten, welcher im Deutschen auch einfach mit dem Gradpartikel ‚sehr‘ wiedergegeben werden kann; auch die Verwendung dieses Wörtchens stellt die Lerner vor nicht geringe Probleme, da im Italienischen zwischen Adverb molto ‚sehr‘ und indefinitem, flektiertem Zahladjektiv molto,-a,-e,-i ‚ ‚viel‘ lexikalisch nicht unterschieden wird.
[12] Bei der Übersetzung ins Deutsche orientieren sich die Studenten sehr oft Wort für Wort am italienischen Originalsatz, was zu inadäquaten Diskrepanzen im Ausdruck führt. Unter Verwendung der Passivform wäre hingegen folgende Übersetzung denkbar: „Hierbei handelt es sich um einen typischen Weißwein, der in den Enotheken der Umgebung verkostet wird.“
[13] Es wurde hier in inkorrekter Regularisierung nach dem Konjugationsschema der schwachen Verben auf -ieren, also wie z. B. ‚studieren‘, gebildet.
[14] Bei der Übersetzung des Ausdrucks enoteche regionali entstehen gleich mehrere typische Fehler; so im Bereich der Orthographie, wo die Graphemvertauschung in Beispiel 6.1 möglicherweise von einer Übergeneralisierung der Regel zum Gebrauch des Dehnungs-h bedingt ist (in inkorrekter Analogie beispielsweise zu Sohn). Hingegen auf eine lexikalische Interferenz zurückzuführen ist die Wiedergabe des Adjektivs regionale durch das gleichlautende deutsche Adjektiv regional, das - nicht zielsprachenadäquat - auch im Kompositum Regionalenot(h)ek verwendet wird.
[15] Unter Verwendung einer Medialkonstruktion und nahe am Ausgangstext bleibend ist für Satz 5 folgende Übersetzung möglich: „Unser Wein degustiert sich hervorragend zusammen mit einer Kostprobe aus regionaltypischen Käsesorten.“ Hingegen kann für Satz 6 die Übersetzung, unter Hinzufügung einer Modalangabe, so lauten: „Der größte Teil der Ölprodukte verkauft sich besonders gut an Restaurants im Umland.“
[16] In beiden Fehlerbeispielen gibt es eine Reihe von lexikalischen Simplifizierungen, wie z. B. in Satz 7.1 die undifferenzierte Wiedergabe des Verbs degustare ‚verkosten‘, ‚probieren‘ mit dem deutschen Wort ‚trinken‘ und der unübersetzt gebliebene Ausdruck un assaggio ‚Kostprobe‘. In Satz 8.1 wird die Divergenz zwischen den Adjektiven oleifero und oleoso, also ‚ölig‘ und ‚ölhaltig‘ nicht realisiert und des Weiteren die Mengenangabe la maggior parte ‚der größte Teil‘ vereinfacht mit ‚viel‘ umschrieben.
[17] Dieses Korpus besteht aus 114 vom Italienischen ins Deutsche übersetzten Texten von 20 Probanden mit Italienisch als Muttersprache.